Der Fassadenbauer für das städtische „Museum im Quartier“ (Miqua) hat Insolvenz angemeldet. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
„Auswirkungen auf Bauablauf“Wichtige Baufirma für Kölner Museum meldet Insolvenz an

Der aktuelle Stand auf der Baustelle des Miqua.
Copyright: Arton Krasniqi
Den städtischen Museen geht es nicht gut — zumindest was viele ihrer Gebäude betrifft. Wie berichtet, sind sie in die Jahre gekommen und die Stadt schiebt die großen Sanierungen auf, weil der Haushalt das Geld nicht hergibt.
Doch das hat Folgen: Etwa beim Museum für Angewandte Kunst (MAAK) ist das Dach nicht mehr standsicher, den Eingang hat die Stadt mit einem Gerüst geschützt.
Am Donnerstag folgte die nächste schlechte Nachricht. Sie betrifft das Museum im Quartier (Miqua) vor dem Historischen Rathaus, dessen Bau seit Jahren viel langsamer vorwärtsgeht gedacht. Jetzt hat die Fassadenfirma Insolvenz angemeldet. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
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Diese Visualisierung zeigt, wie das Museum einmal aussehen soll. Links das Historische Rathaus.
Copyright: HH Vision
Was ist überhaupt das Miqua?
Das Museum hat zwei Ebenen: Unterirdisch können Besucher nach der Fertigstellung auf einem 600 Meter langen Rundgang 2000 Jahre Stadtgeschichte in der Archäologischen Zone erleben. Im Gebäude darüber befindet sich das Jüdische Museum. Auf der Internetseite des Museums heißt es: „Erleben Sie beeindruckende archäologische Funde, die die römische und jüdische Zeit zum Leben erwecken.“
Wer betreibt das Museum?
Das ist das Besondere an dem Konstrukt: Die Stadt baut es zwar, aber später wird es der Landschaftsverband Rheinland (LVR) betreiben. Der LVR ist laut eigener Beschreibung ein Verband der kreisfreien Städte und Kreise im Rheinland sowie der Städteregion Aachen und einer von zwei Landschaftsverbänden in NRW. Die Kommunen wie Köln regeln zwar ihre eigenen Angelegenheiten, sie reichen aber oft über ihr Gebiet hinaus, der LVR nennt etwa die Kulturpflege oder die Gesundheits-, Schul-, Jugend- und Sozialwesen als Beispiele für seine Aufgaben. Der LVR sitzt in Köln.

So soll das Museum später einmal von innen aussehen.
Copyright: Wandel Lorch Götze Wach
Was ist jetzt das neue Problem?
Der Fassadenbauer hat Insolvenz angemeldet, der vorläufige Insolvenzverwalter ist beauftragt. Laut Stadt verbaut die Firma die Glas-Metall-Fassade in der Erdgeschossebene und die Fenster innerhalb der anderen Geschosse.
Gibt es noch Hoffnung bei der Fassadenfirma?
Ein bisschen, falls sich doch noch ein Investor für die Fassadenfirma findet. Die Stadt sagte dazu: „Ob die Firma die ausstehenden Restleistungen im Projekt noch erbringen kann, ist ungewiss.“ Wie viele Arbeiten schon erledigt sind und wie viele noch fehlen, konnte die Verwaltung am Donnerstag nicht beantworten.

Blick auf die Baustelle des Miqua vor dem Rathaus in der Innenstadt.
Copyright: Arton Krasniqi
Was folgt aus der Mitteilung der Stadt am Donnerstag?
Vereinfacht gesagt: Nichts Gutes, aber wie schlimm es wird, steht noch nicht fest. Die Stadt teilte mit: „Die Insolvenz wird Auswirkungen auf den Bauablauf des Miqua haben. Der Fassadenbau hat Schnittstellen mit nahezu allen anderen noch folgenden Ausbau-Gewerken.“ Im Klartext: Fast alle weiteren Firmen sind davon betroffen. Die Stadt betont: „Es bedeutet nach derzeitiger Einschätzung jedoch keinen völligen Baustopp.“ Die Aussage alleine lässt das Ausmaß des Problems erahnen. Die Stadt arbeite an einer Lösung. Und: „Die Auswirkungen auf Termine und Kosten lassen sich aktuell noch nicht beziffern.“ Aus der Verwaltung war aber zu hören: Es wird davon ausgegangen, dass es länger dauert und mehr kostet.
Was war der letzte Sachstand bei Terminen und Kosten?
Dass das Museum im Dezember 2027 fertiggestellt ist und 2028 nach einem sechsmonatigen Testbetrieb eröffnet. Zur Erinnerung: Den Baubeschluss traf der Stadtrat 2011. Und in der ursprünglichen Vereinbarung zwischen der Stadt und dem LVR hieß es: „Die Übergabe der Archäologischen Zone mit Jüdischem Museum erfolgt spätestens bis zum 1. Januar 2019.“ Das ist jetzt sechseinhalb Jahre her und ist bisher nicht erfolgt. Und statt der aktuell angesetzten 190 Millionen Euro waren vor 14 Jahren mal 51,8 Millionen Euro veranschlagt.
Warum wurde es so oft teurer und dauerte länger?
Das hat mehrere Gründe. Es handelt sich um eine sehr komplexe Baustelle, vor allem unterirdisch. Und dann wurde immer wieder während des Baus umgeplant, wovon die Reformkommission Großbauprojekte der Bundesregierung abrät. Unter anderem der Anschlag auf das Jüdische Museum 2014 in Brüssel zog Änderungen nach sich aufgrund höherer Sicherheitsanforderungen. Der einst vorgesehene Zugang über den Alter Markt am Rathaus ist längst Geschichte, ebenso wie eine Gastronomie im Erdgeschoss des Rathauses. Ein zweiter Eingang vis-à-vis zum benachbarten Wallraf-Richartz-Museum ist auch passé. Stattdessen befindet sich der einzige Eingang nahe der Rathauslaube: Die Besucherinnen und Besucher müssen eine Sicherheitsschleuse wie am Flughafen passieren.
Was noch?
Die Insolvenz des Fassadenbauers ist nicht das erste Problem mit einer Firma. Ende 2021 hatte die Stadt dem Stahlbauer gekündigt, garniert mit heftigen Vorwürfen wie „maßlos überzogene Nachforderungen“. Der Firmenchef bezeichnete die Vorwürfe als lächerlich.
Das hatte Folgen: Erst 2023 setzte der Nachfolger die Arbeiten fort. Losgelöst von den Problemen mit dem Fassadenbauer kündigte die Stadt an, dieses Jahr einen Generalunternehmer für den Innenausbau und die Gebäudeausrüstung zu beauftragen. Doch dafür braucht es zuvor eine Fassade.
Und was sagt der LVR dazu?
Das Verhältnis der beiden Partner war nicht immer frei von Konflikten, unter anderem wenn es um die Bezahlung der Sicherheitsleute ging. Deshalb musste der erste Vertrag aus dem Jahr 2013 sechs Jahre später erneuert werden. Und der LVR wartet und wartet, dass die Stadt den Bau fertig bekommt. Am Donnerstag wollte sich der LVR bis Redaktionsschluss nicht äußern, kündigte aber ein Statement an.