Kölner Verkehrs-BetriebeBürger lehnen kurzen Tunnel zwischen Heumarkt und Neumarkt ab

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Eine mögliche Variante sieht vor, dass die Stadtbahn auf der Cäcilienstraße in Richtung Neumarkt in einem Tunnel verschwindet.

Eine mögliche Variante sieht vor, dass die Stadtbahn auf der Cäcilienstraße in Richtung Neumarkt in einem Tunnel verschwindet.

Köln – Auf welche Weise soll das Straßenbahn-Netz auf der Ost-West-Achse ausgebaut werden? Mit dieser Frage beschäftigten sich seit März in der ersten Phase einer Bürgerbeteiligung rund 350 Kölner in 36 Arbeitsgruppen. Und im Herbst soll weiter beratschlagt werden. Schon die Vorplanungen sind also ein Mammut-Projekt.

Die Ergebnisse der Diskussionen wurden jetzt im Historischen Rathaus vor rund 250 Besuchern präsentiert. Zur Debatte stehen mehrere oberirdische Lösungen, aber auch Tunnelvarianten. Ein kurzer Tunnel zwischen Heumarkt und Neumarkt etwa, eine mittlere Tunnelvariante zwischen Heumarkt und Rudolfplatz oder eine große Tunnellösung bis zum Melatenfriedhof. Die SPD schlug mittlerweile sogar einen Tunnel unterhalb des Rheins vor.

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„Das drängende Problem ist die Kapazitätserweiterung der KVB, welche durch den Einsatz von 90-Meter-Zügen erreicht werden soll“, so Klaus Harzendorf, Leiter des Amts für Straßen- und Verkehrsentwicklung. Die Kosten des dringend benötigten Ausbaus könnten zwischen 250 Millionen Euro und einer Milliarde Euro schwanken.

Anwohner tendieren zu Tunnellösung

Das Resultat der Bürgerbefragung ist nicht eindeutig. Die Tunnellösung und eine oberirdische Variante sind ungefähr gleich stark beliebt. Die Gruppe der Anwohner tendiert zu einer Tunnellösung mit dem Ziel, Plätze und Straßen attraktiver zu gestalten und motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. Auf dem Abzweig der Linie 9 Richtung Universität soll aber eine oberirdische Variante realisiert werden. Denn die „Veedelsqualität“ rund um den Zülpicher Platz würde durch eine U-Bahn gefährdet. Die Gruppe der ÖPNV-Nutzer kann sich zwischen einer oberirdischen Trasse und einer langen Tunnellösung nicht recht entscheiden. Und die Gruppe „Individualverkehr“ (dazu gehören auch Fußgänger und Radfahrer) plädiert für eine oberirdische Lösung bei gleichzeitiger Privilegierung des ÖPNV vor dem Individualverkehr.

Keine eindeutige Empfehlung

Einig waren sich alle Gruppen lediglich in der Ablehnung einer kurzen Tunnellösung. Auch ein Tunnel unterhalb des Grüngürtels wurde von allen Beteiligten als sinnlos erachtet. Fazit der Beteiligten: „Eine eindeutige Empfehlung ließ sich abschließend nicht formulieren.“ Im Herbst geht es dann mit der Diskussion über die Varianten weiter, die die Politik zusätzlich ins Spiel gebracht hatte. Unter Ratspolitikern stieß die Bürgerbeteiligung zuletzt auf Kritik. Das Verfahren sei „tendenziös“, hieß es. Der Grund: Verkehrsdezernentin Andrea Blome und KVB-Chef Jürgen Fenske hatten sich mehrfach öffentlich für den Bau eines Tunnels ausgesprochen. Eine solche Festlegung widerspreche einem ergebnisoffenen Verfahren, so die Kritiker.

Fahrpreise im VRS steigen kommendes Jahr um durchschnittlich 3,5 Prozent

Welche Tickets sich wie verteuern, wird erst im Herbst entschieden. Fest steht aber schon jetzt, dass sich die Fahrpreise im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) zum 1. Januar 2019 um durchschnittlich 3,5 Prozent erhöhen. Das hat die aus politischen Vertretern bestehende Verbandsversammlung des VRS am vergangenen Freitag einstimmig beschlossen. Der Unternehmensbeirat hat der Erhöhung bereits Mitte Juni zugestimmt. Allerdings nicht einstimmig. „Einige Unternehmen fanden die Erhöhung zu gering“, so VRS-Sprecher Holger Klein. Eine ähnliche Erhöhung hatte es zuletzt 2014 gegeben.

Insbesondere der vor einigen Wochen erzielte Abschluss des Tarifvertrags für den Öffentlichen Dienst lasse die Personalkosten steigen, so der Verkehrsverbund. 60 Prozent der Gesamtkosten entfielen auf diesen Bereich. Zudem befänden sich die Dieselkosten derzeit auf einem Vierjahreshoch. Dies alles mache höhere Ticketpreise unumgänglich. Holger Klein zufolge decken die Ticketpreise nur rund 70 Prozent aller Kosten ab, der Rest werde durch öffentliche Zuschüsse gedeckt. Weil es höhere Zuschüsse nicht gebe, müsse der Kunde für die Kostensteigerungen aufkommen, so Klein. Zuletzt fielen die Preisanpassungen vergleichsweise moderat aus: 2017 waren es 1,4 Prozent, 2018 1,1 Prozent. (cht)

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