Projektpartnerschaft mit UkraineDelegation aus Dnipro und Stadt Köln ziehen erste Bilanz

Lesezeit 3 Minuten
Die ukrainische Delegation mit Vize-Bürgermeister Volodymyr Miller (l.) und Birte Klemm von der Stadt Köln (Mitte) während der Pressekonferenz im historischen Rathaus.

Die ukrainische Delegation mit Vize-Bürgermeister Volodymyr Miller (l.) und Birte Klemm von der Stadt Köln (Mitte) sprachen auf der Pressekonferenz.

Schnelle, unbürokratische Hilfe – das will Köln in einer Partnerschaft mit der ukrainischen Stadt Dnipro leisten. Nachdem einige Hilfslieferungen angekommen sind, haben beide Seiten Bilanz gezogen.

Rund fünf Monate nach Beginn der Projektpartnerschaft zwischen Köln und der ukrainischen Stadt Dnipro haben beide Seiten eine erste, positive Bilanz gezogen. Eine Delegation von städtischen Mitarbeitern aus Dnipro ist seit Sonntag zu Gast in Köln.

Partnerschaft: Delegation aus Dnipro zu Besuch in Köln

„Ich danke der Stadt Köln sehr herzlich für die tatkräftige Unterstützung. Ich bin von der Schnelligkeit der Lieferungen beeindruckt“, sagte der stellvertretende Bürgermeister Volodymyr Miller auf einer Pressekonferenz am Donnerstag.

Die Stadt hatte in den vergangenen Monaten unter anderem Generatoren, Medikamente und medizinische Ausrüstung nach Dnipro geschickt. Solch schnelle, unbürokratische Hilfe zeichne kommunalen Partnerschaften wie diese aus, sagte auch die Projektverantwortliche Birte Klemm von der Stadt Köln.

In den kommenden Monaten stehen weitere Lieferungen an, unter anderem sollen mehrere von der KVB gespendete Busse nach Dnipro transportiert werden, um den örtlichen Nahverkehr zu unterstützen. Am 12. Dezember ist zudem die Lieferung von weiteren Stromgeneratoren geplant. Die Transporte werden von der Hilfsorganisation „Blau-Gelbes Kreuz“ unterstützt.

Ukrainische Delegation: „Wir können voneinander lernen“

Im Rahmen des Besuchs stehen auch Termine zum Thema Katastrophenschutz an, etwa bei den Stadtentwässerungsbetrieben, dem Kölner Stadtarchiv und der Rheinenergie.

Mit diesem Austausch auf Fachebene will Köln wertvolles Wissen an die Ukraine weitergeben – und kann dabei selbst etwas dazulernen.

„Ich glaube, dass wir uns als Städte ähnlich sind und uns dabei helfen können, die Herausforderungen an moderne Städte zu meistern“, sagte Vize-Bürgermeister Volodymyr Miller. In einigen Aspekten sei Dnipro weiter als Köln, etwa bei der Digitalisierung.

Stadt Köln: „Unsere Solidarität bleibt ungebrochen“

Mit Blick auf den Winter betonte die ukrainische Delegation, dass bestimmte Güter dringend weiter benötigt würden. Aktuell gehe es vor allem um Powerbanks, Generatoren und Akkus, um die Stromversorgung der Bevölkerung zu sichern.

Die Stadt Köln zeigte sich offen für neue Lieferungen. Ob man die aktuell noch auf drei Jahre befristete Projektpartnerschaft auch zu einer Städtepartnerschaft ausbauen werde, sei noch ungewiss, so die Verantwortliche Birte Klemm. „Aber klar ist: Unsere Solidarität ist ungebrochen“, sagt Klemm.

Ukrainischer Bürgermeister: „Ich arbeite bei Kerzenschein“

Im Anschluss an die Pressekonferenz hielt Miller eine Rede im Rat der Stadt. „Als ich diese Rede vorbereitet habe, saß ich bei Kerzenschein. Das ist bei uns gerade oft die einzige Lichtquelle“, sagte der Vize-Bürgermeister.

Mehr als 1000 Raketen seien seit Kriegsbeginn in Dnipro eingeschlagen, viele Menschen gestorben, hunderte Gebäude zerstört worden. Außerdem befänden sich etwa 180 000 ukrainische Binnenflüchtlinge in der Stadt. Umso wichtiger sei es, dass auch die Stadt Köln die Ukraine tatkräftig unterstütze.

Auch beim Wiederaufbau nach dem Krieg sei die Ukraine auf Hilfe angewiesen. „Wir hoffen, dabei auch auf Köln zählen zu können“, sagte Miller. Außerdem forderte er weitere Sanktionen, etwa einen Ausschluss russischer Banken aus dem Bankensystem „Swift“.

Zum Schluss äußerte er sich zur aktuellen Kriegslage: Er sei vor ein paar Tagen von Bürgern gefragt worden, ob die Ukraine verhandeln wolle. „Ich habe gesagt: Nein. Wir haben nichts zu beweisen oder zu bereden. Das ist kein Spiel. Wir kämpfen um unser Überleben“, sagte Volodymyr Miller.

KStA abonnieren