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Von-Sparr-StraßeMüll, Drogen, Prostitution

Lesezeit 3 Minuten

Auch entlang der Berliner Straße haben sich Wettbüros angesiedelt, Anwohner klagen zudem über Drogengeschäfte auf offener Straße.

Mülheim – Seit Jahrzehnten kennt Cornelia Specks die Von-Sparr-Straße. Hier ist sie aufgewachsen, hier hatte ihr Vater lange eine Arztpraxis – in einem Mietshaus, das noch immer ihm gehört, um das sich aber nun seine Tochter kümmert. Weil sie ihrem Viertel eng verbunden ist, macht sich Cornelia Specks ernsthafte Sorgen. Unter Tränen berichtete die 50-Jährige im Veedelsbeirat über die Zustände an der Berliner Straße und der Von-Sparr-Straße – von Drogengeschäften auf offener Straße, Müll auf den Bürgersteigen und Prostitution. „Die Umgebung hat sich in den letzten zehn Jahren negativ verändert“, so Specks zum „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Der Einzelhandel gehe verloren, stattdessen gebe es in ihrem Umfeld aktuell sieben Wettbüros und Spielhallen – auf einer Fläche von einem Quadratkilometer. Allein im vergangenen Jahr seien drei Wettbüros eröffnet worden. Dazu kämen Drogengeschäfte, die direkt vor ihrer Haustür abgewickelt würden. „Ich habe in den letzten eineinhalb Jahren alle vier bis sechs Monate die Polizei anrufen müssen, weil gedealt wird, dass sich die Balken biegen“, sagt Specks, die in Sülz wohnt, aber dreimal pro Woche nach Mülheim kommt. Die Polizei kontrolliere zwar engagiert, aber nach einiger Zeit sei alles wieder beim Alten.

Mehr Polizeikontrollen gefordert

Ferhat Yolcu, der an der Berliner Straße einen Imbiss betreibt, spricht ebenfalls von einer schwierigen Straße. Seine Kinder spielten hier nicht draußen. Aber er sieht nicht alles schwarz. Obwohl immer noch gedealt werde, seien die Drogenprobleme schon schlimmer gewesen. Auch wenn nun zunehmend Fremde dealten. Dennoch müsse die Polizei mehr kontrollieren, vor allem tagsüber, findet der 42-Jährige. Die Polizei sieht keinen zusätzlichen Handlungsbedarf: „Wir haben gerade den Bereich Von-Sparr-Straße stark im Blick“, sagt Thomas Zobel, Leiter der Mülheimer Polizei-Inspektion. Ermittlungen fänden oft unsichtbar für die Bevölkerung statt: „Wir sind stark mit zivilen Kräften vor Ort.“

Traditionell sei der Bereich rund um die Von-Sparr-Straße ein schwieriges Pflaster. Daran könne aber auch die Polizei nichts Grundlegendes ändern, die Probleme könnten im besten Fall verlagert werden. „Wir müssen mit unseren Maßnahmen dafür sorgen, dass es nicht überhandnimmt“, sagt Zobel. Das geschehe auch: Von einem Anstieg der Kriminalitätsrate im Bereich Von-Sparr-Straße könne keine Rede sein.

Auch Wettbüros durchsucht

Kontrollen gibt es immer wieder, sagt auch Mülheims Bürgeramtsleiter Hans Oster. Zwei- bis dreimal pro Jahr setzten Polizei, städtische Stellen und Zoll zu konzertierten Aktionen an. Auch die Wettbüros würden dabei besucht. „Das ist ein problematischer Bereich“, gibt Oster zu. Probleme mit Prostitution seien ihm allerdings nicht zu Ohren gekommen. Prostitution sei zudem nicht illegal.

Oster hofft, dass sich langfristig etwas verändert im Mülheimer Norden. Die anstehende Sanierung der Berliner Straße und des Marktplatzes mit Geldern des Programms Mülheim 2020 verbessere das Umfeld. Möglicherweise siedelten sich dann hochwertigere Geschäfte an. Neue Wettbüros hätten schon jetzt keine Chance, es existiere eine Veränderungssperre, die die Neuansiedlungen verhindere.

Hauseigentümer in der Pflicht

Bernd Odenthal, Mitglied im Veedelsbeirat, sieht auch die Hauseigentümer in der Pflicht: „Sie sollten nicht an jeden vermieten, Hauptsache, die Kohle kommt rein.“ Eine bewusstere Auswahl der gewerblichen Mieter sei wichtig. Dem stimmt auch Oster zu: „Besser mit Perspektiven arbeiten als mit kurzfristigem Profit.“

Cornelia Specks geht diesen Weg bereits. Obwohl sie mit Wettbüros höhere Mieten kassieren könnte, befindet sich im Erdgeschoss ihres Mietshauses eine Fahrschule. „Wir haben uns immer bemüht, ordentliche Mieter zu bekommen.“ Viele andere Vermieter in ihrer Nachbarschaft sähen dies ganz anders, ihnen komme es vor allem auf den Profit an.

Viele Mängel, wenig Hoffnung

An eine Wende zum Guten glaubt Cornelia Specks mittlerweile nicht mehr: Auch die Initiative Mülheim 2020 mit ihren Sanierungsprojekten werde wohl kaum etwas an den Zuständen ändern. Es hapere in ihrem Veedel vor allem in sozialer und ökonomischer Hinsicht.