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Fotos laden ein zur ZeitreiseAls Rodenkirchen ein Rheindorf war

Lesezeit 3 Minuten
Menschen stehen vor Bildern, die unter einem Pavillon auf einem Platz aufgehängt wurden.

Auf dem Maternusplatz waren alte und neue Bilder aus Rodenkirchen ausgestellt.

Die Rodenkirchener Bürgervereinigung zeigte historische Bilder auf dem Maternusplatz. Jetzt sucht sie ein dauerhaftes Zuhause für die Sammlung. 

Was ist schöner, als in alten Fotoalben zu stöbern? Das dachten sich auch die Aktiven der Rodenkirchener Bürgervereinigung und präsentierten zur Eröffnung der Kunstmeile Rodenkirchen auf dem Maternusplatz eine Fotoausstellung unter dem Motto ‚damals und heute‘. Aufhänger für die Ausstellung war die umstrittene Eingemeindung Rodenkirchens zur Stadt Köln im Jahre 1975, vor genau 50 Jahren. Zu sehen waren über 50 historische Fotos, die markante Punkte des alten Rodenkirchen zeigten und die jeweils in Kontrast zum heutigen Erscheinungsbild gesetzt wurden.

Die Ausstellung wurde zum Magnet auf dem Maternusplatz, viele Alt-Rodenkirchener waren gekommen, einige sogar mit ihren Kindern und Enkelkindern, und betrachteten voller Neugier, mit vielen emotionalen Erinnerungen die alten Fotos, außer einem Originalplakat zumeist Repliken, aus ihrem Veedel. Aber auch Rodenkirchener Neubürger staunten über die Veränderungen im Ort, darüber, wie es in dem alten Rheindorf vor Jahrzehnten noch aussah.

Zwei Schwarz-weiß-Fotos zeigen die gleiche Ansicht der Hauptstraße in Rodenkirchen im Abstand von 50 Jahren.

Den alten Bauernhof Sommershof verdrängte in den 70er-Jahren das Einkaufszentrum gleichen Namens samt Hochhaus.

„Wir waren erfreut, wie viele junge Menschen an der Geschichte ihres Stadtteils interessiert waren. Ich glaube, dass aktuell ein generelles Interesse da ist, nach den eigenen Wurzeln zu suchen. Man fragt sich, wo ist meine Heimat, wo bin ich aufgewachsen, wie sah es hier früher aus. Die Verbindung zum Veedel scheint sehr lebendig“, so Beatrix Polgar-Stüwe, zweite Vorsitzende der Bürgervereinigung.

Hauptstraße in Rodenkirchen säumten Ställe, Scheunen und Bauernhöfe

Eines der ältesten Fotos vom Beginn des 20.Jahrhunderts zeigt das Hochwasser in der Wilhelmstraße, das jüngste die Baugrube, die derzeit für den Neubau des neuen Rathauses ausgehoben wird. Einige Fotos wurden direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, andere in den 1950er-Jahren gemacht. Dass einst Stallungen und Scheunen die Hauptstraße säumten ist heute kaum noch vorstellbar. Ein altes Foto von der Hauptstraße dokumentiert wohl am prägnantesten, wie aus dem kleinen Dorf am Rhein das moderne Rodenkirchen und die „Kölsche Riviera“ entstanden ist: dort wo in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts der Sommershof, ein Hochhaus mit einer Einkaufspassage, entstanden ist, befand sich früher tatsächlich ein Bauernhof.

Die Bürgervereinigung hat inzwischen einen kleinen Archiv-Bestand, freut sich aber immer wieder über neue Quellen. „Die Ur-Rodenkirchenerin Karin Ahrens, ihr gehörte früher das Lederwarengeschäft Reucher auf dem Maternusplatz, besitzt eine umfassende Postkartensammlung und hilft uns immer wieder gerne. Und die sehr alten Ansichten kommen aus der Sammlung von Walter Renkawitz. Der ehemalige Rektor der Hauptschule in Rodenkirchen sammelte nicht nur alte Postkarten, sondern fotografierte auch selber leidenschaftlich sein Rodenkirchen“, so Polgar-Stüwe.

Auch wenn die Rodenkirchener Kunst- und Kulturmeile noch bis zum 11. Mai dauert, musste die Fotoausstellung auf dem Maternusplatz inzwischen abgebaut werden, und die Fotos werden wieder gut verpackt im Keller des ersten Vorsitzenden der Bürgervereinigung, Wolfgang Behrendt gelagert. Die Bürgervereinigung Rodenkirchen hätte sehr gerne ein Zuhause mit einem Raum, wo sie ihre über Jahre gesammelten historischen Schätze und Materialien sowohl der Öffentlichkeit zeigen als auch archivieren könnte.

„Wir sind auf der Suche und für jeden Hinweis dankbar. Leider waren unsere Gespräche mit dem Träger der wunderbaren Awo-Villa in der Walter-Rathenaus-Straße bislang nicht erfolgreich. Dort will man uns nicht haben“, bedauert Wolfgang Behrendt, der erste Vorsitzende der Rodenkirchener Bürgervereinigung. „Schon aus rein logistischen Gründen können wir die Fotos nicht zwei Wochen lang, bis zum Ende der Kunstmeile, auf dem Maternusplatz hängen lassen, auch wenn es nur Repliken sind. Da das öffentliche Interesse aber so groß war, müssen wir vielleicht neu nachdenken, wo wir diese Schätze auf Dauer ausstellen könnten. Die Bilder sind allerdings in DIN A 1 und DIN A 2, deshalb bräuchte man schon große Wandflächen, um auch den Effekt ‚damals und heute‘ zu erzielen“, ergänzt Beatrix Polgar-Stüwe.