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Fund in LindenthalWarum ausgerechnet an Kölner Großbaustelle so viele Bomben liegen

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Bomben Großbaustelle Lindenthal

Auf der Großbaustelle an der Werthmannstraße wurden innerhalb kürzester Zeit mehrere Bombenblindgänger gefunden.

Köln-Lindenthal – Wer sucht, der findet. Das gilt in Köln vor allem auch im Hinblick auf Sprengsätze im Boden. Am Montagmorgen wurde zum vierten Mal innerhalb weniger Wochen an der Werthmannstraße in Köln-Lindenthal ein Blindgänger gefunden. Betroffen ist erneut auch das Krankenhaus St. Elisabeth. Aber warum werden ausgerechnet hier so viele Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden?

Die Stadt wurde im zweiten Weltkrieg 262 Mal aus der Luft angegriffen. Viele Fliegerbomben schlummern bislang noch unentdeckt im Kölner Erdreich. Das ist bekannt. So fordert das Bauaufsichtsamt bei Anträgen auf die Genehmigung eines Neubaus auch stets, dass entsprechende Voruntersuchungen stattfinden, Bodengutachten und Luftbilder vorgelegt werden.

Viele Bombenabwürfe über der Werthmannstraße

Die Caritas-Stiftung, die im Areal an der Werthmannstraße in Lindenthal neues Wohnquartier hatte die entsprechende Unterlagen eingereicht - und der Kampfmittelräumdienst bereits eine warnende Entdeckung gemacht: „Im Fall Werthmannstraße hat die Luftbildauswertung ergeben, dass in dem Bereich vermehrt Kampfhandlungen und insbesondere auch Bombenabwürfe stattgefunden haben“, schreibt Katja Reuter, Sprecherin der Stadt. Dass die Bauherrin bei Arbeiten vor Ort dann gleich viermal fündig wurde, ist trotzdem überraschend und spricht dafür, dass ein dichter Bombenhagel das Viertel traf.

Alles zum Thema Bombenfund in Köln

Der Historiker Carl Dietmar, einer der beiden Autoren des Buches „Köln – die große Stadtgeschichte“ hat sich intensiv mit Köln in der Kriegszeit beschäftigt und eine Vermutung, warum zahlreiche Blindgänger im Bereich zwischen Lindenthalgürtel und Militärring noch im Boden schlummern: „Köln ist so oft bombardiert worden wie keine andere deutsche Stadt“, sagt er. „Am schlimmsten waren der 1000-Bomber-Angriff Ende Mai 1942 und der Peter-und-Paul-Angriff Ende Juni 1943. Ich glaube aber nicht, dass die Blindgänger in Hohenlind aus dieser Zeit stammen, denn damals sind viele Bomben noch direkt geborgen oder entschärft worden.“

St. Elisabeth Krankenhaus wurde 1944 schwer beschädigt

Die gefundenen Fliegerbomben seien wohl bei späteren Angriffen abgeworfen worden: „Es gab am 17. Oktober 1944 zwischen 8.45 Uhr und 10.45 Uhr einen schweren Luftangriff, bei dem auch das St.-Elisabeth-Krankenhaus erheblich beschädigt wurde", so Dietmar. 400 bis 600 alliierte Flugzeuge hätten die Stadt damals angegriffen, hauptsächlich amerikanische Bomber, die anders als die britischen tagsüber Angriffe flogen. Der letzte große Luftangriff am 2. März 1945 galt auch speziell Lindenthal: „Die Amerikaner wollten damit ihren Einmarsch in Köln vorbereiten und vermuteten im Stadtwald die letzten Abwehrstellungen der Deutschen“, so Dietmar.

„Die Nazis hatten ja vorher getönt, die Stadt bis zum letzten Mann zu verteidigen.“ Für die Tatsache, dass die gefundenen Kampfmittel britischer Herkunft haben, hat er eine Erklärung: „Die Amerikaner starteten von englischen Flugplätzen, wurden dort betankt und vermutlich auch mit Bomben britischer Produktion beladen.“

Weitere Bombenfunde sind nicht ausgeschlossen

In welchem Land die Geschosse gebaut wurden, ist heute auch weniger wichtig als die Frage, wo sie denn nun genau befinden. Nach den warnenden Ergebnissen der Voruntersuchungen, gerieten die Erdarbeiten für die Caritas-Stiftung zur Stückarbeit. Zunächst wurde eine oberste Schicht abgetragen und der Boden sondiert. Nach jedem Bombenfund folgten weitere Sondierungen. Noch immer gibt es keine endgültige Entwarnung. „Da nicht mit absoluter Sicherheit auszuschließen ist, dass noch weitere Kampfmittel im Boden vorhanden sind, erfolgen die Erdarbeiten weiterhin nur schichtweise und unter Aufsicht von Fachkundigen“, heißt es vonseiten der Caritas-Stiftung.

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Das verursacht einen großen Zeitaufwand und Kosten für die Bauherrin. Die Bombenfunde sind aber vor allem für die Anwohner, die ihre Häuser verlassen müssen, eine große Belastung. Besonders betroffen ist das benachbarte Krankenhaus Hohenlind, das jedes Mal evakuiert werden musste. Die Klinik kann ihre Patienten aber beruhigen: „Im Falle eines Bombenfundes gibt es klar strukturierte Abläufe“, schreibt “, schreibt Susanne Hacheney, Leiterin des Qualitäts-, Sicherheits- und Notfall- und Katastrophenmanagement.

„Für die notwendigen Verlegungen von Patientinnen und Patienten besteht eine enge Zusammenarbeit mit den umliegenden Krankenhäusern.“ Wenn sie von der Intensivstation verlegt werden müssen, geschieht das fachkundig in Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst unter Begleitung von Intensivmedizinern des Krankenhaues.“

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