Die ungewöhnliche Aktion in Köln geht per Video im Netz viral – mit einer überraschenden Auflösung und jeder Menge Beifall.
„Genial und traurig“Frauen provozieren Passanten in Köln mit Einblicken – Auflösung überrascht

Drei Künstlerinnen Michelle Paninka, Lynn Joanna Hasselmann und Larissa Strauch beteiligen sich in Köln an einer Spendenaktion der ungewöhnlichen Art.
Copyright: S. Borges
Diese Aktion in der Kölner Innenstadt klingt im ersten Moment plump und niveaulos: „Such dir eine aus! Pro Einblick 1 Euro“, steht auf einem aufgestellten Karton in knallroter Schrift hinter einer Spendenbox. Dahinter stehen drei Frauen nebeneinander und halten mit scheinbar nackten Oberkörpern silberfarbene Kisten auf Höhe ihrer Brüste, die mit einem Guckloch versehen sind, und suggerieren, private Einblicke für einen Euro anzubieten.
Zu sehen ist die Aktion in einem Video, welches derzeit auf Instagram und TikTok viral geht. Gezeigt wird eine rege Teilnahme zahlreicher zahlungswilliger Männer. „Manche kommen in Gruppen, manche pirschen sich heran wie scheue Füchse“, heißt es aus dem Off.
Aber auch Frauen nehmen den Aufnahmen zufolge teil, wollen wissen, was es tatsächlich innerhalb der Kisten zu sehen gibt. Das Kleingedruckte („Wer teilnimmt, erklärt sich mit Videoaufnahmen und der Verbreitung einverstanden“) wirkt wenig abschreckend.
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Auch Frauen werden neugierig – Auflösung der Spendenaktion in Köln sorgt für Beifall
Dass es sich dann tatsächlich nicht um den Anblick blanker Brüste handelt, dürften einige der Teilnehmenden zwar erwartet haben. Doch offensichtlich längst nicht alle, wie dem ein oder anderen verlegenen Lächeln zu entnehmen ist. Und wie auch immer: Die Kasse füllt sich.
Die Auflösung sorgt dann sowohl bei den Beteiligten im Video als auch bei den Zuschauern im Netz für großen Beifall. Denn zu sehen bekommen Neugierige etwa am Kölner Dom oder am Ufer der Altstadt für einen Euro eben keine Brüste. Sondern jeweils einen kurz formulierten Dank der Wohltätigkeitsorganisationen Unicef, Save The Children und Ärzte ohne Grenzen für die soeben getätigte Spende, die als solche vorher nicht kommuniziert war.

Die ungewöhnliche Spendenaktion sorgte auch am Rheinufer in der Kölner Altstadt für Aufsehen.
Copyright: S. Borges
„Das ist genial und traurig zugleich“, beschreibt es ein Kommentar unter dem Video auf Instagram treffend. Eine Reaktion, die großen Anklang findet. Denn der entlarvende Teil folgt im Video mit weiteren Szenen vom „Tag zuvor“.
Konkreter Spendenaufruf für Gaza in Köln brachte keinen Erfolg
Mit einer offen ausgesprochenen Bitte um „Spenden für Gaza“ war in der Dom-Umgebung offensichtlich kein Geld einzusammeln. Gezeigt werden im Video aneinandergereihte Absagen: „Nein, danke“, oder auch „kein Kleingeld“, heißt es da.
Somit wird der Kontext der darauffolgenden und ungewöhnlichen Spendenaktion in Köln umso deutlicher: Es liegt nicht am Euro, sondern an der mangelnden Motivation. „Helfen ist nicht sexy, aber eine mysteriöse Box vor der Brust schon. Such dir eine aus – eine Hilfsorganisation“, beschreibt Sylvia Borges in dem Video letztlich die Auflösung ihrer Spendenaktion.
Initiatorin Sylvia Borges: „Manchmal beschämend, ihre verachtenden Blicke zu spüren“
Die Kölner Comedy-Autorin, Regisseurin und Fotografin organisierte die Aktion in vollem Umfang selbst und wurde dabei von den drei mutigen Künstlerinnen Michelle Paninka, Lynn Joanna Hasselmann und Larissa Strauch unterstützt. „Wir haben nicht nur Geld gesammelt, sondern mithilfe des dazugehörigen Online-Films auch bereits 350.000 Menschen über TikTok und Instagram erreicht, von denen mir viele geschrieben haben, dass es für sie ein guter Reminder war, mal wieder zu spenden“, so Borges auf Nachfrage dieser Redaktion.
Stattgefunden habe die Aktion in Köln am 20. September parallel zur Demonstration „Marsch für das Leben“ und den jeweiligen Gegendemonstrationen. Die Provokation der scheinbaren Zurschaustellung des weiblichen Körpers beschreibt Borges als interessant und aufschlussreich. „Obwohl wir wussten, was sich in den Kisten verbirgt, war es manchmal beschämend, ihre verachtenden Blicke zu spüren.“ Blicke sowohl von passionierten Christen, Muslimen, als auch von Feministinnen.