Kölner Band Helldozers„Sauf-Texte sind uns zu flach, auch wenn wir gerne feiern“

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Die Kölner Band „Helldozers“.

Köln – Einen seiner erfolgreichsten Auftritte absolvierte das Quartett auf einem Straßenfest in Opladen. „Wir dachten anfangs, da kommt die Oma mit ihrem Enkel hin und isst Waffeln. Und dann kommen wir und brüllen die von der Bühne aus an“, erinnert sich Philipp Reissfelder lachend. „Aber wir haben selten so viel Merchandise nach einem Auftritt verkauft wie dort.“ Wenn der Bassist von The Helldozers von „anbrüllen“ spricht, meint er den aggressiv wirkenden Gesang von Frontmann Anton Rynskiy. Dabei möchte die Truppe mit ihren Shows niemanden verschrecken. Ganz im Gegenteil. „Alle sollen ausrasten und Spaß haben“, sagt Reissfelder.

So gibt die Band vor Konzertbeginn regelmäßig einen aus. Am Bühnenrand stehen Pinnchen mit Wodka oder Ouzo bereit. Ein britischer Musikblogger bezeichnete The Helldozers gar als Sauf- und Spaßband. „Der hat aber ganz offensichtlich unsere Texte nicht gelesen“, stellt Reissfelder enttäuscht fest. „Sauf-Texte sind uns einfach zu flach, auch wenn wir natürlich trotzdem gerne feiern“, ergänzt Gitarrist Atha Vassiliadis. Denn die Inhalte sind durchaus ernsthaft gemeint. Kritische Auseinandersetzungen mit Religion oder gesellschaftlicher Entwicklung sind die Hauptthemen. „Es geht um eine Welt, die sich um seltsame Werte dreht, mit denen wir nichts anfangen können“, erläutert Reissfelder.

Die Entstehung der Kölner Band The Helldozers

Ihre Entstehung beschreibt die Band gerne in der Form, in der auch Witze beginnen: „Ein Russe, ein Grieche und ein Deutscher gehen in eine Bar.“ Tatsächlich trafen sich Reissfelder („Der Deutsche“) und Vassiliadis („Der Grieche“) vor gut 20 Jahren, jeweils noch in anderen Gruppen aktiv, vor einem Proberaum. Über die Jahre gab es gemeinsame Aktivitäten, bis schließlich im März 2010 The Helldozers aus der Wiege gehoben wurden.

Auf ein Genre lässt sich der Helldozers-Sound schwer festlegen. Sie selbst nennen es Metal'n'Roll und bewegen sich damit in einer Grauzone zwischen Rock und Metal. Der erste gemeinsame Song („Dead Or Alive“) ist bis heute Bestandteil des Live-Programms. Zum Gründungs-Trio gehört übrigens auch Rynskiy („Der Russe“).

Besetzung des Schlagzeugs als Dauerthema

Die Besetzung des Schlagzeugs blieb ein Dauerthema, bis sich eine unerwartete Lösung ergab. Vassiliadis’ Sohn Alex wurde mit den musikalischen Projekten seines Vaters groß. So trommelte er bereits im Kleinkindalter mit Stöcken auf dem heimischen Sofa. Im Alter von zehn Jahren bekam er ein erstes Schlagzeug geschenkt, auf dem täglich geübt wurde. Als vor fünf Jahren erneut die Position des Taktgebers vakant war, schlug seine Stunde. „Er kannte alle unsere Songs. Da haben wir gesagt, bis wir Ersatz finden, kann er aushelfen“, so Reissfelder. Die Suche nach dem Ersatz geriet zum Desaster. „Wir wollten keinen minderjährigen Schlagzeuger. Aber wir mussten einsehen, dass er die beste Wahl war“, sagt Vassiliadis nicht ohne Vaterstolz.

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„Dabei spielte es keine Rolle, das er Athas Sohn ist. Inzwischen prägt er unsere Songs maßgeblich mit“, sagt Reissfelder. Zwar gab es mütterlicherseits strenge Vorgaben, was das Bandleben des Sprösslings betraf, aber das nahm die Gruppe in Kauf. Derzeit gilt es in der Entwicklung den nächsten Schritt zu tun. „Auf größere Festivals kommen wir nicht ohne Booking-Agentur“, stellt Rynskiy fest. So erfolgreich das Fest in Opladen gewesen sein mag, die Helldozers wollen mehr und stellen die Weichen dafür.

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