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„Macht mich sehr, sehr sorgenvoll“Stadt Köln spielt beim Ebertplatz auf Zeit

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Was wird aus dem Kölner Ebertplatz?

Köln – Andreas Hupke ist unzufrieden. „Ich stehe wie ein Depp da“, sagt der Bezirksbürgermeister der Kölner Innenstadt. „Ich lasse mir das nicht gefallen.“ In seinem Verantwortungsbereich liegt der Ebertplatz. Ein Ort, den die Stadt in den vergangenen Jahren vorbildlich aufgewertet hat. Mit Ausstellungen, Kunstwerken, riesigen Schriftzügen und umgestalteten Rolltreppen wurde die Zwischennutzung in den vergangenen Jahren für verschiedene Kreativprojekte genutzt.

Dass der Platz von 2018 an wiederbelebt wurde, ist unstrittig. Aber war es das nun wieder? Das zumindest ist die Befürchtung, die viele Anwohnende und auch Hupke selbst inzwischen haben.

Ebertplatz Köln: Anwohner sind unzufrieden

„Mich macht es sehr, sehr sorgenvoll, dass sich die Verwaltung nicht äußert – da muss hinter den Kulissen etwas abgehen, das zulasten des Platzes geht“, sagt Hupke. Er selbst wird häufig darauf angesprochen, die Anwohner sind unzufrieden. Der frisch belebte Ebertplatz droht, wieder einzuschlafen. Aber Hupkes Handlungsspielraum ist begrenzt. Um die Fortsetzung der Zwischennutzung, um die es rechtlich nun erstmal geht, sicherzustellen, muss den Gremien eine Beschlussvorlage der Verwaltung vorgelegt werden. Die gibt es aber nicht.

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„Die Beschlussvorlage ist ja nicht kompliziert, es geht nur darum, dass wir das Geld genehmigt bekommen“, sagt Hupke. „Wir hätten auch alle Möglichkeiten, einen Dringlichkeitsantrag zu beschließen und dann weitere Ideen zu entwickeln. Stattdessen wird mit uns als Politik nicht gesprochen, das ist doch Wahnsinn. So kann man nicht miteinander umgehen“, klagt er an.

Ratssitzung im Mai soll die Entscheidung bringen

Angefordert war die Beschlussvorlage für das erste Quartal des laufenden Jahres. Auf Anfrage legt die Stadtverwaltung sie nicht vor und teilt stattdessen mit: „Die Beschlussvorlage wurde vom Stadtplanungsamt erarbeitet und befindet sich im verwaltungsinternen Mitzeichnungsprozess.“ Der Rat hatte die Stadt eigentlich beauftragt, bis zum ersten Quartal des vergangenen Jahres eine Beschlussvorlage zu erstellen. Nun hoffen Vereine, die den Ebertplatz mitgestalten wollen, dass zumindest vor den Sommermonaten ein Beschluss gefasst werden kann.

Doch der Prozess zieht sich weiterhin. Bei den Sitzungen verschiedener politischer Gremien Anfang März, etwa im Stadtentwicklungsausschuss und in der Bezirksvertretung Innenstadt, kann die Zwischennutzung noch nicht beschlossen werden. Laut Verwaltung sollen die ersten Gremien Ende März eingebunden werden, von einem Ratsbeschluss geht man am 5. Mai aus. Aus Sicht verschiedener engagierter Bürger und Vereine, die die Entwicklung am Ebertplatz gerne vorantreiben würden, ist das viel zu spät.

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Eine schnelle Fortsetzung hält Hupke für „unerlässlich“ – auch wegen der unabsehbaren Folgen der weltpolitischen Lage für kommunale Bauprojekte. Eine generelle Umgestaltung sei derzeit durch die Unsicherheiten in Gefahr, sodass zumindest die Zwischennutzung beschlossen werden müsse.

Die Stadt teilt mit, für die langfristige Umgestaltung des Ebertplatzes sei von Stadtgesellschaft, Politik und Verwaltung der Wunsch aufgekommen, die Öffentlichkeit stärker mit einzubeziehen sowie einen Bestandserhalt zu prüfen. Im März 2021 hat der Rat die Stadt beauftragt, in einer „Vorqualifizierung“ eine Grundidee für die langfristige Nutzung zu entwickeln. Diese Grundidee sei „eng verzahnt mit der Weiterführung der Zwischennutzung“, teilt die Verwaltung nun mit. Es ist geplant, dass der Gesamtprozess zur Vorqualifizierung in zwei Schritten von einem externen Büro weiter konkretisiert und durchgeführt wird.

Kölner Ebertplatz: Bleibt die Passage erhalten?

Welche Vorstellung das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt dabei haben könnte, lässt Christine Seiger, die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Grünen, durchblicken. „Wir lassen eine ebenerdige Variante sowie eine Variante mit Erhalt der Passage prüfen, außerdem soll es eine städtebauliche Weiterentwicklung mit Öffentlichkeitsbeteiligung geben“, sagt Seiger.

„Beides trägt maßgeblich dazu bei, dass wir für die zukünftige Gestaltung des Ebertplatzes eine wirklich gute Lösung finden.“ Bislang wartet ihr Parteifreund Andreas Hupke darauf vergeblich. Luftschlösser interessieren ihn wenig, der Bezirksbürgermeister will zu allererst verhindern, dass der Ebertplatz zurückfällt in die Zeit vor 2018, als der Platz vernachlässigt da lag. 

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