Sauberkeit am DomKöln-Tourismuschef: „Das kann nur unter der Mithilfe aller gelingen“

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Ein Bild aus dem Juli zeigt einen nutzlosen Absperrzaun am Dom.

Ein Bild aus dem Juli zeigt einen nutzlosen Absperrzaun am Dom.

Die Stadt Köln hat ein Maßnahmenpaket angekündigt, um die Sauberkeit am Dom zu verbessern. Jürgen Amann bewertet die Lage.

Herr Amann, Sie haben dem Domumfeld Optimierungspotenzial bescheinigt, das lässt ja Raum für Interpretationen. Ist es rund um den Dom zu dreckig?

Es ist sicherlich so, dass es den einen oder anderen Aspekt gibt, den man verbessern kann hinsichtlich der Sauberkeit oder der Baustellengestaltung. Es hat sich einiges getan, seit die Oberbürgermeisterin das Thema im August zur Chefinnensache gemacht hat. Aber es gibt auch Probleme, die in jeder Großstadt auftreten, da ist Köln keine Ausnahme. Und weil Sie mein Zitat ansprechen: Dabei ging es um die Frage, ob wir als KölnTourismus negatives Feedback der Gäste bekommen. Und da kann ich nur sagen, dass wir davon über die verschiedenen uns zur Verfügung stehenden Feedback-Kanäle nichts hören.

Welche Aspekte meinen Sie konkret, die man optimieren könnte?

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Die Baustellzäune sollen ja nach den Regeln des Gestaltungshandbuches gestaltet sein. Das ist natürlich immer ein Stück weit Interpretationssache. Und die anthrazit gestalteten Bauzäune gefallen nicht jedem, das bleibt Geschmackssache. Ich persönlich könnte mir auch vorstellen, Bauzäune bunt zu gestalten, aber laut Gestaltungshandbuch sollen sie eben anthrazitfarben sein.

Das Bild zeigt Jürgen Amann, den Geschäftsführer von Köln-Tourismus.

Das Bild zeigt Jürgen Amann, den Geschäftsführer von Köln-Tourismus.

Aber es geht nicht nur um die Farbe der Bauzäune, sondern auch darum, wie gut sich allgemein um das Domumfeld gekümmert wird, vor allem durch die Stadtverwaltung.

Die Oberbürgermeisterin hat sich des Themas angenommen. Es hat sich seit dem Sommer spürbar etwas im Domumfeld getan. Ich sehe schon permanent die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB), die sich kümmern. Aber wir haben hier einen Platz mitten im Zentrum einer Millionenstadt, den tausende Menschen täglich passieren. Das bleibt nicht ohne Konsequenzen und ohne Begleiterscheinungen. Und es ist auch nicht mehr wie vor 20 Jahren, als die Menschen ihren Abfall mitgenommen haben bis zum nächsten Mülleimer. Es gibt schon eine Tendenz, das eine oder andere direkt fallen zu lassen.

Wir sind auch auf die Vernunft des Einzelnen angewiesen. Wie sauber ein Platz ist, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, da ist nicht einer alleine schuld. Aber ja, wir dürfen nie die Hände in den Schoss legen und aufhören, uns zu kümmern. Ich würde nur schon sehr in Frage stellen, dass Köln alleine mit seinen Problemen ist, so erscheint es mir manchmal in der Berichterstattung. Es gibt Phänomene, die auch anderswo auftreten – und damit will ich bestehende Probleme nicht kleinreden.

Zuletzt haben sich im Juli einige Stadtführer über den Dreck rund um den Dom beschwert.

Wir gehen an unsere Gästeführer heran und ermutigen sie, sich an die AWB oder uns zu wenden, wenn ihnen etwas auffällt. Viele machen das, beispielsweise der Verein der Kölner Stadtführer. Andere haben sich entschieden, den Weg in die Öffentlichkeit zu gehen. Das ist auch legitim.

Ich glaube, es ist einfacher Probleme zu lösen, wenn man auf direktem Wege einen Fingerzeig gibt. Aber nochmal: Es ist legitim.
Jürgen Amann

Hätten Sie sich gewünscht, dass die Stadtführer den Weg nicht über die Medien gewählt hätten?

Ich glaube, es ist einfacher, Probleme zu lösen, wenn man auf direktem Wege einen Fingerzeig gibt. Aber nochmal: Es ist legitim.

Teilen Sie denn inhaltlich die Aussagen der angesprochenen Stadtführer?

Ich bin auch der Meinung, dass es Optimierungsbedarf gibt.

Nun haben die Stadtführer nicht von Optimierungsbedarf gesprochen, sondern dass sie sich teils für den Dreck vor den Touristen schämen.

Wie gesagt: In dieser Art hören wir das nicht. Unser Qualitätsmanagement wertet das Kundenfeedback aus der Tourist Information und dem Callcenter kontinuierlich aus, da gibt es keine Hinweise auf eine veränderte Wahrnehmung bei den Gästen. Es ist auch noch nie jemand gekommen, der sich über Briefkästen mit Graffitis vor unserer Zentrale beschwert hat.

Die mittlerweile ausgetauscht worden sind.

Ja, aber es ist jetzt auch niemand gekommen und hat gesagt, wie schön er das findet und dass er mittlerweile lieber nach Köln kommt. (schmunzelt)

Die Stadt hat jetzt ein Maßnahmenpaket für das Domumfeld beschlossen. Wie haben Sie sich dabei eingebracht?

Zunächst mal stehen wir im Austausch mit den Gästeführern, die jeden Tag unterwegs sind. Und auf der anderen Seite weisen wir auf die schönen Seiten Kölns hin. Unsere Hauptaufgabe ist es, das Profil der Stadt zu schärfen und für eine Reise in die Destination zu werben.

Finden regelmäßige Runden mit den Stadtführern statt?

Ja, mit dem Vorstand des Verein Kölner Stadtführer und seinen Mitgliedern beispielsweise treffen wir uns regelmäßig. Aber es gibt noch viele andere Gruppierungen und Einzelpersonen. Der Beruf Stadtführer an sich ist ja keine geschützte Bezeichnung.

Das klingt so, als bezweifelten Sie die Legitimation der Stadtführer, die sich beschwert haben.

Das habe ich so nicht gesagt, im Gegenteil. Wer wäre ich, deren Legitimation anzuzweifeln? Grundsätzlich gibt es eine Möglichkeit, sich über die Industrie- und Handelskammer ausbilden zu lassen, aber das ist kein Zwang. Der Austausch mit dem Verein der Stadtführer hat übrigens keine Exklusivität. Ich spreche niemandem seine Legitimation ab, noch zweifele ich das Empfinden der Menschen an.

In den nächsten Jahren gibt es etliche große Baustellen am Dom. Wie bewerten Sie das?

Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder man versucht es schnell durchzuziehen oder etwas länger zu strecken. Ich persönlich würde sagen: Lieber rasch und mit einem großen Aufschlag möglichst schnell. Eine ähnliche Haltung liegt sicher dem ehrgeizigen Plan zugrunde die Via Culturalis (ein 800 Meter langer Kulturpfad vom Dom Richtung Süden, Anmerkung der Redaktion) nun bis 2030 fertigzustellen. Letztlich müssen das die Stadtplaner als Experten entscheiden. Und: In einer Stadt, in der gebaut wird, passiert etwas. Das ist ein gutes Zeichen. Natürlich ist der Dom wichtig und viele kommen wegen ihm nach Köln. Aber unsere Erhebungen zeigen, dass die Gäste auch aus vielen anderen Gründen nach Köln kommen und zahlreiche positive Erinnerungen an die Sehenswürdigkeiten der Stadt und an die Menschen mit nach Hause nehmen.

Wie bewerten Sie die Situation der Obdachlosen und Wohnungslosen im Kölner Zentrum?

Auch das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Ich bin viel unterwegs in Deutschland, Obdachlosigkeit hat nach meinem Empfinden zugenommen, entweder rein zahlenmäßig oder dass Obdachlose sich in Räume bewegen, wo sie vor Corona nicht waren. Das ist aber eine subjektive Mutmaßung.

Was wünschen Sie sich für Köln?

Ich wünsche mir eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität in der Kölner Innenstadt, für die Bürgerinnen und Bürger genauso wie für Gäste der Stadt. Das kann nur unter der Mithilfe aller gelingen.


Zur Person: Jürgen Amann, 51, ist in Ingolstadt aufgewachsen und studierte an der Universität Erlangen Wirtschaftswissenschaften und Geografie. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Kulturgeografie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt wurde Amann 2006 mit einer Dissertation über die deutsch-arabischen Unternehmensbeziehungen promoviert. Bis 2018 war er Prokurist und Leiter der Ingolstadt Tourismus und Kongress GmbH, seit 2020 ist er Geschäftsführer der städtischen Tochtergesellschaft Köln-Tourismus. Sie soll Köln als attraktives Tourismusziel positionieren. (mhe)

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