Der Architekt Stefan Schmitz will den 37 Jahre alten Entwurf für die zentrale Fläche vollenden. Im städtischen Haushalt gibt es dafür kein Geld.
Starktrinker- und DrogenszeneSo könnte der Wiener Platz in Köln nach einer Umgestaltung aussehen

Der Wiener Platz in Köln-Mülheim von oben betrachtet.
Copyright: Arton Krasniqi
Der Wiener Platz in Köln-Mülheim sei auch schon in den 1960er Jahren keine Augenweide gewesen, sagt Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs. Eine Neugestaltung Ende der 1990er Jahre brachte zwar einige Verbesserungen mit sich, um einen schönen Platz handelt es sich aber nach wie vor nicht. Hinzu kommt, dass sich vor Ort eine Starktrinker- und Drogenszene ausgebreitet hat, es handelt sich um einen Kriminalitätsschwerpunkt.
Kölner Architekten wollten zwei Türme in den Mittelpunkt stellen
Eine Ursache sieht Architekt Stefan Schmitz darin, dass der Wiener Platz bis heute unvollendet ist. Denn als die Architektengruppe Kölner Bucht, der er angehörte, im Dezember 1988 den Architektenwettbewerb zur Umgestaltung gewann, standen zwei markante Türme im Mittelpunkt des Entwurfs, um einen Akzent zu setzen und die Fläche in Richtung Clevischer Ring und Mülheimer Brücke einzufassen. „Die Sieger haben sich mit dem Phänomen Platz sehr intensiv auseinandergesetzt“, lobte die Jury damals. Doch gebaut wurden die fünf- bis sechsgeschossigen Türme bis heute nicht.

So könnte der Wiener Platz mit zwei Bike-Towern in Zukunft aussehen.
Copyright: Stefan Schmitz Architekten
Schmitz will jetzt einen neuen Anlauf nehmen, ehrenamtlich hat er an einem neuen Entwurf gearbeitet. Die Idee: Statt der vor 37 Jahren geplanten Bürogebäude sollen am Wiener Platz zwei sogenannte Bike-Tower entstehen, um die ursprüngliche Idee aufzunehmen. Die beiden Türme sollen gläsern sein, sich dank LED-Technik in verschiedenen Farben beleuchten lassen. „Das wäre ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Schmitz. Im Inneren soll eine Art Paternosteraufzug die Fahrräder nach oben und unten transportieren.
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Die Fundamente für die Türme befinden sich bereits vor Ort, links und rechts neben dem Brunnen. Die Grundfläche misst zehn mal zehn Meter. Das war für eine Büronutzung offenbar nicht wirtschaftlich genug, weshalb sich der ursprüngliche Plan zerschlug. Schmitz entwarf später noch eine neue Version, bei der er die beiden Türme mit einem Querriegel verband, sodass ein Torbogen entstanden wäre. Doch obwohl dann mehr Fläche zur Verfügung gestanden hätte, kam es nicht zum Bau.
Bike-Tower am Wiener Platz geplant
Jetzt sollen die Bike-Tower an Stelle der Büroräume rücken. Das würde aus Schmitz Sicht auch den Vorteil bieten, den Platz aufzuräumen. Die auf der Fläche kreuz und quer abgestellten Fahrräder könnten darin verschwinden, 60 Fahrräder könnten dort unterkommen. Neben den Türmen würden zudem zwei jeweils 60 Quadratmeter große Räume übrig bleiben. Auch dafür hat Schmitz eine Idee. „Darin könnten zum Beispiel ein Aufenthaltsraum und ein Drogenkonsumraum unterkommen“, sagt er. So gäbe es direkt vor ein Ort ein Angebot für die Szene.
Auf der unteren Platzebene möchte Schmitz die bestehende Baumreihe durch eine weitere ergänzen, um die Betonoptik mit mehr Grün zu verschönern. Die derzeit in einem provisorischen Bau untergebrachte Gastronomie könnte ein festes Gebäude erhalten. Es existiert dafür bereits ein Entwurf. Für die Umsetzung müsste sich allerdings ein Investor finden.
Kölner Verkehrs-Betriebe wollen die unterirdische Haltestelle sanieren
Auch die charakteristischen in den Boden eingelassenen vier Glasscheiben, durch die Licht in die unterirdische Haltestelle der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) fällt, will Schmitz umgestalten. Um zu verhindern, dass schwere Fahrzeuge über die Bullaugen hinwegrollen, hatte die Stadt diese mit rot-weißen Pollern umfasst. Die optische Wirkung ist damit allerdings zerstört. Schmitz will die Glasböden nun anheben und Sitzbänke um sie herumbauen, sodass niemand mehr darüber fahren kann, die Poller aber ebenfalls nicht mehr nötig sind.

Die Glasböden sind von rot-weißen Pollern umfasst.
Copyright: Michael Bause
Da die KVB die Haltestelle ohnehin aufwendig sanieren muss, unter anderem um den Brandschutz zu erneuern, dürfte sich die Glasscheiben-Idee wohl in absehbarer Zeit umsetzen lassen. Was den deutlich größeren Teil des neuen Entwurfs angeht, ist Schmitz hingegen skeptisch. Denn dafür fehlt es der Stadt Köln mit ihrem engen Haushalt an Geld. „Aus meiner Sicht handelt es sich um eine Zielsetzung für die nächsten zehn bis 20 Jahre, die sich nach und nach umsetzen lässt“, sagt Schmitz. Ihm sei aber wichtig, dass Politik und Verwaltung jetzt zumindest die Entscheidung schnell treffen.
Schmitz stellte seine Planungen bereits der von Stadtdirektorin Andrea Blome geleiteten Arbeitsgemeinschaft (AG) Wiener Platz vor, die es seit Juni 2023 gibt. Das Ziel der AG sei es, den „Platz sicherer, sauberer und attraktiver zu machen, indem konkrete, lokal abgestimmte Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden“, teilte ein Stadtsprecher auf Anfrage mit. Da es sich beim Entwurf von Stefan Schmitz aber um ein städtebauliches Gesamtkonzept handele und nicht um kurzfristig umsetzbare Einzelmaßnahmen, sollen die Planungen nun außerhalb der AG Wiener Platz betrachtet werden, kündigte der Stadtsprecher an. Eine kurzfristige Umgestaltung sei zudem nicht vorgesehen, im Haushalt steht dafür bislang auch kein Geld zur Verfügung.
4000 Menschen nutzen im Schnitt jeden Tag die neue Toilettenanlage
„Der Wiener Platz ist nicht optimal, aber auch nicht so schlecht, wie er gemacht wird“, sagt Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs. Die Polizei sei zwar vor Ort sehr präsent, es seien aber im Gegensatz zu früher nicht mehr dauerhaft dieselben Bezirksbeamten vor Ort, die jeden Angehörigen der Trinker- und Drogenszene genau kannten. Das sehe er als Nachteil. Verbesserungsbedarf gebe es aber auch an anderer Stelle. „Der Platz müsste mehr bespielt werden, es müsste mehr Veranstaltungen geben“, sagt Fuchs. „Und er könnte mehr Grün vertragen.“
Die im Februar dieses Jahres neu installierte Toilettenanlage auf dem Wiener Platz, die aufgrund sehr großer Öffnungen ober- und unterhalb der Tür in der Kritik steht, sieht Fuchs als Lichtblick. Jeden Tag nutzten seit der Inbetriebnahme laut der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) im Schnitt 4000 Menschen die beiden Toiletten. Der Platz sei seitdem deutlich sauberer geworden. Die AWB haben bereits gekündigt, die Türen gegen ein blickdichtes Modell auszutauschen.