Kölner Corona-Protokoll mit Café-Betreiber„Situation ist für uns kaum auszuhalten“

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Dieter Edling betreibt ein Café in Köln-Neuehrenfeld

Köln – Vergangenes Wochenende haben Freunde von uns, die Musiker Nils Timm und Frank-Peter Neu, die gleichzeitig Stammkunden sind, in unserem Café drei kleine Konzerte gegeben. Dazu haben wir einen Mini-Adventsmarkt mit einem Pavillon vor dem Laden aufgebaut, es gab Glühwein und Glühgin, Weihnachtsplätzchen, gebrannte Mandeln und frische Waffeln.

Wenig Kunden im Advent

Es war kalt und hat die ganze Zeit geregnet, das Wetter war ungefähr so bedrückend wie die Entwicklung der Corona-Pandemie in den vergangenen Wochen. Trotzdem war die Atmosphäre schön – einige Nachbarn und Stammkunden sind trotz des Sauwetters auf einen Glühwein vorbeigekommen, coronakonform haben endlich mal wieder ein paar Leute vor dem Café zusammengestanden und erzählt.

Edling_Konzert

Edling (M.) mit Musikern Nils Timm (l.) und Frank-Peter Neu

Ohne das kleine Event wären wohl wieder kaum Menschen Samstag und Sonntag gekommen. Die Adventswochenenden waren schon in den vergangenen Jahren keine umsatzstarken Zeiten – wir haben da schon immer etwas weniger Torten und Kuchen verkauft als sonst. Wahrscheinlich, weil die Leute zu Hause selbst viel backen. Jetzt kamen die hohen Inzidenzen und Warnungen vor der neuen Omikron-Variante dazu – da igeln sich viele wohl zu Hause ein und gehen kaum noch vor die Tür.

„Lockdown hat für Klarheit gesorgt“

Corona nimmt kein Ende – das ist für meine Frau und mich seit Monaten nur noch schwer auszuhalten. Im vergangenen Jahr gab es zu dieser Zeit wenigstens einen Lockdown, das hat für Klarheit gesorgt – wir haben uns auf den Außer-Haus-Verkauf konzentriert, und der lief sogar etwas besser als erwartet. Jetzt haben wir freitags, samstags und sonntags geöffnet – an den anderen Tagen kommen kaum Leute – und trotzdem isst kaum noch jemand seinen Kuchen drinnen. Wir haben ja nur ein paar Tische, es ist relativ eng – viele Leute schreckt das offenbar ab. Wir haben nicht mehr so richtig das Gefühl, ein Café zu betreiben, eher einen To-go-Laden.

Alle Reservierungen storniert

Wir hatten trotz Corona für die Wochenenden im Dezember auch Reservierungen für Adventsfrühstücke, kleine Weihnachtsfeiern und Geburtstage – das ist in den vergangenen Wochen alles storniert worden. Die Leute sind durch die ständig neuen Bestimmungen verunsichert – die einen haben Sorge vor Impfdurchbrüchen, andere wollen sich nicht impfen lassen.

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Unterm Strich führt das dazu, dass es nicht mehr normal ist, in ein kleines Café zu gehen. Inzwischen redet ja auch kaum noch jemand von Normalität – die bräuchten wir Gastronomen dringend ganz schnell wieder, sie ist aber nicht in Sicht.

Entscheidung bis Weihnachten

Seit Monaten überlegen meine Frau und ich hin und her: Könnten wir die Küche an den Tagen, an denen wir nicht aufhaben, vermieten? Einem Caterer den Laden anbieten? Selbst einen Catering-Service auf die Beine stellen? Welche anderen Möglichkeiten gibt es, die Einnahmen zu erhöhen? Ohne die Hilfe von Nachbarn und Stammkunden hätten wir längst dichtgemacht. Meine Steuerberaterin hatte ja schon vor einem Jahr zur Insolvenz geraten.

Die Mutmacher und hilfsbereiten Menschen aus der Nachbarschaft können leider keine Trendwende herbeiführen. Inzwischen gibt es einen Interessenten, der den Laden übernehmen würde – eine Möglichkeit wäre, dass ich als Angestellter weitermache und zum Beispiel die Kuchen und Torten backe, die weiterhin gut nachgefragt werden. Eine andere Variante ist, ganz aufzuhören – und den Traum vom eigenen Café zu beenden. Bis Weihnachten wollen wir uns entscheiden. Im Januar steht meine nächste Augen-Operation an – danach werde ich wieder mindestens zwei Wochen ausfallen. Vorher soll es Klarheit über die berufliche Zukunft geben.  

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