Porz – Das Sterben der Geschäfte in der Porzer Innenstadt scheint nicht aufhaltbar zu sein. Seit Jahren steht ein türkisches Restaurant in der Bahnhofstraße leer, eine Eisdiele wurde im vergangenen Jahr geschlossen. Das Café in der Bahnhofstraße findet keinen neuen Betreiber, ein Schuhgeschäft wurde geschlossen, zuletzt hat der Besitzer des Blumenladens an der Hauptstraße aufgegeben, und sogar der Ein-Euro-Laden in der Bahnhofsstraße hat dicht gemacht. Von irgendwelchen Ausblicken, was und wann etwas mit dem Hertie-Gebäude geschieht, ganz zu schweigen.
Kleine Lichtblicke: Auf der Brücke über die Hauptstraße hat Patrick Wiesner vom Vorstand der Innenstadtgemeinschaft das Rathaus-Café „Gecko“ eröffnet, und am Rathausufer wird zur Zeit das Restaurant „Rheinblick“ renoviert, das vor einem Jahr geschlossen wurde. Wann es wieder eröffnet wird, ist allerdings noch nicht bekannt.
Dabei ist die Kaufkraft in Porz nach statistischen Erhebungen der Industrie- und Handelskammer (IHK) gar nicht so schlecht. Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft der Stadtbezirke – so die IHK – ist ein Hinweis für Unternehmen, die überlegen, ob es sich lohnt, in Porz ein Geschäft zu eröffnen. Für ganz Köln liegt der Kaufkraft-Index 2015 bei 110 Punkten. Der Richtwert ist der durchschnittliche Index für das gesamte Bundesgebiet. Er liegt bei 100 Punkten. Im Bereich der Porzer Postleitzahl 51143 liegt der Kaufkraft-Index immerhin bei 110,8 Punkten. Das ist zwar kein Spitzenwert – den nimmt in Köln die Innenstadt mit 153,3 Punkten ein – aber immerhin guter Durchschnitt. Nach Angaben der Industrie- und Handelskammer könnte die Kaufkraft in Porz voraussichtlich sogar noch um 2,5 Prozent ansteigen.
Keine Produktvielfalt in Köln-Porz
Trotz dieser an sich guten Voraussetzungen haben im Innenstadtbereich von Porz jedoch mehr als zehn Geschäfte in den letzten Monaten aufgegeben. Patrick Wiesner glaubt zu wissen, woran das liegt: „Es fehlt einfach an Produktvielfalt“, sagt er. Deshalb würden diejenigen, die Geld haben, lieber dort einkaufen, wo es diese Vielfalt gibt, zum Beispiel in der Kölner Innenstadt oder in Siegburg.
„Wenn hier Geschäfte dicht machen aber in Siegburg der Einzelhandel blüht, entgehen der Stadt auch immense Einnahmen aus der Gewerbesteuer“, sagt Wiesner. Er ist überzeugt, dass in Porz im Prinzip genügend Kaufkraft vorhanden ist. „Das wissen die meisten Unternehmer auch, aber bevor das Hertie-Problem nicht gelöst ist, möchte keiner den ersten Schritt machen und hier ein Geschäft eröffnen.“
Lieber in die Kölner Innenstadt als nach Porz
Dass die Porzer lieber außerhalb einkaufen gehen, sehe er auch an den Besucherzahlen in seinem Café, sagt Wiesner: „Samstags gehen die Menschen lieber in der Innenstadt frühstücken und anschließend einkaufen. Sonntags hingegen, wenn die Geschäfte geschlossen sind, ist mein Café voll.“ Eine Mitschuld an der Misere durch die Eigentümer der Immobilien sieht Wiesner nicht. An zu hohen Mieten könne es nicht liegen, dass es so viele Leerstände gibt. „Die Eigentümer wollen doch ihre Immobilien vermieten und lassen gegebenenfalls auch im Mietpreis nach“, sagt er.
Pessimistisch sieht beispielsweise Horst Gail die Zukunft von Porz Der Rentner aus Eil geht hier nur einkaufen, wenn er Waren für den täglichen Bedarf benötigt. „Wenn ich aber zum Beispiel hochwertigere Produkte oder Kleidungsstücke suche, fahre ich dafür entweder in die Innenstadt oder nach Siegburg.“ Sogar in Troisdorf sei die Geschäftslage weitaus besser als in Porz, sagt er.
Größeres Einkaufszentrum als mögliche Lösung
„Einzelne Unternehmen verlieren schnell wieder das Interesse, sobald sie sich die Situation im Porzer Zentrum genauer angeschaut haben.“ Ändern würde das nach Ansicht von Gail nur ein größeres Einkaufszentrum, in dem eine Vielzahl unterschiedlicher Geschäfte untergebracht ist – wie zum Beispiel in den Köln Arcaden in Kalk. „Es wird noch Jahre dauern, bis sich das Zentrum wieder erholt“, schätzt der Rentner.
Keine Möglichkeit, auf die Situation des Einzelhandels Einfluss zu nehmen, sieht Karl-Heinz Merfeld, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung. „Wir können nicht in den Wettbewerb eingreifen“, sagt er. Für ihn ist der Knackpunkt das Hertie-Gebäude. „Wenn das Problem beseitigt ist, wird alles andere besser“, ist er überzeugt.