Projekt der TH KölnUmgestaltung des Ebertplatzes hat begonnen – eine Freitreppe ist das Kernstück

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Architektur-Lehrkräfte und Studierende der TH Köln gestalten den Ebertplatz für drei Monate um und wollen damit zum Aufenthalt anregen. 

Vom Eigelstein wird demnächst eine circa fünf Meter hohe Freitreppe auf den Ebertplatz führen. Drei Monate bis Ende November wird sie dort stehen, um das Platzbild zu verbessern und damit Menschen dort sitzen können. Zudem werden seit dieser Woche Sitzpodeste und eine Installation über dem Lichthof aufgebaut. „Wir wollen hauptsächlich ein Zeichen setzen, damit endlich etwas passiert“, sagt Yasemin Utku, Architektur-Professorin der Technischen Hochschule Köln, die das Projekt gestartet hat.

Tatsächlich ist die Umgestaltung des Ebertplatzes ein jahrzehntealtes Thema, schon 2002 beschäftigte sich der Stadtrat damit (siehe Chronik) – und bis zur Umsetzung wird es noch Jahre dauern. Laut der Stadt Köln will sie bis Jahresende ein Expertenbüro damit beauftragen, eine Vorqualifizierung des Planungsverfahrens aufzusetzen. Erst danach folgt der Planungswettbewerb, zudem braucht es weitere Analysen, beispielsweise der Verkehrsentwicklung, um die Frage zu beantworten, wie viele Fahrspuren es rund um den Ebertplatz braucht.

Und Gutachter sollen den Beton von 1976 untersuchen, um zu schauen, wie viel davon erhalten bleiben kann. Auf die Frage, wann der Rat über  Komplett- oder Teil-Umbau entscheidet, teilte die Stadt mit Verweis auf die noch zu erledigenden Schritte mit: „Eine belastbare Zeitplanung liegt daher noch nicht vor.“ Diese Aussage wiederholte sie auch auf die Frage nach Baubeginn und Fertigstellungsdatum.

Die temporären Elemente sind Teil der sogenannten „Zwischennutzung Ebertplatz“, bei der Gestaltungsmöglichkeiten getestet und die Zeit bis zum finalen Umbau überbrückt werden soll. Masterstudierende im Fach Architektur der FH Köln haben die Elemente entworfen. Begleitet wurden sie von den Lehrkräften Yasemin Utku, Susanne Kohte und Chris Schroeer-Heiermann, die an der zeitweiligen Umgestaltung des Ebertplatzes bereits seit dem Wintersemester 2021/2022 planen.  Gemeinsam mit ihren Studierenden, Ämtern der Stadt und Nutzerinnen und Nutzern des Platzes haben sie für das Interventionsprojekt „Ebertplatz 0“ Ideen gesammelt, reflektiert und umgesetzt. 

Freitreppe soll einen neuen Zugang zum Ebertplatz schaffen

„Eine Konstante in den Gesprächen war immer die Treppe, um einen ganz anderen Zugang zu dem Platz zu schaffen“, erzählt Utku. Es sei klar geworden, dass man einen neuen Auftritt und eine neue Wahrnehmung für den Platz bräuchte. „Die Anbindung an die angrenzenden Stadtteile und die Eingangsituation müssen einfach verbessert werden“, fügt Chris Schroeer-Heiermann hinzu.

Entwurf der Umgestaltung des Ebertplatzes. Eine Freitreppe soll vom Straßenübergang runter zum Ebertplatz führen.

Das Modell zeigt, wie der Ebertplatz Ende August aussehen soll.

Die Freitreppe ist deshalb das Kernstück der Bauarbeiten. Sie wird ab der Ampel vom Eigelstein über die Grünfläche hinunter zum Platz führen und soll auch als Sitzgelegenheit dienen. Dafür fällt so lange die Rutsche, ein bislang beliebtes Element am Ebertplatz, weg.

Masterstudierende der TH Köln planen und begleiten Bauarbeiten am Ebertplatz

Hauptverantwortlich für den Bau der Treppe ist das Kölner Kollektiv „Werkstatt Global“ – eine Gruppe an Soloselbstständigen in unterschiedlichen handwerklichen Bereichen. Zunächst sortieren sie die Holzteile und planen den Bau, bevor sie in den nächsten Tagen die Ständerwerke zusammenschrauben und dann die Treppe bauen. Unterstützt wird das Kollektiv von den Studierenden. „Es war von Anfang an geplant, den Bau partizipativ zu gestalten, damit die Studierenden auch in der Praxis lernen“, so Milan Knell vom Kollektiv.

Susanne Kohte, Chris Schroeer-Heiermann und Yasemin Utku stehen an der Baustelle am Ebertplatz vor dem Projektbanner.

Susanne Kohte (von links), Chris Schroeer-Heiermann und Yasemin Utku leiten das Projekt „Ebertplatz 0?“.

Die Architektur-Studierenden können so das Projekt von Anfang bis Ende, in der Theorie und Praxis begleiten. Es sei cool, „vor Ort wirklich was umzusetzen und nicht nur die ganze Zeit in der Hochschule zu hocken und fiktive Projekte zu machen“, sagt Fela Bancken, eine der rund 50 Masterstudierenden. Sie arbeitet seit zwei Semestern an dem Projekt mit. Am Dienstagvormittag kümmern sie und ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen sich hauptsächlich um die Sitzelemente. 

Umbau des Ebertplatzes soll Aufenthaltsqualität fördern

Sie schneiden das Holz zurecht, passen es an und bauen es zu Quadern, die als Sitzpodeste im Bereich der Passage aufgestellt werden sollen. Als drittes Element ist eine Installation über dem Lichthof geplant. Über den Passagen auf Straßenhöhe soll ein Sechseck aus LED-Bändern gespannt werden. „Wir wollen die Aufenthaltsqualität und die Außengastronomie fördern“, erklärt Susanne Kohte, Architektin und Lehrkraft der TH. Deshalb sei auch für die erste Woche nach den Bauarbeiten ein Eisverkäufer engagiert.

Über die drei Monate wolle das Leitungsteam außerdem versuchen, weitere Angebote zu organisieren. Danach wird das Projekt ausgewertet und die Materialien und die Sitzpodeste vermittelt, damit sie weiter genutzt oder recycelt werden können, so das Leitungsteam. „Dann liegt die Umgestaltung des Ebertplatzes nicht mehr in der Hand der TH“, so Susanne Kohte.

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