Erst Beethoven, dann die Beatles„Höhner Classic“ füllt die Kölner Philharmonie

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Höhner Classic 1

„Große Meister“ hieß die 27. Auflage von „Höhner Classic“

Köln – Das Rezept ist so genial wie einfach. Man nehme die Höhner-Band, 70 Musiker der Jungen Sinfonie Köln samt Dirigenten, stellt diese klassisch-kölsche Mischung auf der Bühne der Philharmonie zusammen und lässt sie gemeinsam musizieren: Melodien von Jacques Offenbach, dem kölschen Köbes, wie ihn Höhner-Frontmann Henning Krautmacher am Sonntagabend bei der Höhner Classic-Premiere liebevoll nannte, oder Klassiker von Beethoven, dessen 250. Geburtstag die Welt im kommenden Jahr feiert.

„Because the world is round“

„Große Meister“ hatten Band und Orchester die 27. Auflage ihrer Classic-Reihe mit drei Philharmonie Konzerten genannt und ehrten damit ihre musikalischen Vorfahren. Auf welch hohem Niveau sich der zweieinhalbstündige Konzertabend bewegte, zeigten Henning Krautmacher, Hannes Schöner, Micki Schreiber, Joost Vergoossen, Jens Streifling und Heiko Braun gleich zu Beginn. Nachdem das Orchester zuvor Micki Schreiber als Pianisten ausgeliehen hatte, um Beethovens Mondscheinsonate zu interpretieren, präsentierte die Band dem vollbesetzten Saal anschließend den Beatles-Titel „Because“ in einer anspruchsvollen A Cappella-Version, zart umschmeichelt von filigranen Harfentönen.

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„Because the world is round it turns me on. Because the world is round, ah. Because the wind is high it blows my mind“, heißt es in Lennons Stück aus den 1960er Jahren, dessen Grundstruktur entstanden sein soll, als seine Ehefrau Yoko Ono die Mondscheinsonate am Klavier spielte und er sie bat, die Akkordfolge einmal rückwärts zu spielen. „Because“ war entstanden. Die Höhner übernahmen die Melodie und geben zugleich Hoffnung auf mehr A Cappella-Gesang dieser Art noch bevor sie mit dem „letzten Jlas“ schunkeln oder gar die „Welt anhalten“.

Henning Krautmacher Höhner Classic

Henning Krautmacher

Bevor Krautmacher dem Publikum im Lied den „kölschen Pass“ vorhielt und einige Besucher mit ihren mitgebrachten Exemplaren zurückwinkten, erhielt Orchesterchef Sebastian Hässy das Wort. „Jetzt darf ich auch mal“, sagte der Musiker, der die Gelegenheit nutzte, um an seinen vor zwölf Jahren verstorbenen Vater, den Junge Sinfonie-Gründer- und Höhner-Classic-Erfinder Günter Hässy zu erinnern. „Ich habe in seinen alten Unterlagen gestöbert und dabei ein Notenfragment entdeckt“, erzählte er.

„Mainzelmännchens Lachparade“ wird zu „Heroika“

„Mainzelmännchens Lachparade“ hatte sein Vater das unvollendete Werk genannt, das Sebastian Hässy nun zu Ende komponierte und es „Heroika“ taufte. Entstanden ist ein angenehm unterhaltsamer Mix aus 44 übergangslos gespielten Titelelementen von Offenbach, über Ostermann, Berbuer und Höhner bis Beethoven. Stehender Beifall der Gäste war der Lohn für dieses Meisterwerk, dem in der zweiten Hälfte die Ouvertüre zu Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ mit dem schmissigen „Can Can“ am Ende folgte.

Wie bei Höhner-Classic-Konzerten nicht unüblich, präsentierte die Band im Verlauf eher ruhigere Stücke aus dem etwa 450 bis 500 Lieder umfassenden Repertoire, das sich in den beinahe 48 Jahren Bandgeschichte aufgebaut hat. Ob „Karusells un bunte Büdcher“, „Hey Kölle“ oder „Viva Colonia“: Im klassischen Gewand präsentiert, werden die Hits zu orchestralen Ohrwürmern. Jeder für sich. Jedes Jahr aufs Neue.  

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