„Ich werde Kneipier in meiner eigenen Weinbar“Nach Schließung im Sommer – So wird das neue „Le Moissonnier“

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Vincent Moissonnier, Eric Menchon und Liliane Moissonnier stellen das neue Konzept des „Le Moissonnier“ vor.

Vincent Moissonnier, Eric Menchon und Liliane Moissonnier stellen das neue Konzept des „Le Moissonnier“ vor.

Ende Juni hat das Sternerestaurant „Le Moissonnier“ seine Türen geschlossen – nun soll dort ein französisches Bistro entstehen.

Er trägt wieder wie gewohnt eine adrette Fliege und ein strahlendes Lächeln. Im Frühjahr war Vincent Moissonniers Hemd noch leicht aufgeknöpft, der Gastronom ausgelaugt. Die Pause und die Aussicht auf ein neues Abenteuer haben dem Spitzen-Gastronomen aber sichtlich gutgetan. „Ich konnte nicht mehr, ich war am Limit“, sagt er heute rückblickend.

Zwei Monate, nachdem das mit zwei Michelin-Sternen gekürte „Le Moissonnier“ die Seiten seines Reservierungsbuches geschlossen hat, stellt Patron Vincent Moissonnier am Donnerstag das neue Konzept für den Laden im Agnesviertel vor: In der Krefelder Straße 25 soll an diesem Freitag ein französisches Bistro mit Bestellservice eröffnen – kein Sternerestaurant mehr. „Ich möchte an keinem Wettbewerb mehr teilnehmen. Ich habe genug gegeben“, sagt er.

Kölner Sternerestaurant nach 36 Jahren geschlossen

Die Nachricht, dass das Sternerestaurant nach 36 Jahren schließt, hatte im Frühjahr eine Schockwelle durch die Gastronomieszene gesendet. Zugleich hatte Moissonier aber angekündigt, dass es kein endgültiger Abschied sein soll. Den Mietvertrag hatte er gerade erst für mehrere Jahre verlängert. „Wir werden uns verändern. Und bleiben Ihnen doch erhalten. Gemeinsam mit unserem Koch Eric Menchon starten wir in ein neues Abenteuer“, hatte Moissonnier damals gesagt.

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Nun ist auch bekannt, wie dieses Abenteuer aussehen wird. „Nach fast vier Jahrzehnten in der Sternegastronomie erfülle ich mir einen lang gehegten Traum. Ich werde Kneipier in meiner eigenen Weinbar“, sagt Moissonnier. Das sei das, was er immer habe machen wollen. Das Bistro wurde subtil umgebaut, versprüht aber mit den schwarz-weiß-gemusterten Fliesen und stuckverzierten Decken noch den gleichen Charme. Grund für den Konzeptwechsel waren auch Personalprobleme. Es wurde immer schwieriger, Nachwuchs zu finden.

Für Küchenchef Eric Menchon war der Abschied von der Sterneküche anfangs sehr schwer, erzählt der 58-Jährige. „Aber mittlerweile habe ich es verdaut.“ Statt sinnbildlich mit einem Rennwagen über die Autobahn zu rasen, könne er jetzt in einem Käfer Cabrio die Landschaft genießen. Nach Jahren der persönlichen Opfer – so viel Spaß sie ihm auch gemacht haben – sei es jetzt schön, etwas mehr Freizeit zu haben. Und auch, wenn es im „Le Moissonnier“ keine Sterneküche mehr gibt, hat Menchon deshalb nicht geringere Ansprüche an sich. Sinn der Sache sei es immer, die Gäste satt und glücklich zu machen. „Das geht auch ohne Stern.“

Im Zentrum der neuen Küche steht die „Plat du Jour“, die – wie der Name es verrät – täglich wechselt. Zur Eröffnung am Freitag gibt es etwa Wittlingfilet gebraten mit einer würzigen Thunfisch-Soße und dazu ein Risotto. Das Tagesgericht für 28 Euro wird in einer Cocotte – einem großen gusseisernen Topf – zum Teilen an den Tisch gebracht. Die „convivialité“ (französisch für Geselligkeit) ist Leitfaden für das Bistro. „Man liebt sich, man zofft sich und man versöhnt sich wieder – alles am Tisch“, sagt Moissonnier.

Die Sprüche von uns werden ein bisschen kesser
Vincent Moissonnier

Außerdem gibt es französische Spezialitäten wie Fischsuppe oder Foie Gras de Canard (Entenstopfleber) und täglich frische Austern und Meeresfrüchte. Was das „Le Moissonnier“ schon seit Beginn ausgemacht hat, noch bevor es zur Sterneküche wurde, war die Auswahl an offenen Weinen. Darauf will sich das Team wieder zurückbesinnen und als Weinbar mit rund 50 offenen Weinen überzeugen. Das Ambiente soll dabei „nicht mehr so gediegen“ sein, wie Moissonnier sagt. „Die Sprüche von uns werden ein bisschen kesser.“

Die Küche des „Le Moissonnier“ soll – wie schon zu Pandemie-Zeiten – auch zu Hause erlebbar sein. Ein ausgewähltes Menü, das alle vier Wochen wechselt, kann am Wochenende aus ganz Deutschland bestellt werden. Die Gerichte müssen dann nur im Backofen oder Topf aufgewärmt werden. In die nachhaltige Verpackung mit Kühlsystem und das Design habe die ganze Familie „viel Herzblut“ gesteckt, sagt Moissonnier.

Das französische Bistro öffnet nun mittwochs bis samstags jeweils von 12 bis 17 Uhr seine Türen. Für Stammgäste wie Joachim Król hat Vincent Moissonnier noch etwas Besonderes kreiert: 36 ausgewählte Personen haben ihre eigene Serviette, die in einem kleinen Regal mit goldenen Namensschildern gelagert werden.

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