Auf dem Wallrafplatz sangen Eltern und Kinder gemeinsam ein Ständchen. (Bild: Esch)
Copyright: Esch Lizenz
ANZEIGE
ANZEIGE
Widdersdorf – Eltern, die im Sommer in Widdersdorf ein Kind einschulen wollen, können hoffen, dass es auch am Nachmittag betreut wird. Bei einer Informationsveranstaltung in der Olympia-Schule hatte Stadträtin Teresa De Billis (CDU) eine gute Nachricht: „Ich freue mich sehr, dass ich den Eltern der künftigen Grundschüler sagen kann, dass der Bedarf an Plätzen in der offenen Ganztagsschule in Widdersdorf aller Wahrscheinlichkeit nach zu 100 Prozent gedeckt wird.“ Die Stadt habe vor, alle von der Olympia-Schule benötigten 105 Plätze für die Offene Ganztagsbetreuung (OGS) und acht für die Pater-Delp-Schule beim Land zu beantragen und mitzufinanzieren, falls das Land ebenfalls Zuschüsse beisteuere. Weil die Eltern befürchteten, dass es in Widdersdorf nicht genügend OGS-Plätze für ihre Kinder geben wird, hatten sie Protestaktionen gestartet.
"In der Regel beschließt der Rat die Vorlagen des Schulausschusses“
Der Rat entscheidet zwar erst am 12. Mai über die Zahl der Plätze, die er beim Land beantragen wird, vermutlich aber bleibt es bei einer Zusage für die Widdersdorfer. Von Schuldezernentin Agnes Klein ist zu erfahren: „Wir haben im Schulausschuss eine Vorlage für die Ratssitzung erstellt, wenn die beschlossen wird, werden zu den bestehenden 26500 OGS-Plätzen nun 1400 zusätzlich eingerichtet. Und in der Regel beschließt der Rat die Vorlagen des Schulausschusses.“ Die von den Widdersdorfer Schulen benötigten Plätze seien dabei. Wenn der Rat dem Paket zustimme, werde es allerdings noch dauern, bis die Eltern endgültigen Bescheid hätten, erst müsse das Land sagen, ob es ebenfalls zahle.
Doch die SPD-Landtagsabgeordnete Lisa Steinmann hatte dazu bereits auf der Facebook-Seite der Widdersdorfer Elterninitiative Hoffnungsvolles gepostet: „Das Land wird jeden Platz, der uns gemeldet wird, zahlen. Das hat Ministerin Ute Schäfer mir diese Woche noch einmal verbindlich zugesagt. Damit ist die landesseitige Co-Finanzierung gesichert.“
Die Situation in Widdersdorf ist besonders schwierig. Durch das große Neubaugebiet ist die Zahl der Familien mit Kindern rasant gewachsen. Für viele Mütter und Väter war es bis zur Informationsveranstaltung in der Olympia-Schule ungewiss, ob sie einen OGS-Platz bekommen. Dass sie nun vergleichsweise früh informiert wurden, ist eine Reaktion der Politiker auf die Protestaktionen.
Dieses Jahr hatten die Kölner Schulen zwar am 16. März die Zusagen für die Schulplätze versandt, aber noch nicht mitgeteilt, ob es auch einen OGS-Platz gibt. Deshalb hatten die Widdersdorfer Eltern mehrfach demonstriert, zuletzt bei einem Flashmob auf dem Wallrafplatz mit lautem Gesang. Musikalisch unterstützt wurden sie auch von Flo Peil, Widdersdorfer und Gitarrist der Band Kasalla. „Meine Tochter ist voriges Jahr eingeschult worden. Erst vier Wochen vor der Einschulung haben die Eltern erfahren, ob sie einen OGS-Platz haben“, begründete der Musiker seine Teilnahme am Protest. Er wollte dazu beitragen, dass die Eltern diesmal schneller Gewissheit haben. Viele Väter und Mütter seien finanziell darauf angewiesen, dass beide arbeiten können. „Wenn aber nun das eigene Kind um 11.30 Uhr am Schultor stehe und nicht betreut werde, muss ein Elternteil unter Umständen sogar den Job kündigen.“
OGS-Plätze einzurichten ist ein kompliziertes Verfahren. Zunächst muss die Schule sehen, ob sie genügend Raum hat, um alle Mädchen und Jungen im Ganztag zu betreuen. Die Olympiaschule zum Beispiel kann die Voraussetzungen für 105 Mädchen und Jungen im kommenden ersten Schuljahr schaffen. Bereits vorhanden sind 44 der Plätze. Sie werden frei, wenn die Viertklässler im Sommer abgehen. Wenn die Schule ihre Bedarfszahlen gemeldet hat, entscheidet erst die Stadt, dann das Land über die Finanzierung.
In Düsseldorf geht es schneller
Dass es dabei trotzdem schneller gehen kann als in Köln, wissen die Widdersdorfer von Freunden, die in Düsseldorf leben. Die Landeshauptstadt hatte Eltern, die ein Kind haben, das eingeschult wird, bereits Ende Januar einen Platz zugesagt. Warum das Verfahren dort flotter abläuft, hat die Stadt Düsseldorf begründet. Beim Protest auf dem Wallrafplatz verwiesen die Kölner Eltern auf den Text – er lautet: „Unabhängig von der zu erwartenden Bewilligung des Landeszuschusses sieht sich die Stadt Düsseldorf in der Verantwortung, Familien, Schulen und Kooperationspartnern so früh wie möglich Planungssicherheit zu geben: Die Schulen haben deshalb grünes Licht dafür erhalten, den Eltern von Schulneulingen schon mit der Zusage eines Schulplatzes auch eine für einen OGS-Platz zu geben.“
Den Vergleich mit der Landeshauptstadt will Lisa Steinmann nicht so einfach gelten lassen: „Düsseldorf ist, was den Haushalt betrifft, ganz anders ausgestattet als Köln“, sagte die SPD-Politikerin, als sie den Flashmob der Eltern besuchte.
Teresa De Bellis-Olinger sieht eine Möglichkeit, das Verfahren bei der Vergabe der OGS-Plätze künftig auch in Köln zu beschleunigen: „Wir brauchen dringend einen Investitionsplan, der es den Schulen ermöglicht, frühzeitig finanzielle Mittel zugesichert zu bekommen, die sie brauchen, wenn sie ihre räumlichen Kapazitäten für die OGS-Betreuung erweitern müssen.“