Schifffahrt in KölnAnlegeverbot an der Kaimauer im Rheinauhafen

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Bauzäune stehen dort, wo die Kaimauer des Rheinauhafens beschädigt wurde. Binnenschiffer dürfen hier derzeit nicht anlegen.

Bauzäune stehen dort, wo die Kaimauer des Rheinauhafens beschädigt wurde. Binnenschiffer dürfen hier derzeit nicht anlegen.

Köln – Die Binnenschifffahrt muss derzeit auf ihre wichtigste Anlegestelle in Köln verzichten: die Kaimauer des Rheinauhafens. Am 6. Februar hatte die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) als Eigentümerin des Kais ein so genanntes Festmachverbot ausgesprochen, nachdem sich im Dezember 2017 und im Januar dieses Jahres bei Hochwasser zwei Schiffe losgerissen und dabei beträchtliche Schäden an der Mauer und an den Pollern zum Festmachen angerichtet hatten.

„Die Sicherheit ist nicht mehr gewährleistet“, begründete HGK-Sprecher Christian Lorenz das Anlegeverbot, das für die gesamte Kaimauer-Länge von 1,4 Kilometern gelte. Die Schäden beliefen sich auf 40 000 bis 50 000 Euro. Die betagten Poller seien einst für eine Belastung von 50 Newtonmeter ausgelegt worden. Mittlerweile müssten sie bis zu 300 Newtonmeter aushalten: „Die Schiffe sind viel größer und schwerer geworden.“

Die Vorrichtungen zum Festmachen würden nun entfernt, in den nächsten Tagen sollen zudem Verbotsschilder aufgestellt werden. Ob und wann das Anlegen wieder möglich sein wird, ließ der Sprecher auf Anfrage offen. Das Festmachverbot gelte „bis auf Weiteres“. Ein Halteverbot gebe es aber nicht: Das Ankern vor dem Rheinauhafen sei erlaubt.

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Protest mit dem Signalhorn

Binnenschiffer laufen derweil Sturm gegen die Schließung der Anlegestelle. „Das Bedürfnis, eine Landverbindung zu haben, ist riesengroß“, so Christian Niemann, Sprecher der „Europäischen Vereinigung der Binnenschiffer“, die sich anlässlich der Sperrung gegründet hat. In einer Facebook-Gruppe hätten sich bereits mehr als 2000 Kollegen organisiert, aus Protest gegen das Anlegeverbot ließen die Kollegen ihre Nebelhörner ertönen, wenn sie den Rheinauhafen passieren.

Über die Anlegestelle werde den Binnenschiffern die Möglichkeit gegeben, am sozialen Leben teilzunehmen, so Niemann. Auch sie müssten schließlich einkaufen oder zum Arzt gehen, auch zum Schichtwechsel werde eine Landverbindung gebraucht. Es entstehe der Eindruck, dass die HGK versuche, zu Lasten der Schifffahrt „geschickt und bequem“ ein Problem mit den Anwohnern loszuwerden.

Seit Monaten keine Probleme mit Anwohnern

Bewohner des Rheinauhafens hatten sich in der Vergangenheit über Motorenlärm und Gestank der Frachtkähne beschwert, sogar Tomaten und Eier sollen in Richtung der Schiffe geflogen sein. Seit einigen Jahren stehen im Rheinauhafen Stromkästen zur Verfügung, über die die Frachtkapitäne ihre Bordgeräte versorgen sollen – als Alternative zu ihren Dieselgeneratoren. Das Konzept funktioniere, sagt Christian Niemann: „Wir haben seit Monaten keine Probleme mit den Anwohnern mehr.“ So dreckig wie behauptet seien viele Frachter nicht mehr: „Es ist viel Geld in umweltverträglichere Motoren investiert worden.“ Und manches Schiff transportiere die Fracht von 50 Lkw.

Schützenhilfe bekommen die Binnenschiffer vom Kölner Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt. „Die Liegemöglichkeiten für die Schifffahrt gehen immer weiter zurück“, sagt Leiterin Birgitta Beul. Die Deutzer Werft falle derzeit wegen Mauerschäden ebenfalls weg, der Niehler Hafen sei wegen der langwierigen Anmeldung keine Alternative: „Es gibt noch ganz wenige Liegestellen im Mülheimer Bereich.“ Laut Niemann gebe es mittlerweile Platzmangel im gesamten Mittelrhein.

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Am heutigen Donnerstag werde sie ein Gespräch mit der HGK führen und sich dabei für die Wiedereröffnung der Anlegestelle Rheinauhafen einsetzen, so Beul. Es handele sich schließlich um eine traditionsreiche Liegestelle.

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