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Neuer Wasserspeier für Kölner DomJapanische Universität macht Fehltritt zweier Studentinnen wieder gut

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04.09.2025, Ein Blick von Oben auf den neuen Wasserspeier. Offizielle Übergabe eines von der Kanagawa Universität gespendeten Wasserspeiers für den Kölner Dom. Die Spende kam zu Stande, nachdem im Jahr 2016  japanische Studentinnen im Bereich der Domturmbesteigung ein Graffiti hinterlassen hatten. Ihre Universität schickte mit der Bitte um Entschuldigung eine Delegation nach Deutschland. Foto: Arton Krasniqi

Ein Blick von oben auf den neuen Wasserspeier.

Der neue Wasserspeier am Kölner Dom wurde offiziell übergeben. Gespendet wurde die Figur von einer japanischen Universität.

„Es ist eine der schönsten Geschichten, die ich in meiner Amtszeit als Dombaumeister erleben durfte“, sagte Peter Füssenich, als am Donnerstag vor zahlreichen Medienvertretern offiziell ein neu gestalteter Wasserspeier für die Kathedrale übergeben wurde. An ihre Stelle am südlichen Querhaus ist die Figur bereits im vorigen November gesetzt worden. Finanziert wurde sie mit den 10.000 Euro, die die Kanagawa-Universität mit Sitz in Yokohama im Jahr 2017 der Dombauhütte für den Erhalt des Weltkulturerbes gespendet hatte.

Zur Übergabe angereist waren Ryusuke Toda, Präsident der Universität, Professor Stefan Buchenberger, der an der Fakultät für „Cross-Cultural and Japanese Studies“ lehrt, und Yuma Fujita von der Universitätsverwaltung. Als Gegengeschenk überreichte Füssenich dem Präsidenten einen Gipsabguss des von Bildhauerin Uta Tröger entworfenen Modells, nach dem sie die 700 Kilogramm schwere Figur geschaffen hat.

Japanische Universität reagiert auf Graffito auf Dom

Die schöne Geschichte geht so: 2016 bestiegen zwei Studentinnen der Kanagawa-Universität, die sich während einer Orchesterreise in Köln aufhielten, den Südturm des Doms. Auf der Aussichtsplattform in 100 Meter Höhe hinterließen sie ein Graffito mit ihren Namen und dem Datum und posteten davon ein Foto in den sozialen Medien. Das schlug in ihrer Heimat als Mangel an Respekt vor einer anderen Kultur hohe Wellen.

Verantwortliche der Kanagawa-Universität meldeten sich bei Füssenich und entschuldigten sich für das, was in Japan als schwerwiegendes Vergehen gilt. Damit nicht genug: 2017 kam eine Delegation aus Yokohama nach Köln, um der Bitte um Entschuldigung Nachdruck zu verleihen. Und Füssenich wurde eingeladen, an der Kanagawa-Universität im Rahmen einer deutschen Woche einen Vortrag über den Dom zu halten. Das Bemühen um Wiedergutmachung gipfelte schließlich in der Spende von 10.000 Euro.

04.09.2025, Köln: Dombaumeister Peter Füssenich überreicht als Dank eine Miniatur des Wasserspeiers an Ryusuke Toda. Offizielle Übergabe eines von der Kanagawa Universität gespendeten Wasserspeiers für den Kölner Dom. Die Spende kam zu Stande, nachdem im Jahr 2016  japanische Studentinnen im Bereich der Domturmbesteigung ein Graffiti hinterlassen hatten. Ihre Universität schickte mit der Bitte um Entschuldigung eine Delegation nach Deutschland. Foto: Arton Krasniqi

Dombaumeister Peter Füssenich überreicht als Dank eine Miniatur des Wasserspeiers an Ryusuke Toda.

„Wir sind dankbar für die große Wertschätzung, die der Dom in Japan erfährt“, sagte Füssenich am Donnerstag in der Dombauhütte. „Die Unterstützung der Kanagawa-Universität trägt wesentlich zum Erhalt der Welterbestätte bei und zeigt, wie bedeutend internationaler Kulturaustausch und gemeinsame Verantwortung für unser kulturelles Erbe sind.“ Dank Vermittlung des Dombaumisters steht die Kanagawa-Universität inzwischen im Austausch mit der Technischen Hochschule Köln. Präsident Ryusuke Toda hatte eine Rede vorbereitet, die er auf Deutsch vortrug.

Neue Figur zeigt dämonisches Fabelwesen

Für die Universität sei es „zutiefst bedauerlich“ und ein „großer Schock“, dass die beiden Studentinnen an einem historischen Ort von so großer Bedeutung eine derart „respektlose Handlung begangen“ hätten, unterstrich er und dankte dem Dombaumeister dafür, damals „die Entschuldigung großzügig angenommen“ zu haben. Zum Ausmaß der demonstrierten Zerknirschung über ein Touristen-Graffito sagte Buchenberger, japanische Privatuniversitäten legten höchsten Wert auf Reputation. Nehme sie Schaden, schlage sich dies letztlich finanziell nieder. Die Kanagawa-Universität sei jedoch nicht so weit gegangen, die Studentinnen, die kurz vor dem Abschluss gestanden hätten, zu exmatrikulieren.

Die neue langgestreckte Figur, ein in zweijähriger Arbeit entstandenes dämonisches Fabelwesen, ergänzt die historische Reihe der zum Teil noch aus dem Mittelalter stammenden Wasserspeier in 20 Meter Höhe. Sie ersetzt einen Wasserspeier des 19. Jahrhunderts aus Sandstein, der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und von dem nur ein Fragment übrig geblieben ist. Ein Entwurfsmodell oder eine Zeichnung ist nicht erhalten.

Als Vorlage diente der Steinbildhauerin im Wesentlichen ein kleines Foto vom Dom, auf dem die Skulptur allerdings nur schemenhaft zu erkennen ist. Deshalb hatte sie bei der Gestaltung einigen Spielraum. Die aufwändige Versetzung des Wasserspeiers im November 2024 ist in einem Video festgehalten, das im Internet zu sehen ist.