Großeinsatz in KölnSo wollen Unterstützer den „Ukraine Tag“ vor pro-russischem Autokorso schützen

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Junge Frauen halten beim Ukraine Tag 2022 vor einer Bühne am Schokoladenmuseum die ukrainische und die deutsche Nationalfahne in den Händen.

Szenen vom „Ukraine Tag“ im Vorjahr vor dem Schokoladenmuseum.

1000 Russland-Aktivisten wollen am Sonntag beim „Ukraine Tag“ am Rheinufer demonstrieren – die Polizei ist vorbereitet.

Eine schützende Wand aus Menschen und Ukraine-Fahnen – das stellt sich Tanja Schmieder vor, wenn sie an den kommenden Sonntag denkt. Während vor dem Schokoladenmuseum wohl Tausende Menschen den „Ukraine Tag“ feiern werden, wollen 1000 prorussische Aktivisten mit 200 Autos an dem Fest vorbeifahren und russische Fahnen schwenken.

Ihr Motto: „Frieden mit Russland“ – in den Augen des „Ukraine Tag“-Veranstalters Blau-Gelbes Kreuz die pure Provokation. Und mehr noch: ein Einschüchterungsversuch. „Die wissen genau, was sie tun. Sie wollen erreichen, dass sich die Ukrainer nirgends sicher fühlen“, vermutet Linda Mai vom Blau-Gelben Kreuz.

Deshalb hat Tanja Schmieder vom Verein „City of Hope Cologne“ für Sonntagmittag eine Gegenversammlung vor dem Schokoladenmuseum angemeldet. Sie wünscht sich, dass möglichst viele Kölnerinnen und Kölner dazustoßen. Das Ziel: die Besucher und Besucherinnen des ukrainischen Fests weitgehend von den Russland-Aktivisten abzuschirmen. „Wir werden eine 100 Meter lange Ukraine-Fahne dabei haben und weitere Fahnen, und wir werden eine Menschenkette bilden“, sagt sie. „Wir wollen, dass die Gäste des Festes die Demonstration nicht sehen müssen.“ Schmieders Motto: „Wir schützen den Tag der Ukraine gegen Putins Marionetten“.

Köln: Polizei richtet sich auf einen schwierigen Einsatz ein

Unter den Besucherinnen und Besuchern des „Ukraine Tags“, die aus ganz Deutschland erwartet werden, werden auch zahlreiche Kinder und Jugendliche sein. Viele von ihnen sind vor russischen Bomben aus ihrer Heimat geflohen und traumatisiert, sagt Schmieder. „Sie alle wissen, wie die russische Fahne aussieht. Der Anblick löst etwas in ihnen aus.“ Zumindest am Sonntag in Köln sollen die Kinder und Jugendlichen russische Flaggen möglichst nicht zu Gesicht bekommen und stattdessen unbeschwert feiern können.

Die Polizei richtet sich auf einen schwierigen Einsatz ein. „Ich bin mir der Emotionalität und der Brisanz bewusst, die Versammlungen in diesem Themenzusammenhang mit sich bringen“, sagt Polizeipräsident Falk Schnabel. Die Einsatzkräfte würden „mit der gebotenen Sensibilität, aber auch mit der erforderlichen Konsequenz einschreiten, sollten Demonstrationsteilnehmende das hohe Gut der Versammlungsfreiheit dafür nutzen, mit widerrechtlichen Handlungen oder Äußerungen andere anzugreifen oder einzuschüchtern.“

Köln: Polizei erteilt Korso-Teilnehmern Auflagen

Untersagen kann die Polizei den Autokorso im Vorfeld indes nicht – beziehungsweise, sie könnte es schon, aber ob ein solches Verbot vor Gericht Bestand hätte, ist fraglich. Schnabel verweist auf das „hohe Gut der Versammlungsfreiheit“. Gleichwohl habe die Polizei den prorussischen Aktivisten Auflagen erteilt, „die jegliche Billigung dieses Krieges oder das Infragestellen der staatlichen Souveränität der Ukraine verbieten“. Verstoßen die Teilnehmer dagegen, droht ihnen die Auflösung ihrer Versammlung.

Der Korso um die Anmelderin Elena Kolbasnikova soll nach bisheriger Planung gegen 12 Uhr auf der Deutzer Werft starten und sich dann über die Deutzer Brücke, den Neumarkt, die Aachener Straße, den Militärring und das Rheinufer am Schokoladenmuseum vorbei zurück zur Werft bewegen. Die Polizei hat angekündigt, unterwegs voraussichtlich kurzzeitige Sperrungen einzurichten.

„City of Hope Cologne“ will sich gegen 11.30 Uhr auf der Rückseite des Schokoladenmuseums mit Fahnen und Menschen aufstellen, um die Sicht auf die Deutzer Werft zu versperren. Später, wenn der Aufzug am Museum vorbeirollt, wollen sich die Gegendemonstrantinnen und –demonstranten auf dem Geh- und Radweg zwischen der Fahrbahn und dem Schokoladenmuseum postieren. Der Verein rechnet mit Unterstützern unter anderem aus Aachen, Düsseldorf und Bonn. Bereitschaftspolizisten werden im Einsatz sein, um ein direktes Aufeinandertreffen der Gruppen zu verhindern.

Der „Ukraine Tag“ beginnt um 12 Uhr. Die Besucherinnen und Besucher erwartet ein Benefizfestival der ukrainischen Kultur und Kunst, unter anderem mit Musikprogramm, landestypischen Speisen und einem Talentwettbewerb für Kinder und Jugendliche.

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