Schnellere Suche, komfortable TechnikMobike macht Leihradanbietern in Köln Konkurrenz

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Mobike in Köln

Köln – In Köln hat der vierte Anbieter von Leihfahrrädern den Markt betreten. Erstmals hat eine chinesische Firma im Linksrheinischen zwischen Rhein und Gürtel 500 Räder verteilt. Nach dem eher kleineren, dänischen Anbieter Donkey Republic bekommen es der Marktführer Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) sowie Ford als Namensgeber der „Call a bike“-Angebote mit einem ernsthaften Konkurrenten zu tun: Mobike ist zwar etwas teurer als KVB und Ford, dafür sind die Tarife flexibler. Außerdem scheint die Technik für die Ausleihe und die Fahrradsuche deutlich komfortabler.

Damit steigt die Zahl der Leihfahrräder in der Stadt auf mehr als 4000. Die knubbeln sich zurzeit vor allem in der Innenstadt und den angrenzenden Stadtteilen. Der Stadtrat hat zuletzt beschlossen, dass die KVB ihr Angebot auf das ganze Stadtgebiet ausweiten soll.

Mobike will noch größer werden

Auch Mobike will wachsen. Wann und wie werde man von der Akzeptanz des Angebots abhängig machen, sagt Jimmy Cliff, der die Geschäfte für die chinesische Firma in Deutschland führt. Die Sorge von Verwaltung und Politik, es könne zu einer unansehnlichen Räderflut in der Stadt kommen, kontert der junge Mobike-Manager mit dem Appell, eine kluge Verkehrspolitik zu betreiben: Wichtiger als die Frage, wie viele Räder eine Kommune verträgt, sei die Frage nach einer lebenswerten Stadt der Zukunft. „Was ist nötig, um die Grenzwerte für Stickoxid und Feinstaub zu unterschreiten“, fragt Cliff. Für ihn sind die Leihfahrradsysteme ein Beitrag zur Verkehrswende und Bestandteil einer umsichtigen Verkehrspolitik.

Alles zum Thema Ford

Die europäische Konkurrenz hat vor den asiatischen Anbietern mit dem Hinweis gewarnt, dass diese ihr Geschäft vor allem mit der Verwertung von persönlichen Daten der Nutzer machen. Der gebürtige Australier und Wahlberliner Cliff widerspricht. „Wir haben dieselben Daten wie andere Anbieter auch. Damit ein Geschäft machen zu wollen, lohnt sich nicht.“

Andere Städte sind weiter als Köln

Er glaube, dass die Skepsis auch damit etwas zu tun hat, dass es Europa noch nicht gewohnt sei, mit China eine gute Dienstleistung zu verbinden. Tatsächlich könne man in China aber sehen, wie aus Autostädten Fahrradstädte würden. „Wenn tausende Räder an dir vorbei fahren, während dein Taxi im Stau steht, spürt man, wie sich die Städte verändern können.“

Leihräder der KVB

Leihräder der KVB

Bei den Überlegungen der Kölner Planer und Verkehrspolitiker spielen solch grundsätzliche Fragen noch eine eher untergeordnete Rolle. Beim Thema Leihfahrräder scheint es hier zurzeit vor allem darum zu gehen, wie man ihr Auf- und Abstellen möglichst ohne Behinderungen von anderen Verkehrsteilnehmern hinbekommt.

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Die Stadt hat Qualitätsvorgaben zu Papier gebracht, die von den Leihfahrrad-Anbietern akzeptiert werden sollen. Das habe auch Mobike getan, teilt das Kölner Presseamt mit. Andere Städte, darunter Hamburg und Berlin, sind deutlich weiter als Köln. Sie subventionieren Leihfahrrad-Anbieter, um ihre Nutzung als Alternative zum Auto zu fördern. In Hamburg kann jeder Bürger ein Leihfahrrad jeden Tag eine halbe Stunde lang kostenlos nutzen. 

Kunden verstecken Räder

In Köln ist man mehr damit beschäftigt, festzulegen, wo denn keine Räder stehen sollen, weil sie stören könnten. So haben sich Call a bike und Partner Ford im Rahmen der „Qualitätsvereinbarung“ auf die Vorgabe eingelassen, dass in der gesamten Altstadt zwischen Dom und Heumarkt oder auch am Neumarkt kein einziges Fahrrad stehen darf. 

Leihräder Ford

Ein Pulk von Ford-Leihrädern am Breslauer Platz in Köln.

Ford arbeitet mit virtuellen Stationen, an denen die Räder abgestellt werden müssen. In der „Qualitätsvereinbarung“ mit der Stadt steht, dass an einem Standort maximal fünf Räder stehen dürfen. Die Wirklichkeit sieht anders aus. So stehen mancherorts bis zu 20 Ford-Räder an einer Stelle. Das Problem könnte Ford lösen, wenn mehr Stationen eingerichtet würden. Doch entsprechende Vorschläge finden bislang kein Gehör.

Kein lästiges Suchen mehr

Mobike hält wenig von den virtuellen Stationen und wirbt genau wie die KVB für ein flexibles System. Lästige Fußwege zu solchen Stationen, das Suchen nach Abstellmöglichkeiten in der Nähe des Zielortes, zu dem man dann auch wieder laufen soll – „das ist nicht die richtige Antwort auf das, was die Leute brauchen“, so Cliff. Wie man ein großes Ärgernis im Zusammenhang mit den flexiblen Systemen in den Griff bekommt, weiß aber auch er noch nicht: Immer wieder werden Leihfahrräder von „Kunden“ in Hausfluren, Garagen und Hinterhöfen versteckt. Vor allem im Dunklen kann so die Suche nach einem Rad mit sehr viel Frust verbunden sein, weil man sich von der App im Smartphone an Orte führen lässt, an denen dann aber kein Rad zu finden ist.

Mobike ist ein bisschen weiter als die KVB. Vorherige Nutzer können mit Strafpunkten belegt werden, was irgendwann zu einer Sperre führen kann. Außerdem wurde ein „Klingelton“ programmiert: Das Rad gibt ein hörbares Signal, wenn man es sucht. Das nützt freilich wenig, wenn das Rad hinter einer verschlossenen Tür abgestellt wurde.  

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