Rund 2000 Demonstranten zogen am Sonntag unter dem Leitmotiv „Juden und Palästinenser für den Frieden“ durch Köln.
Kölner FriedensdemoWarum die Teilnehmer keine Flaggen zeigen durften
Die Initiatorinnen waren glücklich: Der ganze Ebertplatz war voll mit Teilnehmern der Demo „Juden und Palästinenser für den Frieden“. „Bei der ersten Demo im Oktober waren es noch 500, jetzt sind es viel mehr.“ Ein Polizeisprecher sprach von 2000 Teilnehmern. Aufgerufen hatten zwei junge Kölnerinnen: Kristina Bublevskaya ist Jüdin, in Russland geboren und als Kind als Kontingentflüchtling nach Deutschland gekommen. Zeynep Karaosman hat syrische und palästinensische Wurzeln.
Sie waren besorgt um die Debattenkultur in Deutschland, in der Solidarität mit der einen Seite ihrer Meinung nach die gleichen Gefühle für die andere Seite auszuschließen scheint. Die Demoteilnehmer waren begeistert von der Initiative, gemeinsam und ohne Parteinahme für die eine oder andere Seite für den Frieden einzustehen. „Es gibt im Moment kein wichtigeres Thema. Wir möchten, dass dieser Krieg aufhört“, sagte ein 25-Jähriger.
Kölnerin: Konflikt ist zu komplex, ums ich für eine Seite zu entscheiden
„Dieser Konflikt ist so komplex, da kann man sich nicht für eine Seite entscheiden“, meinte eine 41-jährige Teilnehmerin. „Ich finde es gut, dass man hier nicht getrennt in Pro und Contra geht, sondern friedlich und gemeinsam.“ Ihre Freundin meinte: „Das ist endlich mal eine Demo, die nicht so polarisiert und noch mehr Hass schürt.“
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„Ich finde die Idee der beiden jungen Frauen einfach super“, meinte eine Frau. „Ich habe große Schwierigkeiten, mich für die eine oder andere Seite zu entscheiden. Fest steht: Alle Menschen leiden und das muss aufhören.“ Ihre Bekannte zeigte ein Handyvideo von Bekannten aus Israel. Darauf sind junge Leute zu sehen, die für den Frieden singen. „Alle wollen Frieden, die normale Bevölkerung in Israel hält diese Situation kaum aus.“
Flaggen und Parteisymbole bei Kölner Demo verboten
Bevor die Demonstration durch die Stadt zog, machten die Organisatoren in Absprache mit der Polizei noch einmal auf die Bedingungen aufmerksam. Es durften keine Flaggen und keine Parteisymbole gezeigt werden. Auch Aufrufe zu Hass und Gewalt, Verunglimpfungen, Beschimpfungen und Aussagen, die die Menschenwürde verletzen, waren verboten. Ebenso wie das Infragestellen des Existenzrechts Israels, queerfeindliche Äußerungen und das Verbreiten von Verschwörungstheorien. Eskalationen und feindselige Parolen sollten auf jeden Fall vermieden werden. „Und seid auch bitte friedlich untereinander.“
Nur sehr vereinzelt wurde gegen das Flaggen-Verbot verstoßen, die Betroffenen mussten die Banner abgeben. Andere Plakate wie „Waffenstillstand jetzt“ durften gezeigt werden. Auf einem anderen stand das John-Lennon-Zitat „War is over, when you want it“ (Der Krieg ist aus, wenn ihr es wollt). Viele hatten auch, wie von den Organisatoren gewünscht, Blumen und Kerzen dabei.
Die Demonstration führte über die Ringe, die Magnusstraße und die Turiner Straße zurück zum Ebertplatz. Dort gab es die Abschlusskundgebung und eine Trauerminute für die Opfer des Krieges. Eine 78-Jährige sagte: „Ich wolle hier unbedingt dabei sein. Ich war damals auch schon bei der Friedensdemonstration im Bonner Hofgarten 1981.“ Frieden bleibe das wichtigste Thema.