In unserer Serie blicken wir zurück auf 165 Jahre Kölner Zoo – auch auf die tragischen Ereignisse.
„Schwärzester Tag in meinem Leben“Petermann und Altai – Der Kölner Zoo und seine Unglücke

Schimpanse Petermann war das Vorzeige-Äffchen des Kölner Zoos, 1985 verletzte er Direktor Gunther Nogge schwer.
Copyright: Sammlung Brokmeier, Kölnisches Stadtmuseum
Zum Glück sind es wenige Ausnahmen. Doch ab und zu wurden die Kölner auf brutale Weise daran erinnert, wie gefährlich manche Tiere ihres Zoos sein können. Man denke etwa an den Schimpansen Petermann, der sich vor 40 Jahren aus seinem Käfig befreien konnte und zusammen mit Schimpansin Susi Zoodirektor Gunther Nogge und einen Tierpfleger schwer verletzte.
Petermann, der 1950 als ganz junges „Pittermännchen“ in den Zoo gekommen war, wuchs nicht artgerecht auf, seine einzigen Sozialpartner waren Menschen. Er musste in Menschenkleidung auftreten und Kunststücke vorführen. Seine Auftritte im Fernsehen und im Kölner Karneval machten ihn berühmt. In der Pubertät wurde er dafür zu aggressiv. Petermann kam in den Käfig, wo er Verhaltensauffälligkeiten zeigte. „Man wusste zu jener Zeit im Zoo eben noch nichts von den subtilen Regeln, nach denen Schimpansen in freier Natur leben“, heißt es in der Zoo-Chronik.
Unerfahrener Tierpfleger
Ein unerfahrener Tierpfleger hatte am 10. Oktober 1985 vergessen, einen Schieber des Käfigs zu schließen. Petermann und Susi befreiten sich, griffen ihn an und richteten auch Gunther Nogge so übel zu, dass er vier Stunden lang im Krankenhaus operiert werden musste. „Erst als Nogge sich totstellte, liefen die Affen davon“, berichtete der „Kölner Stadt-Anzeiger“.
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Darstellung des Eisbärenkampfs von 1876.
Copyright: Quelle: Archiv Kölner Zoo
Petermann hatte arttypische Verhaltensweisen schlicht nicht gelernt. Für Susi als Sexualpartnerin zeigte er kein Interesse, betrachtete er sich selbst doch als Mensch. Der Angriff wäre aber auch ohne diese Verhaltensstörung passiert, so Nogge 2017 gegenüber dieser Zeitung: Petermann habe in ihm einen ranghöheren Kontrahenten gesehen, den es niederzuringen galt. Dass er die Gelegenheit dazu am 10. Oktober 1985 ergriff, sei eine durchaus „artgerechte Verhaltensweise“ gewesen, sagte Nogge.
Schimpanse niedergeschossen
Der damals 36-jährige Schimpanse wurde auf der Flucht von einem Zoomitarbeiter niedergeschossen, ein Polizist streckte Susi später außerhalb des Tierpark-Geländes nieder. Manche verklärten die Flucht der beiden Tiere zu einem Akt der Anarchie unterdrückter Kreaturen. Der Zoo stellte unterdessen seine Primatenhaltung auf neue Füße.
25. August 2012: Für Ruth K. ist es ein Arbeitstag wie jeder andere. Schon lange arbeitet die Tierpflegerin im Kölner Zoo, kümmert sich mittlerweile nur um die Raubkatzen. Die 43-Jährige betritt kurz vor 12 Uhr das Innengehege, in dem sich mehrere Einzelkäfige befinden. Die Gitterboxen sind untereinander mit Schiebetüren verbunden. Als Ruth K. einen der Käfige betritt, ist offenbar eine Klappe geöffnet, die die Box mit einem Nebenkäfig verbindet. Hier befindet sich der Sibirische Tigerkater Altai, der die Tierpflegerin von hinten angreift, ihr in den Hals beißt.
Eine zweite Tierpflegerin holt Hilfe, doch Altai sitzt noch immer neben der lebensgefährlich verletzten Ruth K., Rettungskräfte können in dieser Situation nicht einschreiten. Die Einsatzleitung der Polizei entscheidet, dass Zoodirektor Theo Pagel den Tiger erschießen soll. Der Zoo ist evakuiert, als Pagel durch eine Dachluke das Tier tötet. Doch Sanitäter und ein Notarzt können nichts mehr für die Frau tun, ihre Verletzungen sind zu schwerwiegend. „Das ist der schwärzeste Tag in meinem Leben“, wird Pagel später sagen. Der Zoo spricht von einem verhängnisvollen Versehen der Tierpflegerin.
Schäferhund rettet Tierpfleger vor Jaguar
10. November 1975: Kurz bevor im Verwaltungsgebäude eine Aufsichtsratssitzung stattfinden soll, macht eine Stadtverordnete eine besorgniserregende Beobachtung: Ein Jaguar macht sich am Maschendrahtzaun seines Geheges zu schaffen. Ein Tierpfleger macht sich mit seinem Schäferhund und seiner zufällig anwesenden Ehefrau auf den Weg zum Gehege, wo er von einem mittlerweile entlaufenen Tier angefallen wird. „Sein Leben verdankte er allein dem mutigen Einsatz seines Schäferhundes, dessen Attacken den Jaguar schließlich bewogen, von seinem Opfer abzulassen“, heißt es in der Zoo-Chronik. Die Raubkatze wird bei einer Verfolgungsjagd von einem Polizisten erschossen, zwei weitere entlaufene Jaguare werden eingefangen.
13. Oktober 1876: Fünf Jahre zuvor hatte der Zoo ein Eisbärenpärchen in Liverpool erstanden, das sich zunächst gut vertrug. Das Verhältnis wurde sogar so intim, dass die Eisbärendame schwanger wurde. Warum die Stimmung kippte, ist nicht überliefert, die Kölnische Zeitung beschreibt die Vorgänge vom 13. Oktober 1876 so: „Der Bär, von grimmiger Wuth erfaßt, griff die Bärin mit den Zähnen an, versetzte ihr mehrere Bisse ins Gesicht, schleppte sie dann in das gefüllte Wasserbassin und tauchte sie hier so lange unter, bis sie verendet war. Nachdem er seiner Gefährtin den Garaus gemacht, warf er sie noch eine Zeitlang wie einen Spielball in dem Zwinger hin und her und versuchte, sie dann in den Absperrraum zu schleppen. Nur mit vieler Mühe gelang es, die Getödtete dem fürchterlichen Gemahl zu entziehen.“