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Tierisch lautGänselärm nervt Nachbarn in Kölner Wohnanlage

Lesezeit 3 Minuten
Kanadagänse sind auf einer Wiese an einem See zu sehen.

Am Decksteiner Weiher haben sich Kanadagänse verbreitet. 

Gänse haben den Teich der Wohnanlage Am Beethovenpark in Beschlag genommen. Dort machen sie Anwohnern das Leben schwer.

Etwa um fünf Uhr morgens geht es los, jedes Jahr, monatelang. Die Anwohner und Anwohnerinnen in der Wohnanlage Am Beethovenpark werden von Gänsegeschrei geweckt, das den gesamten Tag anhält und sie nicht zur Ruhe kommen, trotz geschlossener Fenster und Ohrstöpseln.

Die Tiere balzen am Ufer des Teichs in der Wohnanlage, der sich direkt vor den Terrassen und unter den Fenstern befindet. Das Getöse hallt zwischen den Häuserwänden und ist wie durch ein Megafon verstärkt in den Wohnungen zu hören. Von Januar bis April/Mai haben die Bewohner mit der Lärmbelastung zu kämpfen. Das Ehepaar Heine ist davor sogar für ein Wochenende in ein Hotel geflohen. „Wir konnten einfach nicht mehr“, sagt Ursula Heine. „Das schadet unserer Gesundheit.“

Gänse haben den Teich der Wohnanlage in Köln-Sülz entdeckt

Das Paar wohnt bereits in der Wohnanlage, seit sie Anfang der 90er-Jahre mit dem großen Teich in der Mitte gebaut wurde. Jahrzehntelang waren dort nur einige Fische und Enten zu Hause. Doch in den vergangenen Jahren haben sich Kanadagänse und ein Nilgans-Paar dazugesellt, die sich auch am nahegelegenen Decksteiner Weiher stark vermehrt haben.

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Die ursprünglich aus Afrika und Nordamerika stammenden Gänsearten sind Nachkommen aus verwilderten Parkbeständen oder Volieren und bevölkern inzwischen die Kölner Parks. Vor allem der Gänsekot auf den dortigen Gehwegen verursacht Ärger. Obwohl der ungefährlich ist, versucht die Stadt Köln das Wachstum der Gänsescharen mittlerweile zu kontrollieren, und zwar durch ein Gelegemanagement: Experten entnehmen dabei jedem Nest einige Eier, sodass am Ende weniger Küken schlüpfen. Ein Ei wird regelmäßig im Nest gelassen, um zu verhindern, dass die Wasservögel „nachlegen“.

Eine Gans brütet neben einer Terrasse direkt am Ufer eines Teichs.

Eine Kanadagans brütet unter dem Fenster einer Wohnung der Anlage Am Beethovenpark.

Anwohner und Anwohnerinnen der Wohnanlage Am Beethovenpark haben die Hausverwaltung gebeten, ebenfalls etwas gegen die Gänseplage zu unternehmen. Heine stellt sich die Frage, warum man sie nicht jagen dürfe. Auf diese Weise würden ja auch Wildschwein- und Rehbestände reguliert, argumentiert sie. Die Hausverwaltung überlegt laut ihrer Auskunft an die Hausbewohner, die Tiere mit akustischen Signalen zu vertreiben.

Angelika Bornstein von der Wildvogelhilfe Rheinland, die zum BUND gehört, hält nichts davon für sinnvoll: Die Gänsejagd sei in Siedlungen verboten und führe auch nicht zu dem erwünschten Erfolg. „Das Revier wird dann einfach nur frei für die nächsten Gänse“, meint sie. „Auch das Zerstören von Nestern und Eiern würde die Tiere vermutlich nur dazu bewegen, an einem anderen Ort in der Nähe erneut zu brüten.“

Akustische Signale würden nicht nur die Gänse, sondern auch Menschen und andere Tiere stören. Die Wasservögel würden sich zudem daran gewöhnen. Außerhalb der Schonzeit könnte man sie mit speziell abgerichteten Hunden und Hundeführern vertreiben, die die Gänse permanent aufscheuchen, aber nicht angreifen. Allerdings würden dann auch alle anderen Tiere darunter leiden, denn Hunde würden nicht selektieren. Mit Greifvögeln könne man nicht viel ausrichten, da die meisten Arten zu klein sind. „Da müsste man schon mit einem Seeadler ankommen“, so Bornstein.

Als letztes Mittel bliebe die Trockenlegung des Teiches in Sülz

Die Lösung des Problems gestaltet sich schwierig. Die Hausverwaltung ist mittlerweile im Kontakt mit der Stadt, um sich darüber abzustimmen. Viele Möglichkeiten hat sie nicht: Sie dürfe die Tiere selbst nicht beim Brüten stören und Eier entnehmen, schreibt ein Sprecher der Stadt. Das sei nur unter bestimmten übergeordneten Gründen erlaubt. „Der Umstand, dass sich einige Anwohner von Kot und Lautstärke gestört fühlen, rechtfertige den Eingriff nicht.“

Das Gelegemanagement müsse von Experten durchgeführt werden, denn die Eier dürften nur bis zu einem Punkt entnommen werden, an dem noch kein neues Leben entstanden ist. Der Hausverwaltung bliebe letztendlich nur die Möglichkeit, die Wohnanlage umzugestalten: „Möglich wäre es, die Tiere auszuschließen, indem man beispielsweise Netze über das Gewässer spannt, Pflanzen hochwachsen lässt oder aufhört zu mähen“, schreibt der Sprecher. Am Ende bliebe dann noch eine radikale Möglichkeit: den Teich trocken zu legen.