Sit-in in Köln-KlettenbergJugendliche fordern Bänke an „ihrer“ Kreuzung

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Einige Anwohner unterstützten das „Sit-in“ der Jugendlichen, die ihren Treffpunkt behalten wollen. 

Einige Anwohner unterstützten das „Sit-in“ der Jugendlichen, die ihren Treffpunkt behalten wollen. 

Klettenberg – Jugendliche haben in Großstädten oft ein Problem: Auf Spielplätzen haben sie nichts mehr zu suchen, für einen Kneipenbesuch sind sie noch zu jung. Sich zwanglos unter freiem Himmel zu treffen, entspricht dem Bedürfnis, vieler junger Menschen.

Auf gelben Zetteln formulierten die Jugendliche ihre Forderungen.

Auf gelben Zetteln formulierten die Jugendliche ihre Forderungen.

Doch dafür gibt es zu wenig Orte. An der Kreuzung Klettenberggürtel, Luxemburger Straße hatte sich ein solcher gefunden. Eine Streugutkiste, die die Stadt dort aufgestellt hatte, diente als Sitzgelegenheit, Tisch und Anlaufpunkt. Die Besucher hatten sie liebevoll mit einem Pfandhalter versehen. Doch die Verwaltung hat die alte Kiste nun weggeräumt – und die Jugendlichen somit ihres Treffpunkts beraubt.

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"Hier bin ich Mensch, hier kann ich sitzen", fordern die Jugendlichen.

Zwei Bänke plus Mülleimer

Die Bezirksvertretung Lindenthal hat die Stadtverwaltung daher in ihrer vergangenen Sitzung per Beschluss aufgefordert, an ihrem ehemaligen Standort nun zwei Bänke plus Mülleimer aufzustellen und so wieder einen Aufenthaltsort für junge Menschen zu schaffen. Friedhelm Hilgers, Vorsitzender der SPD-Fraktion, begründet ihn damit, dass es Teil öffentlicher Daseinsvorsorge sei, solch eine Nutzung des städtischen Raumes zu ermöglichen.

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Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, haben sich nun rund 50 jüngere Anwohner und Nachbarn mit einigen Politikern zu einem „Sit-in“ vor Ort getroffen. „Das hier ist ein perfekter Aufenthaltsort“, kommentierte Kevin Kraemer, einer der Besucher. Der Schall verteile sich. Der Mittelstreifen zwischen den Fahrbahnen, sei eine gute Ausweichmöglichkeit zu dem Bereich vor dem 24-Stunden-Kiosk oder der Bank vor der Reinigung an der Luxemburger Straße. „Wenn sich dort jemand aufhält, haben die Menschen, die darüber wohnen, das Gefühl, er stehe im Schlafzimmer.“

Ärger mit Ordnungsamt

Dass die jungen Menschen auf der großen Kreuzung stören, glaubt er nicht. Er ärgert sich darüber, dass Ordnungsbehörden bereits gegen die Jugendlichen vorgegangen sind. „Kürzlich haben KVB-Mitarbeiter dort nachts geflext und einen Riesenlärm veranstaltet, der uns weit übertönte. Trotzdem kamen Ordnungskräfte, um uns zu vertreiben“, schildert Kraemer.

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Die Kreuzung Klettenberggürtel/Luxemburger Straße hat sich zum Treffpunkt der jungen Erwachsenen aus dem Viertel entwickelt. 

Möglicherweise sei ein Nachbar, dem die Jugendlichen ein Dorn im Auge sind, der Grund für ihr Einschreiten. Nachdem die Kiste verschwunden sei, hätte ein junger Mann eine Bank vom Sperrmüll an derselben Stelle aufgestellt – und auf einen Zettel geschrieben, dass sie bleibt. Die Sitzgelegenheit sei kurz darauf verschwunden, neben dem ersten Zettel habe ein zweiter gehangen mit der Aufschrift, dass die Bank gestohlen wurde und wegbliebe. Es gäbe also auch Widerstand in der Nachbarschaft. Die meisten Anwohner, vor allem auch viele ältere Menschen, freuten sich aber über die Aufenthaltsmöglichkeit.

Dialog gefordert

Kraemer kritisiert das Vorgehen der Ordnungskräfte. Statt Platzverweise und Bankklau wünscht er sich einen offenen Dialog und die Anerkennung der Bedürfnisse junger Kölner. Ein wichtiger erster Schritt in diese Richtung ist für ihn, dass die Verwaltung die Bänke bald aufstellt und das Recht der Jugend auf einen Aufenthaltsort im öffentlichen Raum damit anerkennt.

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