Brennende Tiefgarage in PorzWie ein Kölner Feuerwehrmann seinem Kollegen das Leben rettete

Lesezeit 3 Minuten
Feuerwehr Köln Stefan Jucken und Simon Glahn

Simon Glahn und Stefan Jucken von der Feuerwehr Köln

Alle Feuerwehrleute kennen ihr Berufsrisiko. Doch Stefan Jucken musste selbst aus einer lebensgefährlichen Lage gerettet werden.

Stefan Jucken sah keinen Ausweg mehr. Eigentlich sah der 40-Jährige überhaupt nichts mehr außer dem Rauch und den Flammen, die ihn und seinen Löschtrupp umgaben. Von allen Seiten knisterte das Feuer, mit einem großen Knall platzte ein Autoreifen. Mit dieser überwältigenden Geräuschkulisse mischten sich die Funkstimmen in seinem Kopf. Alle Feuerwehrleute waren sich einig: „Mayday!“

Wenn ein Einsatztrupp der Feuerwehr Köln ein sogenanntes Mayday-Signal aussendet, dann wird von der Einsatzleitung ein Sicherheitstrupp zur Rettung aktiviert. In diesem konkreten Fall, der sich in der Silvesternacht zum 1. Januar 2016 in einer Porzer Tiefgarage ereignete, bereitete sich Simon Glahn als Teil der Verstärkungseinheit darauf vor, seine Kollegen aus der Brandzone herauszuholen.

Die Szenen beschreiben keinen alltäglichen Einsatz für die Feuerwehr Köln. Dennoch kennt Stefan Jucken das Berufsrisiko: „Jedem Feuerwehrmann ist bewusst, dass, wenn man sich in eine so lebensunwirtliche Umgebung begibt, wo zum Beispiel Rauchgase sind, dass man auch mal nicht gesund nach Hause kommen kann.“

Rettungen der Feuerwehr: „Jeder Einsatz verläuft anders“

Besonders bei Standardeinsätzen, wie ihn die Feuerwehr in jener Silvesternacht durchführte, erwarte man laut Jucken jedoch keine größeren Komplikationen. Ausnahmen, wie dem kürzlich verübten Attentat auf Rettungskräfte in Ratingen, könnten aber nicht ausgeschlossen werden.

„Auch wenn es taktische Standards gibt, verläuft jeder Einsatz anders. Wir sind aber alle sehr gut dafür ausgebildet und wissen, wie wir das einschätzen können. In der Silvesternacht 2016 haben dann aber zu viele Probleme zusammengespielt und wir mussten dann als Rettungstrupp rein“, erinnert sich Simon Glahn.

Der 29-Jährige ist seit seinem elften Lebensjahr Mitglied bei der Kölner Feuerwehr und heute Brandmeister und Löschgruppenführer. Sein Kollege Stefan Jucken schaut inzwischen auf etwa 3500 Einsätze bei der Freiwilligen Feuerwehr Urbach und in Köln. Im Schnitt kommen sie etwa einmal pro Woche zum Einsatz.

Vorbereitung auf Einsätze in Extremsituationen

Bei Brandeinsätzen, für die normalerweise zwischen 25 und 30 Feuerwehrleute vor Ort sind, kämpfen die Einsatzkräfte vor allem mit einem Problem für eingeschlossene Personen: der mangelnden Sauerstoffversorgung bei starker Rauchentwicklung.

„Bei der Tiefgarage sind wir natürlich auch in einer Extremsituation unterwegs gewesen, in der alles schon verraucht und am Brennen ist. Zudem stauen sich die Temperaturen an und die Arbeitsbelastung ist dementsprechend deutlich höher“, beschreibt Glahn.

Einem der Feuerwehrmänner, mit denen Jucken in der Tiefgarage eingeschlossen war, ging der Sauerstoff bereits aus, als der Rettungstrupp sich durch Rauch und Flammen gekämpft hatte. Nach einer Rauchvergiftung trug er bleibende Schäden davon. Glahns Einsatzteam konnte alle Kollegen bei vollem Bewusstsein wieder aus der Tiefgarage herausführen. Jucken selbst kam nach einer Woche im Krankenhaus wieder gut auf die Beine: „Ich bin wieder voll einsatzfähig und habe Einsätze unter Atemschutz durchgeführt, das ist alles kein Problem“.

Abgesehen von regelmäßigen arbeitsmedizinischen Untersuchungen, die die Feuerwehrleute auf Belastbarkeit testen, bleibt die körperliche Fitness jeder Einsatzkraft selbst überlassen. Die Ausrüstung bei einem Brandeinsatz bedeutet, so Glahn, zusätzlich zwischen 20 und 30 Kilo Ballast. Darunter finden sich eine Feuerwehraxt, Wärmebildkameras und das wichtigste Werkzeug: eine Wasserleitung, mit der kleinere Stellen gelöscht und somit Rückzugswege geschaffen werden können. Glahn hält sich dafür mit „einem guten Mix aus Cardio- und Krafttraining“ fit.

Neben der körperlichen Belastung sind Brandeinsätze jedoch auch mit enormem Stress verbunden. Die erschwerte Sicht, die Überreizung des Gehörs und der schnelle Handlungsdruck.

Simon Glahn findet seine Ruhe in der Erfahrung: „Die Routine kann da den Stress herausnehmen, sodass man sich dann auf die Sache fokussieren kann. Vor allem, wenn es darum geht, Menschen zu retten. Mit dem ‚Mayday’ schalten wir sofort in den Alarm-Modus und haben gar keine Zeit, uns groß Gedanken zu machen.“

KStA abonnieren