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Kein Geld und PersonalStadt Köln kann Verlängerung der Linie 4 bis nach Widdersdorf nicht weiterplanen

Lesezeit 4 Minuten
Auf dem Boulevard Unter Linden in Köln-Widdersdorf ist in der Mitte bereits 2007 Platz für die Stadtbahntrasse freigehalten worden.

Auf dem Boulevard Unter Linden in Köln-Widdersdorf ist beim Bau des Stadtteils Platz für die Stadtbahntrasse freigehalten worden.

Seit dem Jahr 2021 gibt es eine Vorstudie für das wichtige Verkehrsprojekt. Doch seitdem ist nur noch sehr wenig passiert.

Die Verlängerung der Stadtbahn-Linie 4 der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) nach Widdersdorf gehört zu den wichtigsten Erweiterungen des Kölner Netzes. Doch da sich die Stadt Köln personell und finanziell mit der weiteren Planung überfordert sieht, will das Verkehrsdezernat die Hoheit jetzt aus der Hand geben. Der Rhein-Erft-Kreis soll stattdessen die Federführung übernehmen.

Stadt Köln und Bauträger hielten eine Trasse für die Bahnen frei

Auf dem breit angelegten Boulevard mit dem Namen Unter Linden in Widdersdorf am westlichen Kölner Stadtrand befindet sich ein Grünstreifen mit einem unbefestigten Weg in der Mitte. Als der Stadtteil ab dem Jahr 2007 in Richtung Süden erweitert wurde und das größte Neubaugebiet Deutschlands war, hielten der Bauträger und die Stadt Köln diesen Bereich frei, damit dort eine Trasse für die Stadtbahn entstehen kann. 

Das sollte eigentlich längst geschehen sein. Die Bevölkerung in Widdersdorf verdoppelte sich durch die Erweiterung beinahe, an das Netz KVB ist der Stadtteil jedoch nach wie vor lediglich über Busse angebunden. Wer nachts mit dem öffentlichen Nahverkehr nach Widdersdorf gelangen will, hat schlechte Karten.

Vor vier Jahren sah es eine kurze Zeit so aus, als würde der Anschluss an das Stadtbahnnetz der KVB in eine greifbare Nähe rücken. Eine Vorstudie ergab, dass die Linie 4 bis nach Widdersdorf und weiter in den Rhein-Erft-Kreis über Brauweiler, Dansweiler, Glessen und Oberaußem bis nach Niederaußem verlängert werden soll. Nur so sei es möglich, eine finanzielle Förderung von Land und Bund zu erhalten. Die Gutachter stellten fest, dass dies bei einer zuvor ebenfalls diskutierten Verlängerung der Linie 1 nicht der Fall wäre.

Die Stadt Köln, unter deren Federführung das Projekt bislang läuft, sollte im nächsten Schritt eine Machbarkeitsstudie auf den Weg bringen, um die Verlängerung der Linie 4 bis nach Niederaußem vertiefend zu untersuchen. Dieser Schritt wäre auch deshalb so wichtig, weil sich für das Projekt erst auf dieser Grundlage und nach einer Reihe politischer Beschlüsse Fördergelder beantragen lassen.

Kölner Stadtverwaltung priorisierte ein anderes Verkehrsprojekt

Der Verkehrsausschuss hatte die Verwaltung im Januar 2022 mit einem Grundsatzbeschluss beauftragt, die Vergabe einer Machbarkeitsstudie zur Verlängerung der Stadtbahnlinie 4 vorzubereiten. Ursprünglich sollte die Machbarkeitsstudie bis zum Jahr 2024 fertiggestellt sein. Doch dazu kam es nicht. Die Stadt Köln stellte „wegen personeller Engpässe“ die Vorbereitung der Machbarkeitsstudie zur Verlängerung der Linie 4 zugunsten des Projektes „Stadtbahn Bonn-Niederkassel-Köln (Linie 17)“ zurück.

Im Oktober 2023 nahm das Kölner Verkehrsdezernat die Arbeiten am Projekt der Linienverlängerung der Linie 4 zwar wieder auf. Unvorhergesehene Prüfpunkte – insbesondere in Bezug auf die voraussichtlich entstehenden Projektkosten im städtischen Haushalt – verzögerten jedoch den ursprünglich geplanten Bearbeitungszeitraum im Jahr 2024, teilt die Stadt mit. Ein Ergebnis der Prüfung sei, dass die Stadt Köln die Ausschreibung, die Beauftragung sowie die finanzielle Vorleistung und die Fördermittelakquise aufgrund der schwierigen Haushaltslage nicht übernehmen kann.

Die Linie 4 der KVB soll über Köln-Widdersdorf bis Niederaußem verlängert werden.

Die Linie 4 der KVB soll über Köln-Widdersdorf bis Niederaußem verlängert werden.

Die Stadt Köln will die Federführung für das wichtige Projekt deshalb jetzt an den Rhein-Erft-Kreis abgeben. Der Verkehrsausschuss soll das in seiner nächsten Sitzung am 24. Juni beschließen. Die Gremien im Rhein-Erft-Kreis haben dem Vorgehen bereits zugestimmt. Der Kreis und die Stadt Köln wollen für die Finanzierung der Machbarkeitsstudie einen gemeinsamen Förderantrag stellen. Die Stadt Köln übernimmt 40 Prozent der Kosten, der Rhein-Erft-Kreis 60 Prozent. Ohne eine Förderung müsste die Stadt Köln 222.000 Euro bereitstellen.

Förderung aus dem Topf für Transformation der Kohlereviere

Das Geld soll aus der „Förderrichtlinie zur Stärkung der Transformationsdynamik und Aufbruch in den Revieren und an den Kohlekraftwerkstandorten“ kommen. Für die Machbarkeitsstudie muss deshalb ein entsprechender Förderantrag beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gestellt werden. „Es wurden bereits etliche Förderanträge eingereicht. Für den Rhein-Erft-Kreis und die Stadt Köln besteht daher eine zeitliche Notwendigkeit, frühestmöglich einen entsprechenden Förderantrag einzureichen“, heißt es in der Beschlussvorlage für die Politik. Je später das geschehe, desto unwahrscheinlicher könne die Studie umgesetzt werden, da zu einem späteren Zeitpunkt im Fördertopf keine finanziellen Mittel mehr zur Verfügung stehen werden.

Der Rhein-Erft-Kreis will die Arbeit überwiegend an ein Planungsbüro delegieren, welches das Vergabeverfahren durchführen und bei der Erstellung der Leistungsbeschreibung und der Bewertung sowie der Auswahl der Angebote unterstützen soll. Die Stadt Köln und der Rhein-Erft-Kreis gehen von einer Bearbeitungszeit der Machbarkeitsstudie von etwa zwei Jahren aus. Mit einem Ergebnis ist also frühestens Ende 2027 oder Anfang 2028 zu rechnen. Bis zu einem Baubeginn ist der Weg also noch sehr lang. Vor dem Jahr 2040  dürfte damit nicht zu rechnen sein.