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Verhandlungen mit der Stadt KölnDer Weg des 1. FC Köln führt vom Geißbockheim nach Marsdorf

Lesezeit 4 Minuten
Das Geißbockheim genannte Clubhaus des Fußballverein 1. FC Köln mit dem Trainingsplatz 1 (vorne) und dem Franz-Kremer-Stadion (hinten) im Äußeren Grüngürtel. Im Hintergrund sind das Stadtzentrum und der Beethovenpark zu erkennen.

Der 1. FC Köln könnte das Geißbockheim an die Stadt Köln verkaufen.

Die Verhandlungen zwischen der Stadt Köln und dem 1. FC Köln laufen bereits seit Monaten. Dabei geht es im Kern darum, wieviel die Stadt für das Geißbockheim zahlen würde, wenn der Klub nach Marsdorf umzieht.

Der 1. FC Köln wird aller Wahrscheinlichkeit nach seinen traditionellen Standort am Geißbockheim aufgeben und nach Marsdorf umziehen. Die Stadt hat dem Bundesligisten dort ein großzügiges Grundstück angeboten, auf dem Trainingsplätze, Leistungszentren, Verwaltungsgebäude und eine Gastronomie entstehen könnten. Den Masterplan für Marsdorf hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits Anfang April exklusiv vorgestellt.

Doch ob der Klub tatsächlich an den westlichen Stadtrand umzieht, hängt zurzeit vor allem an der Frage nach der Finanzierung. 120 Millionen Euro soll es nach ersten Schätzungen kosten, dem 1. FC Köln eine neue Heimat zu bauen. Die Stadt und der Bundesligist ringen hinter den Kulissen um eine Lösung, die für beide Seiten vertretbar wäre. 120 Millionen Euro kann der 1. FC Köln zurzeit aus eigener Kraft nicht stemmen. Geschäftsführer Philipp Türoff hatte den Bundesligisten im vergangenen Jahr als einen „finanzwirtschaftlichen Sanierungsfall“ bezeichnet.

Die Stadt wiederum darf die Baukosten nicht übernehmen, weil das gegen das Beihilfenrecht der Europäischen Union verstoßen würde, das Wettbewerbsverzerrungen verhindern soll. „Dass wir alles aus öffentlichen Mitteln finanzieren, kann ich mir nicht vorstellen – allein aus beihilferechtlichen Gründen. Ich schätze den FC, er prägt unsere Stadt, aber die Stadt kann nicht den Wirtschaftsbetrieb unterstützen. Wir klären derzeit, was möglich ist“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits im März.

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Die Klärung ist allerdings noch immer nicht abgeschlossen, die Gespräche laufen weiter. Wie aus dem Rathaus zu erfahren war, befinden sich die Stadt und der Klub auf einem guten Wege – es gebe aber nach wie vor keine finale Bewertung. Es sei angestrebt, noch vor der politischen Sommerpause ein Einvernehmen zu erzielen, es gebe aber keine Garantie dafür, das dies auch gelingen werde.

1. FC Köln wirft Gebäude am Geißbockheim in die Waagschale

Der 1. FC Köln wirft dem Vernehmen nach in den Verhandlungen vor allem die bestehenden Gebäude im Bereich des Grüngürtels in die Waagschale. Würde die Stadt das Geißbockheim, die zugehörigen Anbauten, das Franz-Kremer-Stadion und die Trainingsplätze kaufen, bekäme der Bundesligist einen größeren Betrag ausgezahlt.

Was die Bezifferung des Werts der Gebäude angeht, liegen die Meinungen bei Stadt und Klub allerdings weit auseinander. Der Bundesligist erwartet wohl einen höheren zweistelligen Millionenbetrag. Ein unabhängiges Wertgutachten soll Klarheit schaffen. Die Stadt verfügt in diesem Punkt über keinen Handlungsspielraum – sie darf nur den festgestellten Wert bezahlen und nicht über diese Summe hinausgehen.

Dass der 1. FC Köln aus dem Erlös der Bebauung am Geißbockheim den 120-Millionen-Euro-Neubau in Marsdorf vollständig alleine bezahlen kann, ist also nicht realistisch. Dem Vernehmen nach soll der Klub nicht daran interessiert sein, dass die Sportstätten als städtische Tochter in Marsdorf bauen und der FC das Gesamtpaket dann mietet – auch die Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft mit den Sportstätten nicht auf Interesse stoßen.

Daraus ließe sich der Schluss ziehen, der 1. FC Köln wolle den Neubau vollständig aus eigener Kraft finanzieren. Doch dafür fehlen derzeit noch die nötigen Mittel. Als Lösung wären etwa das Engagement eines Investors oder die Auflage einer Fananleihe denkbar. Der 1. FC Köln wollte auf Anfrage nicht beantworten, ob der Klub einen Neubau in Marsdorf tatsächlich alleine stemmen will oder nicht. „Wir kommentieren das nicht“, sagte ein Sprecher. „Ich würde mich freuen, wenn bis zum Sommer die Eckpunkte stehen würden“, sagte Geschäftsführer Philipp Türoff lediglich.

1. FC Köln wehrt sich vor dem Bundesverwaltungsgericht

Jenseits dessen erscheint ein dauerhafter Verbleib am Geißbockheim als nahezu ausgeschlossen. Der 1. FC Köln müsste dort eine größere Erweiterung umsetzen, neue Trainingsplätze und ein Leistungszentrum bauen, um gegenüber der Konkurrenz aus Leverkusen und Mönchengladbach dauerhaft wettbewerbsfähig zu sein.

Die Bürgerinitiative „Grüngürtel für alle“ hatte allerdings gegen den Ausbau am Geißbockheim geklagt, das Oberverwaltungsgericht Münster (OVG) erklärte den Bebauungsplan im November 2022 für unwirksam. Noch ist das Urteil zwar nicht rechtskräftig. Der FC wehrt sich vor dem Bundesverwaltungsgericht, weil das OVG keine Revision zugelassen hat.

Der dauerhafte und unnachgiebige Protest gegen eine Ausbreitung des Klubs auf Kosten des denkmal- und landschaftsgeschützten Äußeren Grüngürtels hat allerdings inzwischen auch in Köln Früchte getragen. So gibt es derzeit im Stadtrat keine Mehrheit für eine Erweiterung rund um das Geißbockheim. Ohne einen neuen politischen Beschluss geht es dort also nicht mehr weiter. Bleibt die Frage, was die Stadt nach einem Kauf mit dem Geißbockheim anfangen würde – als mögliche Lösung gilt die Umwandlung in eine Bezirkssportanlage für die Öffentlichkeit.

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