Ab August soll die neue Brücke für Fußgänger und Radfahrer nutzbar sein.
Spektakuläre AktionHier kommt Leichlingens neue Henley-Brücke geflogen

Per Kran über die Wupper: Die neue Henley-Brücke in Leichlingen.
Copyright: Dominik Scholz
Der eigentliche Hebevorgang dauert gerade einmal zehn Minuten: Gegen 10:55 Uhr hebt der gigantische Mobilkran das 44 Meter lange und rund 70 Tonnen schwere Bauwerk über die Wupper – kurz nach 11 Uhr ist die Brücke eingehängt.

Von Hand wird die Brücke in Position gezogen
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Die Erleichterung ist bei allem Beteiligten groß: „Man macht sich vorher immer Gedanken – das sieht leicht aus, ist aber technisch eine echte Herausforderung“, erklärt Ludger Steffen, Amtsleiter für Tiefbau, vor Ort. Die größte Schwierigkeit: Der Kran musste die Brücke in einer Entfernung von bis zu 34 Metern vom Hauptarm anheben, ohne dabei in den weichen Boden einzusinken. Deshalb wurde der 800 Tonnen schwere Spezialkran bereits ab 7 Uhr aufwendig auf einem stabilisierten Untergrund montiert – fest verankert, um keinerlei Spielraum zuzulassen.
Leichte Verzögerung
Ursprünglich sollte der Hebevorgang um 10 Uhr starten, doch zunächst musste noch ein kleineres Hebefahrzeug, das letzte Gurtkontrollen durchführt, per Kran aus dem Arbeitsbereich entfernt werden. Gegen 10:35 Uhr wurde diese herausgehoben – rund 20 Minuten später folgt dann das große Ereignis.
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Viele Zuschauer standen auf der Funchal-Brücke
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Die Aktion wird von zahlreiche Schaulustige beobachtet – vor allem von der benachbarten Funchal-Brücke aus, die gut besucht ist. Einige Zuschauer versuchen sogar, sich durch den Bauzaun an der Postwiese zu schleichen, sie werden jedoch vom Sicherheitskräften zurückgewiesen.
Millimeterarbeit am Wupperufer
Für Laien ist der enorme technische Aufwand kaum sichtbar: Die Brücke wird zunächst am Haken exakt ausgerichtet und dann langsam in Richtung der vorbereiteten Widerlager geschwenkt. Die Bewegung erfolgt dabei nicht automatisch – stattdessen wird das Bauwerk händisch und kontrolliert über mehrere Punkte hinweg verschoben, bis es exakt aufliegt. Eine Herausforderung, insbesondere bei der Gewichtsverteilung über dem sogenannten Wupper-Sammler – einer unterirdischen Struktur, die durch das Gewicht keinesfalls beschädigt werden darf. „Das wird alles statisch genau berechnet“, betonte Steffen.

Hier gilt Millimeterarbeit: Die Brücke muss genau auf den Vorrichtungen aufliegen. Ludger Steffen ist zufrieden
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Die neue Henley-Brücke ersetzt die alte Holzbrücke, die bereits 2019 wegen Baufälligkeit gesperrt worden war und im Zuge des Hochwassers 2021 endgültig abgerissen werden musste. Seitdem fehlte eine direkte Fuß- und Radverbindung zwischen Altstadt, Rathaus und der Balker Aue.
Kosten von 2,75 Millionen Euro
Die neue Stahlkonstruktion ist gegenüber dem Vorgängermodell deutlich erhöht – rund 20 Zentimeter höher auf der Westseite, 70 Zentimeter auf der Ostseite – und so konzipiert, dass sie auch Hochwasser standhalten kann. Sogar die Geländer können im Ernstfall entfernt werden. Die Baukosten belaufen sich auf rund 2,75 Millionen Euro, von denen etwa 1,7 Millionen Euro durch Fördermittel von Land und Bund gedeckt werden.
Bis August sollen die Restarbeiten abgeschlossen sein. Dann können Bürgerinnen und Bürger die neue Brücke erstmals wieder nutzen – fast sechs Jahre nach der Sperrung der alten Querung. Die Stadt Leichlingen erhält damit nicht nur eine neue Verbindung über die Wupper, sondern auch ein neues städtebauliches Ausrufezeichen.