Er betreute internationale StarsKölner Gitarren-Pate hört nach über 40 Jahren auf

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Uli Kurtinat in seinem Geschäft „Ulis Musik“ an der Venloer Straße.

Uli Kurtinat in seinem Geschäft „Ulis Musik“ an der Venloer Straße.

Köln-Ehrenfeld – „Am 30.12. ist letzte Schicht“, sagt Uli Kurtinat in breitem Ruhrpott-Slang. Aber keine Angst, die Musikszene muss ihre Navis nicht umprogrammieren. Sein langjähriger Mitarbeiter Rüdiger Funk (laut seinem Noch-Chef „bester Gitarrentechniker der Welt“) wird „Ulis Musik“ komplett übernehmen. Nach einem Ausverkauf mit Sonderpreisen zwischen den Jahren und einem Umbau soll der Laden in der Venloer Straße Anfang Februar wieder eröffnet werden.

Urgestein der Kölner Musikszene

Der gebürtige Dortmunder Kurtinat (69) kam nach einer Lehre als Gitarrenbauer 1978 nach Köln, arbeitete als Gitarrenreparateur am Alter Markt, wo man schnell sein Verkaufstalent erkannte. Seitdem ist er mit Brings-Gitarrist Harry Alfter befreundet, der dort eine Lehre machte. Kurtinat wurde Trauzeuge und Patenonkel der ältesten Tochter Alfters, und Harry sagt heute: „Uli ist ein Urgestein der Kölner Musikszene, Ziehvater von Brings.

Er hat ein Herz für Musik, aber was viel wichtiger ist: ein Herz für Musiker. Freunde für’s Leben, könnte man sagen, aber die Expertise von Uli, seine Erfahrung, seine Connections, seine Empathie, seine Hilfsbereitschaft bei Kids, die brennen für das Gitarrending, sind die Basis für mehr als 40 Jahre Erfolg in der Branche.

1980 machte er sich mit seiner Frau Ellen in Opladen selbstständig, bis zu vier Läden führten sie gleichzeitig. „Ich wollte immer, dass es meiner Frau und mir finanziell gut geht, eine Musikkarriere habe ich nicht gesehen“, sagt Kurtinat pragmatisch. Kinder? „Ne, nur Patenkinder, und ganz, ganz viele hier im Laden.“ Er grinst zufrieden. 1998 zog „Ulis Musik“ dann nach Ehrenfeld. Die Kunden blieben dieselben: von Frank Hocker über Bläck Fööss, BAP bis Kasalla blieben ihm die Musiker treu.

Kurtinat betreute auch schon die Rolling Stones

Die Kurtinats waren immer fleißige Konzertgänger. Auf eine Richtung sind sie nicht festgelegt, da halten sie es wie Leonard Bernstein: „Es gibt nur gute oder schlechte Musik.“ Von Jazz über Rock bis Folk, egal, Hauptsache gut. Beatles oder Stones? „Ich bin da eher die Warmduscherfraktion“, sagt Kurtinat lachend. „Beatles. Oder Beach Boys. Mehrstimmiger Gesang. Wenn viele Stimmen zu einer verschmelzen – das ist für mich Schönheit.“

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Jenseits der Kölner Musiker hat er auch viele internationale Stars auf Tournee betreut. Mit denen hat er zwar selten direkt zu tun, eher mit den Backlinern, aber er kommt auf die Gigs. Sein Fundus an Geschichten scheint unerschöpflich. „Sensationell“ war etwa der Auftritt der Rolling Stones vor nur 500 Leuten im Paradiso Theatre in Amsterdam. Keith Richards traf er später bei einem Open Air in Frankfurt. Während der Meister schon früh gut dabei war, präsentierte sich Kollege Ron Wood stocknüchtern und in Bestform – seine Frau war zum Konzert angereist.

Uli Kurtinat mit Keith Richards im Frankfurter Waldstadion.

Uli Kurtinat mit Keith Richards im Frankfurter Waldstadion.

Hin und weg ist er bis heute vom Beach Boys-Jubiläumskonzert. Oder von der Reunion von Cream mit Eric Clapton in der Royal Albert Hall in London – „allein der Ort hat mich geflasht“. Oder von Neil Young im Tanzbrunnen. „Friedrich Nietzsche hat mal gesagt, dass ein Leben ohne Musik ein Irrtum sei – da hat er recht.“

Musik machte Kurtinat auch, seine Combo mit wechselnden „Hammermusikern“, darunter Alex Olivari, Pit Hupperten oder Angelo Kelly, war ein Spaßprojekt, spielte etwa bei den Leverkusener Jazztagen. Irgendwann fehlte allen Beteiligten die Zeit, „aber jetzt will ich wieder mehr Gitarre spielen“, sagt der Fastruheständler. „Ich bin beseelt von dem Gedanken, Unterricht zu nehmen und dann Bossa-Nova-Sachen zu spielen.“ Man darf gespannt sein.

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