Ein Ort zum RedenSozialarbeiterin stellt Sofa vor beliebtes Büdchen in Kölner Veedel

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Rosenhuegel

Patrizio Daniele, Susanne Deppe-Polzin und Lara Waldron auf dem Grünen Sofa wollen wissen,  was die Nachbarn bewegt. 

Köln-Zündorf – Wolfgangs Trinkhalle am Irisweg ist für die Menschen im Wohngebiet Rosenhügel schon lange ein Anlaufpunkt. Hier bekommen die Kunden nicht nur einen Kaffee oder andere Getränke und allerlei, was man im Büdchen sonst noch kaufen kann. Hier erfährt man auch das Neueste aus der Nachbarschaft und kann sich mal zu einem kleinen Plausch verabreden. Mit dem „Grünen Sofa“ vor dem Kiosk gab es jetzt ein neues Angebot zu mehr Miteinander im Veedel. Sozialarbeiterin Susanne Deppe-Polzin, die seit September für die Gemeinwesenarbeit im Stadtteil Zündorf-Nord/ Rosenhügel zuständig ist, organisierte das „Grüne Sofa“ und lud Gäste dazu ein, sich auf dem Platz vor der Trinkhalle über das von ihr betreute Projekt zu informieren und Wünsche vorzubringen.

Auf dem Grünen Sofa nahmen zum Auftakt der Aktion etliche Interessierte Platz und berichteten über Stärken und Schwächen ihres Wohngebietes. Sie äußersten Wünsche fürs bessere Zusammenleben und zur Ausstattung des Veedels. „Junge Mädchen erzählten, dass sie sich hier eigentlich wohl fühlten, weil es viele Kinder und Jugendliche gebe“, berichtet Deppe-Polzin. „Sie sagten aber auch, dass sie sich mehr Gelegenheit zum Kennenlernen wünschen, beispielsweise bei Veedelsfesten.“

Wunschliste an Kölner Kioskwand

Erwachsene Besucher auf dem Sofa schreiben Wünsche wie „Sauberkeit“, „Kennenlernen“, „Miteinander reden“ auf die Wunschliste an der Kioskwand. „Es ist schade, dass man manche der Nachbarn überhaupt nicht kennt“, bedauerte eine Frau. „Viele Probleme ließen sich sicher vermeiden, wenn man mehr miteinander reden könnte.“ Diesen Ansatz will die Sozialarbeiterin mit ihrer Arbeit im Viertel verfolgen. „Es geht darum, Verbesserungen im Stadtteil gemeinsam mit den dort lebenden Menschen anzuregen und umzusetzen“, macht sie deutlich. Sie tritt direkt an die Bewohnerinnen und Bewohner heran und will durch Befragungen ermitteln, wo die Menschen Bedarf an Veränderung und Verbesserung haben.

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Im Anschluss sollen aus den Wünschen erwachsende Projekte und Aktionen im Bereich der Siedlung verwirklicht werden – und zwar in enger Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort. Was Bürger gemeinsam initiierten und planten, entfalte einfach stärkere Wirkung, bestätigt Lara Waldron, die Sozialraumkoordinatorin für Porz.

Lärm und Müll stören den Frieden rund um den Rosenhügel

Während Waldron ihre Aufgabe darin sieht, Initiativen aus den verschiedenen Stadtvierteln zusammenzubringen und die soziale Landschaft in ihrer Gesamtheit im Blick zu halten, ist Deppe-Polzin an der Basis direkt mit den Bewohnern befasst. Dass es rund um den Rosenhügel manches zu verbessern gibt, bestätigten nicht nur junge Mütter, die sich attraktive Spielplätze wünschen, sondern auch Patrizio Daniele, Hausmeister der GAG-Wohnungen. Lärm in der Nacht und wild entsorgter Müll zählen seiner Erfahrung nach zu den Sorgen des Veedels und stören den Frieden. „Neulich, als ich zwischen den Häusern unterwegs war, flog neben mir plötzlich ein Fernseher durch die Luft und schlug auf dem Boden auf. Den hatte wohl jemand aus einem der oberen Stockwerke geworfen“, berichtet Daniele und räumt ein: „Ich kann schon verstehen, dass so etwas Angst macht und manche Eltern sich nicht immer trauen, ihre Kinder draußen spielen zu lassen“.

Deppe-Polzin ist überzeugt, dass durch konkrete Ansprache der Bewohner und die Aussicht auf gemeinsame Aktionen das Miteinander verbessert werden kann. Für die Jugendlichen sei die Arbeit des Jugendtreffs von „Pro Humanitate“, für den Sozialarbeiter Memo Sahin gleichfalls bei der Eröffnung des Grünen Sofas dabei war, schon ein großer Schritt. Für Ältere, Familien, Alleinstehende und weitere Zielgruppen soll das städtische Förderprogramm „Gemeinwesenarbeit für die Stadt Köln“, das im Gebiet Zündorf-Rosenhügel über den Träger Diakonie Michaelshoven umgesetzt wird, gleichfalls identitätsstiftende Angebote initiieren. Das können Nachbarschaftsfeste, generationsübergreifende und unterstützende Angebote sein. Deppe-Polzin erwartet, in nächster Zeit ein Büro im Wohngebiet beziehen zu können. Durch stetige Nähe und Kontakte im Viertel soll ihre Arbeit so bekannt werden, dass sie rasch Früchte tragen kann.

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