Im Januar gab es ein Gewinnspiel der Zeitreise-Attraktion „Time-Ride“. Am Samstag durften die Gewinner exklusiv mit dem alten „Finchen“ fahren.
„Time-Ride“-GewinnspielUnterwegs mit „Finchen“ – Björn Heuser fehlte bei historischer Straßenbahntour durch Köln

Das „Finchen“ war auf Sonderfahrt durch Köln. Jonas Rothe ist CEO der „Time-Ride“ GmbH.
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Wer am Samstagvormittag in der Gegend rund um den Neumarkt unterwegs war, staunte nicht schlecht, als sich die alte Straßenbahn von 1911 ihren Weg durch den KVB-Trubel bahnte. Am Gleis 5 kam sie schließlich zum Halten, um ihre Fahrgäste einzusammeln. Bis zum 19. Februar konnte jeder und jede „Time-Ride“-Begeisterte bei einem Online-Ratespiel mitmachen und ein Ticket für die historische Fahrt mit dem „Finchen“ durch Köln ergattern. Insgesamt wussten 1200 Teilnehmer, dass die erste Pferdekutschenstrecke der Stadt zwischen Kalk und Deutz verlief. 25 von ihnen wurden ausgelost und waren am Samstag dabei.
Fahrt mit dem „Finchen“: Passagiere fühlen sich zurückversetzt
Alle Passagiere freuten sich am ersten sonnigen Wochenende des Frühlings auf die besondere Tour durch Köln. Ihre Gründe dafür waren allerdings sehr verschieden. „Ich war noch nie drin in dem Ding. Ich wusste nichtmal, dass so alte Bahnen noch fahrtüchtig sind und auf die Schienen dürfen“, erzählte eine Frau, die noch immer nicht glauben konnte, überhaupt gewonnen zu haben. „Ich gewinne nichtmal beim Brettspiel zuhause und darf heute direkt bei so einem besonderen Ereignis dabei sein, das ist schon toll!“, berichtete sie begeistert.

Das „Finchen“ ist von 1911.
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Ein anderer Mann hatte es sich im hinteren der drei Wagons bequem gemacht und schaute während der Fahrt andächtig aus dem Fenster. Er fühle sich wie in der Zeit zurückversetzt, sagte er. „Früher bin ich mit dem Ding von Frechen aus in die Stadt reingefahren. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Jetzt gibt’s überall Klimaanlagen, automatische Durchsagen, überall Trubel. Man muss sich alleine mal die Sitze angucken!“ Die blanken Holzbänke sind nummeriert und bieten nur wenig Beinfreiheit.
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„Mit dieser Bahn sind wir ein Kulturgut. So oft, wie eine historische Fahrt mit dem ‚Finchen‘ angefragt wird, könnten wir eigentlich täglich in den regulären Betrieb gehen“, richtete KVB-Vorstand Peter Densborn das Wort an die Passagiere, als die Bahn einen kurzen Halt in Weiden West einlegt. Und nicht nur optisch habe sich einiges geändert, auch logistisch gebe es Unterschiede. „Als wir heute Morgen gestartet sind, wurde ich angesprochen: ‚Ein Glück, dass Sie heute nicht streiken und wir die Fahrt erleben dürften‘, sagte eine Frau zu mir und auch ich freue mich sehr, Sie dabei begleiten zu dürfen“, sagte Densborn.
Björn Heuser krank: Gäste mussten auf Livemusik verzichten
Ein besonderer Ehrengast, der die Sonderfahrt der historischen Straßenbahn musikalisch begleiten sollte, musste krankheitsbedingt absagen. Björn Heuser hatte sich gefreut, als Urgestein der Kölner „Time-Ride“-Geschichte und virtueller Lokführer der Attraktion selbst vor Ort sein und das besondere Ereignis begleiten zu können. Anhaltendes Fieber zwang ihn jedoch auch am Samstagmorgen dazu, im Bett zu bleiben und sich gesund zu pflegen. Statt Gesang und Gitarre lauschten die Gewinner der „Finchen“-Fahrt also kölscher Musik vom Band.
Mit flüssigem Kölsch ging es auch bei einem kurzen Zwischenstopp am Rhein-Energie-Stadion weiter. Bei einer kurzen Pause zum Beinevertreten wartete das „Time-Ride“-Team mit kalten Getränken auf die kleine Reisegruppe, bevor die Fahrt über Ehrenfeld zurück Richtung Neumarkt weiterging.
Wann das „Finchen“ das nächste Mal fährt, steht noch nicht fest. Bis es so weit ist, können neugierige Bahnbegeisterte sie im Straßenbahnmuseum Thielenbruch bewundern oder sich direkt selbst auf eine beeindruckende Zeitreise im „Time-Ride“ am Alter Markt begeben.