Übertragung im WDRKardinal Woelki will nicht auf Dreikönigsfest-Predigt verzichten

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Rainer Maria Woelki predigt am 6. Januar bei der Messe zum Dreikönigsfest im Kölner Dom.

  • Der Sender hatte den Kölner Kardinal vorab darum gebeten, die Leitung der Messe abzugeben.
  • Lesen Sie hier die Hintergründe.

Der WDR-Hörfunk überträgt an diesem Mittwoch, trotz erheblicher Bedenken wegen der ungeklärten Vertuschungs-Vorwürfe gegen Kardinal Rainer Woelki, die Messe zum Dreikönigsfest mit dem Erzbischof aus dem Kölner Dom. Dem WDR sei „bewusst, dass es sowohl bei Gläubigen als auch bei kirchenfernen Menschen Erklärungsbedarf zum Umgang des Kardinals mit der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch gibt“, sagte eine Sprecherin des Senders auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Das haben wir offen mit dem Erzbistum diskutiert.“

WDR bat Woelki um Verzicht auf Leitung

Die Bitte des Senders an den Kardinal, zumindest auf die Predigt zu verzichten beziehungsweise die Leitung des Gottesdienstes zum Beispiel dem neuen Dompropst Guido Assmann zu überlassen, soll Woelki strikt abgelehnt und auf seine angestammte Rolle und Funktion verwiesen haben. Das Ansinnen des WDR, die Gottesdienstübertragung dann redaktionell durch ein Interview mit Woelki zu flankieren, habe bei Woelki ebenfalls kein Gefallen gefunden haben, hieß es.

Die diplomatischen Bemühungen um einen Ausfall der Übertragung auf WDR 5 oder die veränderte Besetzung des Dreikönigsgottesdienstes hätten schon vor Weihnachten begonnen. Seit Mitte Dezember sieht sich Woelki dem massiven Vorwurf ausgesetzt, in mindestens einem Fall sexuellen Missbrauch vertuscht zu haben.

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Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete, unterließ er es 2015, Ermittlungen zu einem Missbrauchsvorwurf gegen einen mit ihm befreundeten Düsseldorfer Pfarrer einzuleiten und das Ergebnis nach Rom zu melden. An Weihnachten löste der Kardinal zudem mit einem „persönlichen Wort“ in der Christmette Proteste aus. Darin bat er um Verzeihung, aber nicht für eigene Fehler bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals, sondern lediglich für die an ihm geübte Kritik. Der Dormagener Pfarrer Klaus Koltermann stellte sich daraufhin als erster Vertreter des Kölner Klerus offen hinter Rücktrittsforderungen an Woelki.

WDR hat kaum Einfluss auf Übertragung

Da eine Gottesdienstübertragung zu den sogenannten Verkündigungssendungen gehört, die laut Rundfunkstaatsvertrag in der redaktionellen Verantwortung der Kirchen stattfinden, hat der WDR darauf keinen unmittelbaren Einfluss. Eine einseitige Absage der Übertragung aus dem Dom am Dreikönigstag wäre somit kaum möglich gewesen, hieß es.

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Zudem sieht sich der WDR nach eigenen Angaben in einer Verpflichtung gegenüber den Menschen, die wegen der Corona-Pandemie nicht in die Kirchen kommen könnten. Für sie sei „gerade in Zeiten der Pandemie jeder übertragene Gottesdienst ein Geschenk“, so die Sprecherin.

Um etwaigem Unmut aus der Hörerschaft zu begegnen, will der WDR die Gottesdienstübertragung von 10 bis 11.15 Uhr nun „mit einordnenden Beiträgen zur aktuellen Diskussion kritisch begleiten“, so die Sprecherin des Senders. Zudem werde im Anschluss an den Gottesdienst in der Sendereihe „Tagesgespräch“ auf WDR 5 ab 12.10 Uhr mit den Hörerinnen und Hörern darüber diskutiert, „wie die katholische Kirche verlorenes Vertrauen zurückgewinnen“ könne. 

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