Urlaub in der StadtGroßer Kölner Bezirk wird in Corona-Zeiten wiederentdeckt

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Mit der hübsche Fähre „Krokolino“ kann man nach Weiß übersetzen.

  • Urlaub in der eigenen Stadt ist in diesem Jahr besonders gefragt. Wir stellen während der Sommerferien Kölner Veedel vor. Auch solche, in denen man vielleicht noch nie war.
  • Wir verraten, was besonders sehenswert ist und warum es sich lohnt, auch mal neue Ecken der Stadt zu entdecken. Ganz subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
  • Diesmal geht es in den Bezirk Porz, wo mehr als 100.000 Menschen leben. Eine Großstadt in Köln sozusagen, die viel zu bieten hat.

Köln – Ein schnieker Golfclub, eine hippe Kaffeerösterei, Rheinidylle und hässliche Hochhäuser: Porz ist nicht gleich Porz. Das ist kein Wunder, denn der Bezirk Porz ist riesig. Eine Großstadt in Köln, mehr als 100.000 Menschen leben hier. Und anders als in vielen anderen rein bürokratischen Stadtbezirken fühlen sich viele Elsdorfer oder Urbacher auch tatsächlich als Porzer. Das mag damit zu tun haben, dass Porz noch bis Mitte der 1970er Jahre selbstständig war.

Wer Porz besucht, sollte sich deswegen nicht von den Grenzen des Viertels aufhalten lassen. Zumal Porz-City (oder – in Stadtmarketing-Deutsch – „Porzity“) im Moment eher für Großbaustellen-Tourismus attraktiv ist. Wo einst die Ruine eines alten Hertie-Kaufhauses vor sich hin gammelte, entsteht gerade die „neue Mitte“.

Denkmalgeschützte Germaniasiedlung in Köln-Porz

Lauschiger ist es in der denkmalgeschützten Germaniasiedlung. Die Häuser aus rotem Backstein wurden um 1900 gebaut und gehörten zu einem Spiegelglas-Werk. Im Zentrum liegt der Concordiaplatz, an dem unter anderem die ehemalige Direktorenvilla steht. Mit einem kuriosen neuen Mieter. Denn heute gehört das Anwesen der „Union Of International Democrats“, wie ein Schild am Tor zum Park verrät. Hinter diesem Namen verbirgt sich eine Lobby-Organisation der türkischen Regierungspartei AKP, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird.

Wir steigen lieber wieder aufs Fahrrad. Porz eignet sich perfekt für einen Rad-Ausflug, zu Fuß wären die Strecken an einem Tag auch gar nicht zu schaffen. Vor allem, wenn Sie noch einen Abstecher in die Heide machen wollen, die bald in voller Blüte steht. Alles, was man über die Wahner Heide wissen muss, erfährt man im Umweltbildungszentrum Gut Leidenhausen. Dort gibt es auch eine Greifvogelschutzstation, ein Café und einen riesigen Kinderspielplatz.

Psychisch erkrankte Menschen arbeiten in Gärtnerei

Der einzige Vorteil, wenn Sie mit dem Auto unterwegs sind: viel Platz im Kofferraum. Den könnten Sie sich in der Klostergärtnerei mit den schönsten Pflanzen für Balkon und Garten vollladen. Die Gärtnerei gehört zum Alexianer-Krankenhaus, hier arbeiten psychisch erkrankte Menschen als Reha-Maßnahme. Wer mit dem Fahrrad kommt, kann auch einfach nur durch die riesige Gärtnerei spazieren und im schönen Café (das seltsamerweise mit Plastikpflanzen dekoriert ist) ein Stück Kuchen essen.

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Blumenvielfalt in der Klostergärtnerei

Der Kaffee ist dort sicher auch lecker, doch dafür gibt es in Porz Experten. Einen Lifestyle-Laden wie die „Mahou“-Kaffeerösterei würde man eher in Ehrenfeld verorten. Aber da gibt es schon genug davon, sagt Inhaber Jens Hermann. Recht hat er. Und sehr leckeren Kaffee, zum Trinken direkt vor Ort oder als Porz-Souvenir.

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Jens Hermann kocht Kaffee.

Ein Besuch lohnt sich aber auch wegen der schicken Kupfer-Kaffeemaschine, die ein emsiger Mahou-Mitarbeiter unentwegt auf Hochglanz poliert. „Ein Nachbau der ersten Kaffeemaschine von 1901“, erzählt Jens Hermann stolz.

„Groov“ in Zündorf ist eine ehemalige Insel

Weiter geht es Richtung Zündorf. Architektur-Enthusiasten sollten sich hier die kleine Pauluskirche der Kölner Architekten Kister, Scheithauer, Gross anschauen. Wer mit Kindern unterwegs ist, kann direkt zum Streichelzoo weiterfahren. „Rolfs Streichelzoo“ gehört zu einem Gartencenter und war nie als solcher geplant. Rolf – der Effenberger mit Nachnamen heißt – wollte sich ursprünglich nur um vernachlässigte oder beschlagnahmte Papageien kümmern. Aber als sein Einsatz für Tiere sich herumsprach, lief die Sache etwas aus dem Ruder. Jetzt gibt es hier Enten, Esel, Hähne, Schweine und sogar Kängurus.

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Im Streichelzoo leben auch Esel.

Vom Streichelzoo ist es (wie fast überall in Porz) nicht weit bis zum Rhein. Die „Groov“ in Zündorf ist eine ehemalige Insel, heute gibt es hier einen Jachthafen, Minigolf und ein Kombibad, aber am Rhein können Kinder natürlich auch perfekt planschen. Und wenn Sie die mit den Kängurus in Porz noch nicht beeindrucken konnten, dann wohl mit dem brandneuen Piratenschiff auf dem Spielplatz mit zwei Rutschen, Rutschstange und Kletternetz.

Die hübsche kleine Fähre „Krokolino“

Auf dem Marktplatz der Groov gibt es jede Menge Ausflugslokale und ganz sicher auch ein Eis. Damit sollte der Ausflugstag zumindest für die Kinder perfekt sein. Dabei kommt der Höhepunkt erst: Die hübsche kleine Fähre „Krokolino“, mit der Sie nach Weiß übersetzen können. Und da ist es auch sehr schön, wie Kollege Stefan Worring kürzlich in dieser Serie geschrieben hat.

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Es gibt übrigens doch noch einen Grund, mit dem Auto nach Porz zu kommen: Seit 1967 gibt es dort ein Autokino, das zu Corona-Zeiten von vielen wiederentdeckt wird. Die Filme laufen aber erst, wenn es dunkel ist. Hoffentlich halten das die ganzen Pflanzen im Kofferraum so lange durch. 

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