Tod von Anthony BourdainKölner erinnern an Star-Koch

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Anthony Bourdain (l.) mit Tanja und Michele von der Fressbud am Eigelstein

Köln – Nur wenige Tage nach der Kölner Silvesternacht 2016 hatte der US-Moderator und Starkoch Anthony Bourdain Köln besucht. Am Eigelstein, wo nach den sexuellen Übergriffen auf Dutzende Frauen am Hauptbahnhof in der Folge Rekorderlöse mit dem Verkauf von Reizgas erzielt worden waren, besuchte Bourdain die Fressbud von Michele Avigliano und seiner Frau Tanja, die für ihren Spießbraten über die Stadt hinaus bekannt ist. 

„Total geschockt, dass er tot ist“

„Ich bin total geschockt, dass er tot ist", sagte Avigliano, als er vom Tod des Starkochs hörte, der sich am Rande von Dreharbeiten für seinen Sender CNN im Elsass das Leben nahm. „Er kam hier rein wie ein Typ von der Straße, hat Currywurst mit Pommes gegessen und locker mit uns geredet. Ein richtig sympathischer Typ."

Von der Malzmühle über Oma Kleinmann bis zur Fressbud aß und trank Bourdain sich durch Köln - und hatte für die Stadt nur Komplimente übrig: „In Köln sagen dir die Einwohner, ihre Stadt sei hässlich, aber das finde ich gar nicht. Sie ist bezaubernd schön. Die Stadt nimmt dich ein. Sie gibt dir das Gefühl, willkommen zu sein", sagte Bourdain. „Hier unterstützt man Kunst, für die man woanders in die Fresse bekommen würde."

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In der Malzmühle probierte Bourdain Kölsch, Himmel un Äd und Hämmche und sagte: „Gott versteck sich irgendwo darin." Zu Micheles Currywurst in der Fressbud war sein Fazit: „Besoffen oder nüchtern - gut ist gut." „Bei Oma Kleinmann“ kredenzte Küchenchef Olaf-Maria Wolf Gänseleberparfait mit Rotweinbackpflaumen sowie drei Schnitzel: Olaf Maria vom Kalb  (mit Kapern und Sardellen), Kölsche Art vom Schwein (gefüllt wie eine Roulade mit Speck, Zwiebeln, Gurke und Senf) sowie Schäl Sick vom Schwein (gefüllt mit Blutwurst). Sein Favorit: Schäl Sick. „Wir hatten nach der Lektüre seines Buchs Geständnisse eines Küchenchefs einen etwas wilden und extrovertierten Anthony Bourdain erwartet, aber er war ausgesprochen höflich und sehr angenehm ruhig, fast ein wenig schüchtern", sagt Oma-Kleinmann-Chefin Maureen Wolf.  „Sein Besuch war sehr aufregend für uns.“

Bei einer Karnevalssitzung verfolgte Bourdain einen Auftritt von Brings, bei Oma Kleinmann aß er Schnitzel. Die Kölschstangen hätten den Vorteil, dass das Bier anders als in großen Gläsern am Boden nicht warm werde. Lachend sagte er: „Ich mag die Eigenart gar nicht, wenn die Kellner ungefragt ein neues Bier bringen. Ich will gar nicht wissen, wie viele Bier ich schon hatte."

Bei Oma Kleinmann klärte man ihn dann auf, dass er der Bierdeckel auf die Kölschstange gehört, wenn Schluss sein soll. 

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