Köln – Durchschnittlich 355 Euro im Monat. Nirgendwo in Deutschland müssen Studenten so viel Miete für ein Zimmer zahlen wie in Köln. Sogar in München und Hamburg sind die durchschnittlichen Mieten laut einer Studie des Deutschen Studentenwerks (DSW) etwas niedriger. Kölner Hochschüler sind besorgt, denn es kommen immer mehr Studenten in die Stadt am Rhein. Auch in zahlreichen anderen Städten in NRW wird es schwierig für die Abiturienten, die sich in den kommenden Wochen langsam auf Wohnungssuche an ihrem neuen Studienort machen.
«Durch die steigende Anzahl an Studierenden spitzt sich die Situation auf dem privaten Wohnungsmarkt zu. Bezahlbaren Wohnraum zu finden ist sehr schwierig», sagt Katharina Letzelter vom Studierendenausschuss (Asta) der Universität Köln.
In der Domstadt sind mittlerweile rund 100 000 Studenten eingeschrieben, fast 20 000 mehr als noch vor fünf Jahren. In NRW hat der Studentenpegel mit etwa 716 000 Hochschülern einen Rekordstand erreicht, wie das Statistische Landesamt im Mai mitteilte. Der doppelte Abiturjahrgang, die Abschaffung der Wehrpflicht und ein höheres Interesse an einem Studium sind die Gründe dafür.
10.000 Bewerber für 5.000 Wohnheimplätze
Cornelia Gerecke vom Studierendenwerk Köln rät den Studenten deshalb, nicht zu wählerisch zu sein. Denn gerade bei den Wohnheimen in attraktiver Lage sei die Warteliste ziemlich lang. «Bis man einen Platz bekommt, kann schon mal das Bachelorstudium vorbei sein.» Auf die fast 5.000 Wohnheimplätze in Köln bewarben sich im vergangenen Jahr rund 10.000 Studenten. Allerdings werde im Laufe eines Jahres höchstens einer von drei der Plätze frei, sagt Gerecke.
Für neue Wohnheime fehlt das Geld: Die Grundstücke in Köln seien einfach zu teuer, sagt Studentenwerks-Geschäftsführer Jörg Schmitz. Für Wohnungen, die ins Studentenbudget passen, benötige das Studentenwerk Grundstückpreise, die billiger sind als der Marktpreis. Rechtlich sei das aber nicht möglich, heißt es bei der Stadt. Sie versuche zwar, Grundstücke direkt an das Studentenwerk zu vergeben, doch am Preis sei nichts zu machen. «Die Veräußerung muss aufgrund gesetzlicher Vorgaben zum Verkehrswert erfolgen», erklärt die Leiterin des Kölner Amts für Stadtentwicklung, Maria Kröger.
Wohnheim in Hürth soll ausgebaut werden
Das Kölner Studentenwerk will nun wenigstens ein Wohnheim in dem Kölner Vorort Hürth um 400 bis 500 Plätze ausbauen. Tatsächlich brauche Köln aber rund 1000 weitere Plätze, und dafür müsse auch mehr Geld vom Staat kommen. «Das Land muss wieder substanziell den studentischen Wohnungsbau fördern», fordert sie.
Mit dieser Forderung steht Schmitz nicht alleine. Der Studentenwerks-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde meldete Ende Mai bei Bund und Ländern einen «dringenden Bedarf» an Fördermitteln für Studentenwohnheime an. Die 120 Millionen Euro für Studentenwohnungen, die kürzlich das Bundesbauministerium angekündigt hat, hält Schmitz für viel zu wenig: «Die 120 Millionen vom Bund würden in NRW für etwa 400 Plätze reichen.»
Doch große Hoffnungen kann sich Schmitz wohl nicht machen: Im NRW-Wissenschaftsministerium gebe es keine Pläne, den Bau von Studenten-Wohnheimen stärker zu fördern, erklärte eine Ministeriums-Sprecherin. Es gebe bereits Hilfe durch Kredite mit vergünstigten Zinsen, Tilgungsverzichte oder erhöhte Zuschüsse an die Studentenwerke. «Dadurch wurden die Studierendenwerke in die Lage versetzt, wieder vermehrt in den Studierendenwohnheimbau zu investieren», sagt die Sprecherin.
In Köln und anderen Städten werden zum Anfang des nächsten Semesters wohl wieder einige Studenten kein Dach über dem Kopf finden. Der Asta der teuersten Studenten-Stadt Deutschlands will deshalb Notunterkünfte organisieren - wie schon in den vergangenen Jahren. Asta-Referentin Letzelter glaubt nicht, dass der Wohnungsmarkt in Köln für Studenten einfacher wird, im Gegenteil: «Die Entwicklung der Wohnungssituation ist in Köln für die Studierende eher negativ», sagt sie. (dpa)