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Köln-RondorfFlüchtlinge ziehen neben schadstoffbelasteten Weiher

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In unmittelbarer Nähe des belasteten Galgenberg-Weihers sollen Flüchtlinge untergebracht werden; die ersten Container stehen dort bereits. Schilder verbieten das Betreten der Baustelle und das Baden und Angeln im dahinterliegenden Gewässer.

Rondorf – Vor fünf Jahren entdeckte das Kölner Umweltamt bei einer Routineuntersuchung erstmals erhebliche Mengen von PFT (perfluorierte Tenside) in einem Baggersee bei Immendorf/Meschenich. Das Angeln, Baden sowie die Auskiesung wurden daraufhin umgehend verboten.

Die Chemikalie steht in Verdacht, in bestimmten Konzentrationen krebserregend zu sein. Kurz darauf wurden auch die kleinen Angelgewässer in Rondorf südlich und nördlich der A4, der Galgenberg-Weiher und der Großrott-Weiher, gesperrt. Auch dort wurde der gesundheitlich duldbare PFT-Leitwert von 0,3 Mikrogramm pro Liter Wasser überschritten. Inzwischen hat sich der Wert noch erhöht. „0,4 Mikrogramm wurden erreicht“, sagt Wolfgang Wirkus vom Umwelt- und Verbraucherschutzamt.

Flüchtlinge ziehen neben den belasteten Weiher

Einige Anwohner machen sich nun Sorgen, denn direkt neben dem Galgenberg-Weiher am Weißdornweg wird ein Wohnheim für Flüchtlinge gebaut. Die ersten 20 Container sind aufgestellt, ein paar weitere sollen demnächst noch geliefert werden.

Zwar ist der Weiher eingezäunt und Schilder weisen in deutscher Sprache darauf hin, dass Baden und Angeln verboten ist wegen der schädlichen PFT-Verbindungen im Wasser. „Das können die meisten Flüchtlinge doch nicht lesen“, vermutet Anwohnerin Petra Kreuter.

Und es sei auch früher schon öfter vorgekommen, dass durch ein Schlupfloch im Maschendrahtzaun das Gelände am Weiher unerlaubt betreten worden sei. Bei städtischen Untersuchungen von Fischarten aus den belasteten Gewässern wurden bis zu 2749 Mikrogramm PFT pro Kilo in der Tiermuskulatur nachgewiesen.

Verursacher der Grundwasserverunreinigung in den Rondorfer Weihern ist der Kunststoff-Hersteller Lyondell Basell mit Sitz in Wesseling, nahe der Kölner Stadtgrenze. Bei Löschübungen der Werksfeuerwehr war die toxische Substanz ins Grundwasser gelangt. Wann genau, kann nicht mehr ermittelt werden. Löschschäume mit dem potentiell krebserregenden PFT waren bis 2004 zugelassen.

Das Verfahren gegen die Werksfeuerwehr wurde 2012 eingestellt. Das Unternehmen hat 2012 mit der Grundwasserreinigung an der Eintrittsstelle des Löschschaums begonnen.

Das Kölner Leitungswasser ist nicht gefährdet. Die Rheinenergie säubert es mit Aktivkohlefiltern und gewährleistet, dass ein Vorsorgewert von 0,1 Mikrogramm pro Liter eingehalten wird. (süs)

Das Umweltamt will nun bei den Kollegen vom Wohnungsamt anregen, mehrsprachige Schilder aufzustellen, wie Wolfgang Wirkus betont. Außerdem hätten die Rhein-Energie und der zuständige Angelverein bereits angekündigt, unmittelbar nach Bezug der Flüchtlingsunterkunft Kontakt mit den neuen Nachbarn aufzunehmen, um sie über die Gefahr durch Angeln und Baden zu informieren.

Auch der neue Vorstand der Dorfgemeinschaft Rondorf, Hochkirchen, Höningen will die Gefahrenstelle in ihre Umgebungskarte für Flüchtlinge aufnehmen, sagt der Vorsitzende, Bernd Huber. Der Plan weist mit Bildern auf die Standorte von Läden, Schulen und Apotheken in der Region hin. Er werde derzeit ausgearbeitet. „Wir hätten ihn eigentlich jetzt schon gebraucht, weil die Flüchtlinge offenbar früher als geplant einziehen“, sagt Bernd Huber. Gemeinsam mit der Willkommensinitiative „WiRo“ will die Dorfgemeinschaft zudem einen Paten-Pool für die Flüchtlinge aufbauen, die am Weißdornweg und am Merlinweg wohnen werden.

Einige Bürger erwägen offenbar immer noch, gegen die beiden Standorte gerichtlich vorzugehen. Zuletzt haben sich mehrere Demonstranten am Weißdornweg versammelt. Außerdem wurde ein schlampiges Arbeiten der Baufirma angemahnt, die die Bodenplatten für das Wohnheim vorbereitet hat: Maschinenöl und Hydraulikflüssigkeit seien ins Erdreich eingedrungen. Das konnte das Umweltamt nach Bodenproben jedoch nicht bestätigen.