Köln – Kurz vor Beginn der Sommerferien begeben sich viele Schüler auf Abschluss- oder Klassenfahrten. Die Touren werden in den meisten Fällen mit Reisebussen durchgeführt und stellen einen Höhepunkt im Schuljahr dar, auf den sich die Schüler lange vorab freuen.
So auch die Enkelin von Renate Wiegand aus Pesch. Die Zwölfjährige wollte am Montagmorgen um 8.30 Uhr mit ihrer eigenen sowie zwei weiteren siebten Klassen des Gymnasiums Pesch für fünf Tage nach Nottulm bei Münster aufbrechen. Wiegand begleitete ihre Enkelin zum Abfahrtsort. Doch die bestellten Reisebusse des Unternehmens Herlitschka aus Kaarst im Rhein-Kreis Neuss rollten nicht wie geplant los. Zunächst überprüften Spezialisten der Polizei die Busse.
Mehr als eine Million Tacho-Kilometer
„Die Fahrer der beiden Busse wirkten überrascht von der Kontrolle“, sagte der Vater einer weiteren Siebtklässlerin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Einer der Busse habe zwar eine gültige Tüv-Plakette gehabt, habe aber bereits mehr als eine Million Tacho-Kilometer ausgewiesen. Frisches Öl sei bei dem älteren Modell ausgetreten, zudem seien die Sitze locker gewesen.
Um zu klären, wie schwerwiegend die technischen Mängel an den Fahrzeugen tatsächlich sind, ordnete die Polizei eine Kontrolle bei der Prüfgesellschaft Dekra an. „Die 70 Kinder standen da – man hat gesehen, dass sie um ihre Reise fürchteten“, sagte Renate Wiegand. „Wir haben versucht, schnell Ersatz für die Reisebusse zu finden, um die Fahrt nicht absagen zu müssen“, erläuterte der stellvertretende Schulleiter des Gymnasiums Pesch, Johannes Sieben.
Ersatzbus mit Mängel
Der traf in Form eines Doppeldeckers der Kölner Firma Placke ein. Aber auch in dem Ersatzfahrzeug gab es Mängel – nämlich zu wenige und teils veraltete Feuerlöscher. Um 14.30 Uhr schließlich konnten die drei Schulklassen aus Pesch die Fahrt antreten – rund sechs Stunden später als geplant.
Busunternehmer Theo Herlitschka hat nach eigenen Angaben von der Polizei die Auflage erhalten, die Mängel an seinen Fahrzeugen beheben zu lassen und sie anschließend erneut vorzuführen. Stillgelegt wurden die Busse demnach nicht. Er ist der Meinung, die Schulklassen hätten die Fahrt gefahrlos antreten können. „Es sind zwar nicht die neuesten Modelle, aber Öl tritt an der Achse oder im Getriebe nicht selten aus,“ so Herlitschka. Der Vater der Zwölfjährigen ist allerdings froh, dass die jungen Gymnasiasten in ein andere Fahrzeuge gestiegen sind: „Ich bin trotz der Verzögerung viel beruhigter, auch wenn alle Beteiligten sehr geduldig sein mussten“, sagte er.