Betrunken Auto gefahren?Influencer präsentiert bei Prozess in Köln ein Alibi – Richterin glaubt ihm

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Außenansicht des Kölner Land- und Amtsgerichts auf der Luxemburger Straße in Köln-Sülz.

Außenansicht des Kölner Land- und Amtsgerichts auf der Luxemburger Straße in Köln-Sülz.

Mit einem Alibi überzeugte ein Kölner Influencer die Richterin bei einem Strafprozess wegen Trunkenheit im Verkehr.

Ein bekannter Influencer und mehrfacher TV-Show-Kandidat musste sich wegen einer mutmaßlichen Trunkenheitsfahrt mit einem Beinahe-Unfall auf der Autobahn vor dem Kölner Amtsgericht verantworten. Die Verhandlung in Saal 217 entwickelte sich kurios, denn plötzlich saß auch der eigentlich unbescholtene Bruder des Beschuldigten mit auf der Anklagebank.

Köln: Autofahrer ruft auf der A4 die Polizei

Im März 2022 soll der Prominente laut Anklageschrift mit dem Mini seiner Mutter so unvermittelt die Fahrspuren auf der A4 gewechselt haben, dass es beinahe zum Unfall gekommen sein soll. Der Fahrer eines weiteren Fahrzeugs habe einen Zusammenstoß nur durch starkes Abbremsen vermeiden können. Der Mann rief die Polizei. Den Mini, der zum Verteilerkreis abfuhr, verfolgte er aber nicht.

An der Wohnanschrift der Mutter trafen Polizisten dann auf den angetrunkenen Influencer. Als distanzlos, provokativ und unangemessen fröhlich beschrieben die Beamten den jungen Mann. „Ich bin nicht gefahren“, habe der aber gesagt. Der Influencer sollte zwecks Blutprobe mit zur Wache Rodenkirchen kommen, wehrte sich aber. Die Beamten legten Handschellen an und führten ihn ab.

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Köln: Influencer präsentiert Alibi vor Gericht

Eine Blutprobe ergab etwa 1,4 Promille, es folgte eine Anklage der Staatsanwaltschaft. Bei einem ersten Termin im Amtsgericht, zu dem aufgrund der scheinbar klaren Beweislage keine Zeugen geladen waren, offenbarte der Influencer dann seine Verteidigungsstrategie. Er bekräftigte, in jener Nacht nicht gefahren zu sein und präsentierte den wahren Fahrer des Mini: seinen Bruder.

Es kam daher zum neuen Termin im Amtsgericht, diesmal lud die Richterin alle möglichen Zeugen, darunter den Anzeigenerstatter. Damit der völlig neutral blieb und nicht von der Szenerie im Gerichtssaal beeinflusst wurde, griff die Richterin in die Trickkiste. Der Bruder sollte sich neben den Influencer auf die Anklagebank setzen. So war für den Zeugen nicht klar, wer der Beschuldigte war.

Bruder entlastet Influencer: Richterin mit Freispruch

Der Zeuge erinnerte sich allerdings gar nicht an das Aussehen des Mini-Fahrers, es sei dunkel gewesen und er sei nur wenige Sekunden an diesem vorbei gefahren. Der Bruder des Angeklagten entlastete diesen vollends. „Ich bin an dem Tag gefahren“, sagte er. Wo er gewesen sei, wisse er aber nicht mehr. Er leihe sich das Auto seiner Mutter aber manchmal, er wohne ja in der Nähe.

Zwar hatten die Polizisten noch ausgesagt, einen Autoschlüssel in der Jackentasche des Influencers entdeckt zu haben. Der Richterin reichte die dünne Aussage des Bruders aber, um erhebliche Zweifel an der Täterschaft des Influencers zu sehen. Er wurde freigesprochen. Den Bruder dürfte nun wohl kaum ein Strafverfahren erwarten – denn sein Alkoholpegel wurde in jener Nacht nicht gemessen.

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