Kritik an der StadtMittelalter-Festival „Spectaculum“ wohl zum letzten Mal in Köln

Lesezeit 3 Minuten
Fantasy-Fans am Fühlinger See

Fantasy-Fans am Fühlinger See

Köln – Dudelsackmusik dröhnt über den Platz. Fantasievoll gekleidete Ritter, Piraten und Gaukler ziehen über das Gelände. Schurken, Schergen und Scharlatane sitzen bei Met zusammen, füllen ihre Trinkhörner mit Drachenglut. Auf der Bühne jongliert der sagenumwobene Lupus mit sechs Bällen und brennenden Fackeln. Ein Artist zum Anfassen, der am Ende Jubeln für seine Show fordert.

Zum 16. Mal traf sich am Wochenende die Mittelalter- und Fantasy-Szene beim „Mittelalterlich Phantasie Spectaculum“ (MPS) am Fühlinger Sees, offensichtlich zum letzten Mal. Denn bereits zu Beginn des dreitägigen Spektakels am vergangenen Freitag hatte Festivalveranstalter Gisbert Hiller auf der MPS-Facebook-Seite verkündet, dass sich das Mittelalter-Phantasie- Festival nach 16 Jahren von Köln verabschieden werde. Hintergrund seien die enormen Auflagen seitens der städtischen Behörden, begründet Hiller seine Entscheidung. Der hohe Aufwand und die damit verbundenen Kosten seien gewaltig. „Das tun wir uns nicht mehr an.“

Unmut gegenüber Kölner Bauordnungsamt

Rund 40.000 Euro an zusätzlichen Kosten seien unter anderem durch die Erstellung von zusätzlichen Gutachten, der Installation von zwölf Flutlichtmasten, die bei Stromausfall das Gelände ausreichend beleuchten sollen, und der Bereitstellung einer Tonanlage für eventuelle Sicherheitsdurchsagen entstanden, berichtet der Veranstalter. Außerdem müssten mehr Rettungskräfte und Sanitäter als bisher bereitgestellt werden.

Alles zum Thema Polizei Köln

Gauklerin und Gaukler mit Trinkhorn

Gauklerin und Gaukler mit Trinkhorn

Unmut äußert Hiller vor allem gegenüber dem Kölner Bauordnungsamt, das seit 2021 zuständig sei. Das Amt sei „unbeweglich und flexibel wie eine Bahnschiene“, schrieb er auf Facebook.

Lobend erwähnte er dagegen das Kölner Sport-, Markt- und Ordnungsamt, mit denen er in den letzten Jahren „problemlos“ zusammengearbeitet hätte. Bei den vergangenen 15 MPS Köln-Veranstaltungen habe es keinerlei Unfälle und keine Polizei- oder Feuerwehreinsätze gegeben, betonte er. „Wir haben alles dafür getan, dass keine Probleme aufkommen.“ Alternativ plant Hiller das Festival im kommenden Jahr von Köln nach Neuss zu verlegen. Die ersten Gespräche seien bereits geführt worden.

Köln: Mittelalter-Fans feiern Spitzenbands

Wegen besonderer Corona-Auflagen bestand das diesjährige MPS Köln aus zwei Veranstaltungen, die auf zwei voneinander getrennten Arealen stattfanden. Auf dem Mittelaltermarkt versammelten sich Gaukler, Händler, Handwerker und Schankwirte. Hier waren maximal 3000 Besucher zugelassen. Auf dem Konzertareal, beim so genannten Hock-Rock-MPS, wechselten sich Spitzenbands der Mittelalter- und Folkszene wie Saltatio Mortis, Schandmaul, Versengold, Feuerschwanz oder The Sandsacks auf der Bühne ab. Die Anzahl der Konzertbesucher war in diesem Bereich auf 1000 begrenzt. An Stehtischen, mit maximal zehn Leuten, feierten die Fans ihre Idole.

Das könnte Sie auch interessieren:

Auf Unverständnis stieß bei vielen Festivalbesuchern die Sperrung einer Brücke, die beide Areale miteinander verbindet. Der Überweg sei zu klein und zu eng, zitierte Gisbert Hiller die Stadt. Zusätzlich hätte eine elektrische Besucherzählanlage bereitgestellt werden müssen, um ein- und ausgehende Gäste zu registrieren, sagte er. So mussten Besucher große Umwege in Kauf nehmen, um von einem auf das andere Festivalgelände zu gelangen. „Das ist sehr umständlich und nicht gerade behindertenfreundlich“, sagte sich Konzertbesucherin Cindy Röben aus Düren.

Genau wie sie sind die meisten der anwesenden Mittelalterfans von der Entscheidung der Veranstalter, das Festival aus Köln abzuziehen, enttäuscht. „Schade, wir sind sehr traurig“, sagte eine Besucherin. „Wir verstehen die hohen Auflagen der Stadt nicht.“ All die Jahre sei es friedlich zugegangen. Und jetzt das. „Gerade hier in der Gegend bietet sich so ein Fest an“, meinte Florian Reichardt aus Langenfeld. Viele Gäste kämen aus Nachbarregionen, blieben einige Tage in der Stadt und ließen Geld hier.

KStA abonnieren