Mrs. Greenbird im Interview„Köln hat ja zum Glück noch viele kleine, schöne Clubs“

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Sarah Nücken und Steffen Brückner sind Mrs. Greenbird

Sarah Nücken und Steffen Brückner sind Mrs. Greenbird

Köln – Mrs Greenbird sagen ja gerne von sich selbst, dass sie aus Nippessippi kommen. Was bedeutet Ihnen der Stadtteil?

Steffen Brückner: Wir haben früher in Ehrenfeld gewohnt und sind 2012 hergezogen, quasi von der Action aufs Land. So ein Umzug zeigt einem erstmal, wie unterschiedlich die Stadtteile in Köln sind. In Ehrenfeld ist immer Action bis tief in die Nacht, aber in Nippes ist auch irgendwann mal Feierabend. Das war erstmal eine Umstellung. Aber wenn man sich eingelebt hat, will man hier gar nicht mehr weg. Mir gefällt, dass Nippes nicht so homogen ist wie andere Stadtteile und die Stimmung sehr entspannt ist. Plötzlich ist man dann Nippeser mit Leib und Seele. Deswegen war der Wortwitz eine notwendige Konsequenz.

Am 29. April treten Sie mit dem neuen Album in der Nippeser Kulturkirche auf...

Sarah Nücken: Die Kulturkirche ist meine liebste Konzert-Location. Sowohl zum Gucken als auch zum Spielen.

Brückner: Aus der Fan-Perspektive sind wir eher Club-Gänger. Bei mir ist größenmäßig beim E-Werk Schluss. Ich will auch, wenn ich ganz hinten stehe, noch gut erkennen können, was auf der Bühne passiert, sonst macht mir das keinen Spaß. Da kann ich mir gleich eine DVD vom Konzert angucken. Aber Köln hat ja zum Glück noch viele kleine, schöne Clubs, die hoffentlich noch lange erhalten bleiben.

Zur Person

Mrs. Greenbird, das sind Sarah Nücken (35) und Steffen Brückner (43) . Sie sind seit 13 Jahren ein Paar – beruflich und privat. Zunächst spielten sie in verschiedenen Bands, dann starteten sie als Duo Musik zu machen. Nücken singt, Brückner spielt Gitarre. Bekannt wurde Mrs. Greenbird im Herbst 2012, als es die dritte Staffel der Castingshow „X-Factor“ gewann. Vor wenigen Tagen ist das dritte Album der beiden Musiker erschienen: „Dark Waters“. Am 29. April spielen sie in der Kulturkirche in Köln-Nippes, die Karten kosten 29 Euro. (aso)

Anders als das Underground, wo Sie sich 2006 kennengelernt haben.

Brückner: Früher haben wir in der Nachbarschaft gewohnt und waren jedes Wochenende dort feiern. Zuletzt waren wir aber vor allem zu Konzerten da. Das Underground war ein Laden, wo man auch mal die Chance hatte, für wenig Geld eine tolle neue Band zu entdecken. Das ist schon sehr schade. Aber es sind ja leider immer die kleinen Kulturläden, die nicht so Mainstream sind, die als erstes unter die Räder kommen, wenn im großen Stil saniert wird.

Ihr letztes Album ist vor knapp fünf Jahren erschienen. Was haben Mrs Greenbird in der Zwischenzeit gemacht?

Nücken: Wir sind vor allem eine Liveband und haben unglaublich viel gespielt. Und dann haben wir unser eigenes Label gegründet. Das ist ein Riesenprozess, es dauert unheimlich lange bis man diese Struktur aufgebaut hat und endlich anfangen kann zu arbeiten. Das hatten wir nicht erwartet. Und dann haben wir kreativ viel ausprobiert. Wir haben manche Songs fast drei Mal aufgenommen, bis wir gesagt haben: Das sind jetzt wir und so soll der Song klingen.

Wo haben Sie aufgenommen?

Brückner: Wir haben uns ein eigenes kleines Studio im Keller eingerichtet. Wir wollten unabhängig sein von den Mietzeiträumen und Tagespreisen in Studios. So konnten wir uns Zeit lassen, jederzeit arbeiten und mussten auf niemanden Rücksicht nehmen. Wir wollten unser Album so frei wie möglich machen und uns frei machen von Vorgaben und Maßstäben. Deswegen das eigene Label.

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Ihre Musik hat sich seit dem letzten Album verändert. Wie würden Sie diese Veränderungen beschreiben?

Nücken: Wir haben viel ausprobiert. Wir sind einmal um uns selbst gekreist und dann wieder bei uns angekommen. Wir machen jetzt wieder die Art von Musik, die wir auch am Anfang gemacht haben. Es ist sehr folkig, sehr minimalistisch, wenig Schlagzeug. Wir haben versucht, alles im Duo umzusetzen, und uns dann überlegt, was der Song noch braucht. Wir haben auch selbst Beats gebastelt und sind auf der Treppe rumgestampft oder haben auf der Gitarre geklopft. Das Album ist insgesamt melancholischer, düsterer, sphärischer. Wir wollten etwas weg von diesem Happy-Clappy Country-Folk-Pop, den wir beim letzten Album hatten.

Sie sind 2012 durch die Castingshow „X-Factor“ bekanntgeworden. Was bedeutet Ihnen die Show im Rückblick?

Nücken: Wir sind sehr dankbar für die Zeit, das war wunderschön. Aber je länger das her ist, desto weniger erinnern wir uns. Das ist ja schon fast sieben Jahre her. Im Alltag spielt das eigentlich keine Rolle mehr.

Brückner: Nach der Show fing für uns ein ganz neues Kapitel an. Wir haben natürlich davon profitiert, aber unser Leben hat sich danach in eine komplett neue Richtung entwickelt. Als der Kalender immer voller wurde, haben wir unsere Jobs aufgegeben und uns nur noch auf die Musik konzentriert.

Sie sind nicht nur Musiker-Duo, sondern auch seit fast 13 Jahren ein Paar. Gehen Sie sich gegenseitig mal auf die Nerven?

Nücken: Ja, klar. Aber jeder hat seine eigenen Aufgaben und Bereiche. Steffen sitzt meistens im Studio im Keller, ich bin im Arbeitszimmer, zwischendurch stimmen wir uns dann ab. Jedem von uns gehört ein Hund und wir gehen auch meistens getrennt spazieren, um den Kopf frei zu kriegen. Und um die Hunde zu trennen. Zusammen sind das richtige Rüpelbrüder.

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