Anwohner des Kölner Uni-Viertels beklagen Müll und Lärm, besonders nachts bereiten die feierfreudigen Menschen rund um den Zülpicher Platz Probleme.
Anwohner des Uni-Viertels„Es ist bestimmt asozialer als an anderen Ecken von Köln“

Die Zülpicher Straße gilt als Partymeile.
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Übervolle Mülleimer, zertretene Zigarettenstummel und zerborstene Bierflaschen: Das Kwartier Latäng, das Uni-Viertel, zählt nicht gerade zu den ansehnlichsten Gegenden Kölns. Hinzu kommen nächtliche Exzesse, die von Gewalt- und Drogenkonsum geprägt sind. Weil sie das Image des Viertels zum Besseren verändern wollen, haben sich mehr als 20 Betriebe, darunter Gastronomien und Einzelhandel, zusammengetan. Ihr Ziel: das Kwartier Latäng wieder als lebenswerteren Ort zu gestalten. Weg vom Ballermann-Image. Doch wie nehmen Anwohnende und Studierende die Gegend rund um den Zülpicher Platz wahr? Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat nachgefragt.
Nadine Prodhomme, 46, Anwohnerin

Nadine Prodhomme wünscht sich eine zeitliche Regelung, um den Lärm einzudämmen.
Copyright: Foto: Lena Meyer
Als das Gespräch auf die Situation im Uni-Viertel kommt, wird Nadine Prodhomme hörbar aufgeregt: Endlich, sagt die 46-Jährige, werde darüber gesprochen. Sie empfindet Müll und Lärm als großes Problem, Urin und Essensreste finde man überall auf Wegen und Straßen, und das locke teils auch Ratten an. „Die Wildpinkler entsorgen nicht mal ihre Taschentücher. Das kann man überall sehen.“ Tagsüber gebe es kaum Lärm, sagt Prodhomme. „Das Problem ist die Zeit von zwei Uhr nachts bis sechs oder sieben Uhr morgens.“ Dann nämlich zögen feierfreudige Menschen durch die Straßen, was nicht ganz leise sei. „In dieser Zeit arbeitet aber das Ordnungsamt nicht“, hat die Anwohnerin beobachtet. Und die Polizei sei für derartige Delikte nicht zuständig.
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Die Straßen rund um den Zülpicher Platz seien eng und die Häuser hoch, sagt Prodhomme weiter, dadurch schalle der Lärm besonders laut. „Man hört alles. Und es ist ja oft kein Freudengeschrei, sondern hat etwas Aggressives.“ Seit 2022 lebt sie bereits im Uni-Viertel, besonders gut gefällt ihr die Nähe zum Grüngürtel. Dennoch gibt es ihrer Wahrnehmung nach Probleme, gerade was den Lärm angeht. Prodhomme wünscht sich daher eine zeitliche Regelung, wie sie auch in anderen Veedeln üblich ist. Aber: Manche Gaststätten zeigten Verständnis für die Situation der Anwohner und hielten sich an die Ruhezeiten.
Kolja Küch, 23, Anwohner

Anwohner Kolja Küch sieht die Situation entspannt.
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Auch Kolja Küch lebt im Uni-Viertel. Erst vor ein paar Tagen, erzählt der 23-Jährige, habe er Erbrochenes vor der Haustür vorgefunden. Er empfindet die Gegend rund um den Zülpicher Platz „auf jeden Fall“ als chaotisch und dreckig. Die Nächte seien oft geprägt von Lärm und Polizeikontrollen – so in etwa stelle er sich den Ballermann vor. „Es ist bestimmt asozialer als an anderen Ecken von Köln“, sagt Küch.
Dennoch ist er positiv gestimmt. Küch hebt das gute Miteinander hervor, das die Menschen in diesem Viertel untereinander pflegen. „Ich habe mich ja entschieden, hier zu wohnen“, erzählt der gebürtige Kölner. „Ich bin da ganz entspannt.“ Zum Feiern gehe er dennoch nicht auf die Zülpicher Straße. „Früher war ich hier oft unterwegs, aber je älter man wird, desto mehr sieht man sich nach anderen Orten um.“
Sebastian Simon, 30, Student
Student Sebastian Simon sieht die Situation im Uni-Viertel ebenfalls entspannt. Natürlich, es sei „sehr voll, belebt und jung“, doch als chaotisch nimmt der 30-Jährige die Gegend eher nicht wahr. „Es ist nicht mit den Ringen vergleichbar“, sagt Simon, der in Kalk lebt und an diesem Mittag die Sonne auf den Uni-Wiesen genießt. Gerade auf den Ringen fallen ihm immer wieder Autofahrer auf, die sehr schnell fahren und gern und oft hupen. Das sei hier nicht der Fall. Sicher, die Straßen würden oft „nach Party“ aussehen, dennoch empfindet der Student die Gegend allgemein als sauber und sicher. Feiern gehe er hier allerdings nicht. Das hat aber andere Gründe: „Aktuell bin ich sehr mit der Uni beschäftigt, weil ich meine Masterarbeit schreibe. Da fällt Feiern aus.“ Kneipen gebe es allerdings einige gute in dem Kwartier Latäng.
Michael Schiffer, 47, Arbeiter

Michael Schiffer locken die kulinarischen Angebote rund um den Zülpicher Platz.
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Das kulinarische Angebot rund um den Zülpicher Platz hat auch Michael Schiffer in seiner Mittagspause angelockt. Sauber sei es seiner Meinung nach nicht in der Gegend, ganz im Gegenteil. „So war es aber schon während meiner eigenen Studienzeit“, sagt der 47-Jährige. Und: „Köln ist im Allgemeinen dreckig“, ergänzt er und zuckt mit den Schultern. Er selber wohnt nicht in der Nähe und komme eigentlich auch nur zum Essen mit Kollegen her – wegen der guten Imbisse und Restaurants.
Laura Löhner, 25, Studentin

Laura Löhner erfreut sich an der Vielfalt rund um das Studentenviertel.
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Dass es im Kwartier Latäng chaotisch und auch dreckig zugeht, findet auch Studentin Laura Löhner. Sie stört sich allerdings nicht daran: „Das gehört zur Atmosphäre“, sagt die 25-Jährige. Müll und Lärm fänden sich zudem in vielen Großstädten, das Problem habe nicht nur Köln allein. Sie selber sei oft in der Gegend, sei es um zu studieren oder die Freizeit zu verbringen. Gerade die hier gelebte Vielfalt gefällt ihr besonders gut: „Es gibt viele Angebote“, so Löhner. Sei es kulinarisch oder kulturell. Für jeden sei etwas dabei.
Amelie Hesselbein, 20, Studentin und Sara Zimmermann, 20, Studentin

Amelie Hesselbein (links) und Sara Zimmermann fühlen sich in der Gegend sicher.
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Auf Vor- und Nachteile des Kwartier Latäng angesprochen, hebt Studentin Amelie Hesselbein die zentrale Lage hervor. Es sei zwar nicht die schönste Gegend, „aber es gibt deutlich schlimmere Ecken“.
Tagsüber sei der Lärm nicht besonders störend, sagt die Studentin, nur abends. „Da ist immer etwas los“, ergänzt Sara Zimmermann. Und gleichzeitig: Aus genau diesem Grund fühle sie sich hier auch immer sicher. Es sei außerdem eine sehr lebendige Gegend – man könne gut einkaufen und einen Kaffee trinken gehen, und das gefällt beiden.