Rheinpendel-ProjektExperten erwarten täglich 21.100 Passagiere in Kölner Seilbahn

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In Koblenz überquert seit 2010 eine Seilbahn den Rhein, die anlässlich der Bundesgartenschau gebaut wurde.

Köln – Ein Seilbahnsystem entlang des Rheinufers als Ergänzung des Stadtbahnsystems hat eine weitere Hürde genommen. Ein Ingenieurbüro hat jetzt eine Fahrgastanalyse präsentiert. Die Experten erwarten demnach pro Werktag 21.100 Passagiere, die den Rheinpendel – unter diesem Namen läuft das Projekt – benutzen würden. Ein Drittel davon wären Neukunden oder Autofahrer, die auf das neue Verkehrsmittel umsteigen würden.

Das von den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) beauftragte Büro hat außerdem festgestellt, dass das größte Potenzial auf dem Streckenabschnitt vom Breslauer Platz bis zur Deutzer Werft liegen würde – dort wären 12.370 Fahrgäste pro Werktag zu erwarten.

Ratsgruppe Gut ist Ideengeber

Die Ratsgruppe Gut als Ideengeber hatte ursprünglich eine Seilbahnstrecke zwischen dem Fühlinger See im Norden und Porz im Süden der Stadt vorgeschlagen. Dieses Vorhaben ist nach Einschätzung der Gutachter jedoch wirtschaftlich nicht tragfähig. Das liegt zum einen daran, dass es technisch nur sehr schwierig umzusetzen wäre, die Mülheimer Brücke und die Südbrücke zu queren. Zum anderen ist insbesondere im Süden mit vergleichsweise wenig Fahrgästen zu rechnen. So gehen die Experten von lediglich 750 Passagieren auf dem Abschnitt zwischen dem Bonner Verteiler und Porz aus – zwischen dem Gewerbegebiet Rodenkirchen und dem Porzer Rathaus wären es der Prognose zufolge sogar nur 250. Deutlich attraktiver wäre eine Verbindung im Norden. Zwischen den Fordwerken und Longerich wären pro Tag 1240 Fahrgäste zu erwarten.

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Das Verkehrsdezernat schlägt aufgrund der Zahlen vor, sich auf den Streckenabschnitt zwischen Zoobrücke und Deutzer Hafen zu konzentrieren. Für diesen Bereich soll jetzt eine technische Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden.

Passagiere sollen mit dem Smartphone Tickets kaufen können

Die aus Studenten bestehende Gruppe Urban Netways stellte im November 2019 als Weiterentwicklung der Ursprungsidee eine vernetzte Seilbahn vor. Der Kerngedanke besteht darin, dass die Passagiere beim Kauf einer Fahrkarte mit ihrem Smartphone das Fahrziel definieren und dann an der Haltestelle in eine Gondel steigen, die sie auf direktem Weg und ohne Zwischenhalt dorthin bringt. Es handelt sich also um eine Art Shuttle-Service für mehrere Personen. Der Vorteil gegenüber dem ursprünglich von der Ratsgruppe Gut vorgeschlagenen und nun von dem Ingenieurbüro geprüften Zickzack-Kurs bestünde darin, dass sich das Ziel ohne Umwege deutlich schneller erreichen ließe, weil der Rhein nicht mehrfach überquert werden muss und die Gondel nicht an jeder Haltestelle stoppt. Das linke Rheinufer am Dom ließe sich aussparen, so dass das Weltkulturerbe nicht beeinträchtigt würde.

In anderen Ländern dienen Seilbahnen bereits jetzt als ernsthafte Transportmittel im öffentlichen Personennahverkehr. Als bestes Beispiel dient die bolivianische Metropole La Paz. Dort wächst seit 2014 das Seilbahnnetz „Mi Teleferico“ heran, das zurzeit aus zehn Linien besteht, eine Verbindung zur Nachbarstadt El Alto herstellt und täglich mehr als 300.000 Fahrgäste befördert. Auch andere Städte wie Bonn beschäftigen sich mit Seilbahnsystemen.

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