„Irgendwo müssen wir ja Fußball spielen“Tag für mögliches Urteil im Streit um Geißbockheim-Ausbau steht

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Blick von oben auf das Geißbockheim des 1. FC Köln

Blick von oben auf das Geißbockheim des 1. FC Köln

Seit 2014 plant der 1. FC Köln den Geißbockheim-Ausbau, er streitet vor Gericht um die Umsetzung. Jetzt steht der nächste Gerichts-Termin fest.

Im jahrelangen Streit um den Geißbockheim-Ausbau des 1. FC Köln ist der nächste Termin vor Gericht erst in gut fünf Monaten: Am 23. April 2024 findet die mündliche Verhandlung vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig statt. Das teilte eine Gerichtssprecherin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit. An diesem Tag könnte theoretisch eine Entscheidung fallen, ob der Bebauungsplan für den Ausbau am Geißbockheim doch noch wirksam ist – oder eben nicht. Dieses Urteil hatte das Oberverwaltungsgericht Münster (OVG) vor gut einem Jahr gefällt, es hielt den Plan aufgrund schwerwiegender Fehler für unwirksam.

Das OVG hatte damals keine Revision zugelassen, dagegen legte der Erstligist Beschwerde ein und bekam Recht. Der nächste Schritt ist die mündliche Verhandlung. Auf die Frage, ob das Gericht im April 2024 eine Entscheidung fällt, sagte die Sprecherin: „Ob am Verhandlungstag bereits eine Entscheidung verkündet wird, hängt immer von den Umständen des Einzelfalles und vom Verlauf der mündlichen Verhandlung ab und kann leider nicht gesagt werden.“ Solange nicht alle juristischen Fragen geklärt sind, gilt eine Einigung in dem Streit zwischen Klub, Verwaltung und Politik als schwierig.

Es ist aber auch möglich, dass das Bundesverwaltungsgericht die Frage zurück an das OVG verweist, weil es eine weitere sogenannte Sachaufklärung für nötig hält. Dann müsste laut einer Sprecherin das OVG diese inhaltlichen Fragen klären und erneut ein Urteil sprechen. Es sind also zwei Optionen denkbar: die Entscheidung in Leipzig oder die Rückkehr des Verfahrens an das OVG in Münster.

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Losgelöst von diesem juristischem Verfahren, arbeiten Klub, Stadtspitze und Teile der Politik an einer Lösung in der festgefahrenen Situation – doch dem Vernehmen nach passiert aktuell eher wenig. FC-Geschäftsführer Philipp Türoff sprach zuletzt von einer „Sackgasse“: Selbst ein gültiger Bebauungsplan nützt dem Verein derzeit nichts, weil er keinen Pachtvertrag für die städtischen Flächen hat.

Der Blick von oben auf die Gleueler Wiese. Der 1. FC Köln möchte dort drei Fußball-Plätze bauen.

Der Blick von oben auf die Gleueler Wiese. Der 1. FC Köln möchte dort drei Fußball-Plätze bauen.

Über diesen Vertrag entscheidet der Stadtrat, und in dem Gremium gibt es derzeit keine politisch umsetzbare Mehrheit für die FC-Pläne, zudem hat das Mehrheitsbündnis aus Grünen, CDU und Volt ein Moratorium in der Frage bis zur Kommunalwahl 2025 ausgerufen.

Seit 2014 plant der FC den Neubau dreier Fußball-Plätze auf der Gleueler Wiese, sie grenzt nördlich an das Geißbockheim an. Auf dem Gelände am  Geißbockheim selbst will der Klub ein Nachwuchs-Leistungszentrum bauen. Türoff sagte im August: „Aktuell halte ich den Ausbau am Geißbockheim für unwahrscheinlich. Die Pläne sind eine theoretische Chance. Wir wollen das Flämmchen als Alternative am Leben halten, denn irgendwo müssen wir ja Fußball spielen.“

Zieht der 1. FC Köln nach Marsdorf?

Eine denkbare Variante ist der Wegzug des FC aus dem Grüngürtel, seine Plätze und das Geißbockheim sind auf städtischem Boden gebaut, er pachtet ihn. Eine 3,8 Kilometer vom Geißbockheim entfernt liegende städtische Fläche an der Autobahn 1 in Marsdorf ist ausgeguckt, der Verein könnte sich damit notgedrungen anfreunden, braucht aber dafür viel Geld, die Rede ist von rund 120 Millionen Euro Kosten. Ein erster Masterplan des Vereins liegt vor.

So sieht ein vorläufiger Masterplan für das Gelände in Marsdorf aus.

So sieht ein vorläufiger Masterplan für das Gelände in Marsdorf aus.

Seit Monaten verhandeln Stadt und FC, ob die Stadt dem Verein die Gebäude und Plätze am Geißbockheim abkaufen will, um dort eine Bezirkssportanlage einzurichten – und wenn ja, wie viel sie dafür bezahlt. Der Klub will mit dem Geld den Bau in Marsdorf teilweise finanzieren.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hatte im März gesagt: „Dass wir alles aus öffentlichen Mitteln finanzieren, kann ich mir nicht vorstellen – allein aus beihilferechtlichen Gründen. Ich schätze den FC, er prägt unsere Stadt, aber die Stadt kann nicht den Wirtschaftsbetrieb unterstützen. Wir klären derzeit, was möglich ist.“

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