Kölner RosenmontagszugBrauchtumsexperte: „Der Rhein ist doch keine Grenze mehr“

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Blick auf den Rhein, die Kranhäuser und den Dom in Köln

Herr Euler-Schmidt, Sie haben an zwei Büchern zur Geschichte des Kölner Rosenmontagszuges mitgearbeitet: Hat der Zoch irgendwann schon einmal den Rhein überquert?

Als Ganzes nein, in Teilen schon. In den Anfangsjahrzehnten des Festordnenden Comités nach 1823 war das auch kein Thema, da Deutz ja nicht zu Köln gehörte – es wurde erst 1888 eingemeindet.

Michael Euler-Schmidt

Michael Euler-Schmidt

Und die Überquerung des Rheins über die Deutzer Schifffahrtsbrücke war ja nicht unproblematisch. Die wurde 30-mal am Tag geöffnet, kostete Brückengeld. Das wäre den Karnevalisten zu teuer gewesen.

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Aber Teile des Zochs dann doch?

Ende des 19. Jahrhundert hat das preußische Militär die Umzüge stets mit Pferden und Personal aufgestockt.

Und die waren in den Deutzer Kasernen stationiert und mussten daher in Kostüm und Uniform vor und nach dem Zoch über den Rhein. Aber damals gab es ja auch noch keinen umfangreichen Zugweg. Das Geschehen spielte sich eher rund um den Neumarkt ab.

Das war der Festplatz der Stadt.

Ja. Da saßen die Kölner in den Fenstern, auf den Dächern und in den Bäumen, um dem jecken Treiben zusehen zu können. Bis zum Ersten Weltkrieg war der Neumarkt Ausgangs- und Endpunkt der Rosenmontagszüge. Auch in den 20er und 30er Jahren war das die zentrale Anlaufstelle.

Demnach gibt es gar keinen traditionellen Zugweg?

Nein. In den 50er und sogar noch in den 60er Jahren haben die Karnevalisten aufgrund der Zerstörungen und Kriegsschäden der Stadt immer mal wieder andere Strecken ausprobiert. Erst seit 1969 gab es den festen Zugweg von der Mohrenstraße hin zum Chlodwigplatz.

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Dieser Weg wurde dann auf Wunsch des WDR 1999 gedreht. Aber auch danach folgten noch Änderungen. So zog man nach dem Einsturz des Stadtarchivs 2010 nicht mehr über den Waidmarkt sondern durch die Löwengasse und ab 2013 über den Rudolfplatz und den Hohenzollernring.

Und vielleicht schon im kommenden Jahr über die Deutzer Brücke

Warum denn nicht. Blieben die Jecken früher im alten Köln, so ist der Rhein doch heute keine Grenze mehr. Deutz gehört zum Stadtbezirk Innenstadt, ist von der Stadtentwicklung her ein innovativer Stadtteil und gilt als positiver Hotspot. Da entspricht es schon einer gewissen Logik, diesen Stadtteil auch in den Zoch einzubeziehen.

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