SchließungKämpfer wider die Wanderklampfe

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Heiner Viertmann, Kämpfer für die gute Akustikgitarre, schließt nach 40 Jahren sein Fachgeschäft, in dem er hochwertige Instrumente verkauft hat – immer nach der Devise „nichts mit Stecker“.

Heiner Viertmann, Kämpfer für die gute Akustikgitarre, schließt nach 40 Jahren sein Fachgeschäft, in dem er hochwertige Instrumente verkauft hat – immer nach der Devise „nichts mit Stecker“.

Köln – Wenn er diese Geschichte erzählt, sieht man dem 70-Jährigen einen gewissen Stolz an. Heiner Viertmann kann schlechte Gitarren nicht ausstehen. Und wenn es mal wieder passiert, dass ihm in seinem Fachgeschäft eine „miese Wanderklampfe“ zum Kauf angeboten wird, dann gibt er dem Besitzer 20 Euro als symbolischen Ankaufspreis — und zertritt das Instrument umgehend, bis nur noch Splitter übrig sind. „So was macht man mit schlechten Gitarren“, sagt er dann triumphierend.

Heiner Viertmann ist ein Kämpfer für die gute Akustikgitarre. Und das seit 40 Jahren, erst in seinem Laden am Eigelstein, dann in der Beethovenstraße 27. „Ich war Pionier, ein Geschäft nur für Gitarren, das gab es damals nicht — und es ist auch heute noch europaweit sehr selten“, sagt der gelernte Musikalienhändler. Fest stand für ihn, dass er „nichts mit Stecker“ verkauft.

Nun muss er aus gesundheitlichen Gründen seine Mission beenden. Mitte April schließt er seine Gitarrenhandlung. Bis zuletzt bleibt er seinen Prinzipien treu. Instrumente unter 250 Euro verkauft er nicht. „Gitarrenbau ist Präzisionsarbeit, das geht nicht billiger.“ Der Gitarrenhals sei das Wichtigste, der Zug der Saiten muss von ihm ausbalanciert werden — damit den Spielern nicht die Finger wehtun. „Wir reden hier von Unterschieden in Papierstärke.“ In der kleinen Werkstatt in seinem verwinkelten Laden werden alle Gitarren erst mal auseinandergenommen, um zu prüfen, ob alles im Lot ist. „Gitarren kann man nicht wie ein Radio oder einen Fernseher im Pappkarton kaufen“, sagt Viertmann. Deshalb darf jeder Käufer die Instrumente sogar zum Langzeittest mit nach Hause nehmen.

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Der Internethandel, sagt Viertmann, habe sein Geschäft zwar erschwert, aber am Ende wollten die Kunden die Gitarren doch spüren und beraten werden — und kauften bei ihm.

Auch, wenn der Laden bald geschlossen ist — Reparaturen wird Viertmann auch zukünftig machen. Und was nicht wert ist, repariert zu werden, das wird er auch weiterhin zertrampeln.

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