Prozess startet im MärzPolizisten nach Prügelvorwürfen in Köln angeklagt

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(Symbolbild)

Köln – Für zwei Polizisten aus Aachen hat ein privater Ausflug mit Kollegen ins Kölner Nachtleben vor knapp eineinhalb Jahren jetzt ein ernstes Nachspiel: In zwei Wochen, am 4. März, stehen die 44 und 29 Jahre alten Beamten vor dem Kölner Amtsgericht.

Dem älteren wird nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ Körperverletzung vorgeworfen, dem Jüngeren gefährliche Körperverletzung. Bei einer Verurteilung zu einer Haftstrafe von mindestens einem Jahr drohte ihnen die Entlassung aus dem Beamtenverhältnis. Noch ist es aber nicht so weit, Teile des Geschehens am Ehrenfelder Bahnhof in der fraglichen Nacht Ende September 2020 sind noch immer unklar, möglicherweise gelingt die Aufklärung in der Hauptverhandlung.

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Die Staatsanwaltschaft hat die beiden Polizisten angeklagt, einen damals 29 Jahre alten Tunesier mit Schlägen und Tritten traktiert zu haben, obwohl der Mann bereits fixiert, also festgehalten, am Boden lag. Vorausgegangen sei eine verbale Auseinandersetzung, berichtet Gerichtssprecher Maurits Steinebach. Die mutmaßlichen Tritte und Schläge sollen auf Bändern der Videoüberwachung des Bahnhofs zu sehen sein, die mögliche Vorgeschichte zu den angeblichen Misshandlungen könnten Kameras im Regionalexpress sowie im Kölner Hauptbahnhof aufgezeichnet haben.

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Von dort sollen die beiden Angeklagten mit mindestens einer weiteren Kollegin und einem Kollegen in ihrer Freizeit und in Zivilkleidung um 0.34 Uhr an jenem Sonntagmorgen in Richtung Aachen aufgebrochen sein. Im Zug sollen der Tunesier und ein Begleiter, der bis heute nicht ermittelt werden konnte, mit einer Person aus der Polizistengruppe aneinander geraten sein.

Der Grund ist unklar. Im Bahnhof Ehrenfeld sollen die Polizisten die beiden Männer nach Angaben von Steinebach aus dem Zug gedrängt haben. Nach offizieller Darstellung der Polizei sollen der 29-Jährige und sein Bekannter daraufhin Schottersteine aus dem Gleisbett aufgehoben und sie nach den Aachener Polizisten geworfen haben. Einer der Beamten soll durch die Steine verletzt worden sein.

Tritte und Schläge, als das Opfer schon wehrlos am Boden lag?

Die Beschuldigten sollen ausgestiegen sein und den 29-Jährigen festgenommen haben, dabei soll es zu den Übergriffen gekommen sein, derentwegen die beiden Polizisten nun vor Gericht stehen. Bei dem Tunesier soll es sich um einen Mann handeln, der zum Zeitpunkt des Vorfalls in einer Flüchtlingsunterkunft im Ruhrgebiet wohnte. Sein Begleiter flüchtete damals, seine Identität konnte nie geklärt werden.

Für den Prozess ist nur ein einziger Verhandlungstag angesetzt. Zeugen sind keine geladen. Möglicherweise sind die Aufnahmen aus den Überwachungskameras nach Bewertung des Gerichts ausreichend, um sich ein Bild von den Vorwürfen machen zu können. Auf gefährliche Körperverletzung steht eine Haftstrafe von mindestens sechs Monaten beziehungsweise drei Monaten in einem minderschweren Fall. Sollten die Beschuldigten alkoholisiert gewesen sein, könnte sich dies bei einer Verurteilung unter Umständen strafmildernd auswirken.

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