Universität KölnMitglieder der „Scientist Rebellion“ unterbrechen Vortrag von NRW-Ministerin Neubaur

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12 Mitglieder von „Scientist Rebellion“ unterbrachen den Vortrag von Mona Neubaur an der Universität zu Köln. Sie hielten dabei ein Banner mit der Aufschrift „Lützerath wurde sinnlos zerstört, Frau Neubaur“ in die Höhe.

12 Mitglieder von „Scientist Rebellion“ unterbrachen den Vortrag von Mona Neubaur an der Universität zu Köln.

Die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubauer hat einen Vortrag an der Uni Köln zur Energiewende in NRW gehalten.

Zwölf Mitglieder der „Scientist Rebellion“ haben am Montagabend (22. Januar) einen Vortrag von Mona Neubaur (Grüne) an der Universität zu Köln unterbrochen. Die nordrhein-westfälische stellvertretende Ministerpräsidentin sowie Landesministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie sprach zu dem Thema „Transformation und Energiewende im Industrieland NRW“.

In einem Video, das die Gruppe auf „X“ (vormals „Twitter“) veröffentlicht hat, ist zu sehen, wie zwei Mitglieder während des Vortrages von Neubaur vor die Zuhörerinnen und Zuhörer im Saal treten. Sie werfen der Ministerin vor, „den Braunkohle-Abbau ausgeweitet, Lützerath zerstört, die 1,5-Grad-Grenze gebrochen und friedlichen Protest untergraben“ zu haben.

Köln: Protestierende kritisieren Mona Neubaur bei Vortrag an Uni zu Köln

Außerdem halten weitere Mitglieder ein Banner hoch, auf dem steht: „Lützerath wurde sinnlos zerstört, Frau Neubaur“. Eine weitere Gruppe im Publikum hielt während des Vortrags von Mona Neubaur Buchstaben, die die Worte „Stop RWE“ und „End Coal“ formten, in die Höhe.

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Die Protestierenden kritisierten damit die Entscheidung Neubaurs, Anfang 2023, Lützerath räumen zu lassen und damit dem Braunkohletagebau den Weg zu ebnen. Sie appellierte damals an die Vernunft und sagte in Bezug auf die Protestierenden in Lützerath: „Am Ende wird es darum gehen, viel zu kommunizieren und ohne Gewalt Protest zu zeigen.“ Sie sprach außerdem von einem „schmerzlichen, aber notwendigen Schritt“. Zu dem Vorfall an der Uni Köln wollte sich Neubaur auf Anfrage dieser Zeitung nicht äußern.

Protestierende laut Moderator Roth nicht an Diskussion interessiert

Zu einer Diskussion sei es laut Steffen Roth, Direktor des Instituts für Wirtschaftspolitik der Uni Köln und Moderator des Abends, jedoch nicht gekommen. Zunächst sei er dazu bereit gewesen, den Anwesenden der Protestgruppe Zeit zu geben, um ihren Punkt machen zu können. Als sie jedoch begannen, abwechselnd vorzutragen und dabei wortwörtlich abzulesen, befürchtete er, der Rahmen könnte gesprengt werden, sagte Roth dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Er habe außerdem nicht das Gefühl gehabt, dass die Protestierenden Interesse an einem ernsthaften Gedankenaustausch gehabt hätten. „Vielmehr wurde die Gelegenheit genutzt, die Ministerin lautstark und plakativ zu beschuldigen“, sagte Roth, „Gestern ging es nicht um eine wissenschaftliche Debatte, sondern um politischen Protest“, zieht er als Fazit. Der Protest sei letztlich mit der Vereinbarung beendet worden, dass die Protestierenden nach ihrem kurzen Vortrag die Veranstaltung nicht weiter störten. An diese hätte sie sich laut Roth gehalten.

„Scientist Rebellion“ setzt auf zivilen Ungehorsam

Die „Scientist Rebellion“ bezeichnet sich als eine internationale Bewegung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Akademikerinnen und Akademikern aus mehr als 32 Ländern. Die Mitglieder teilen laut „Scientist Rebellion“ die Überzeugung, dass Forschung, Veröffentlichungen, Vorträge und Politikberatung allein nicht ausreichen, um ihre Erkenntnisse in Politik und Gesellschaft zu integrieren.

Stattdessen machen sie mit zivilem Ungehorsam und Protestaktionen auf sich aufmerksam. Auf dem Kölner Neumarkt hatten sie sich im vergangenen Jahr mit der „Letzten Generation“ solidarisiert und an deren Klimaprotest teilgenommen. 

Der Vortrag von Mona Neubaur war Teil der Ringvorlesung des Instituts für Wirtschaftspolitik. Die Reihe zielt darauf ab, gemeinsam mit den Referierenden wirtschaftspolitische Herausforderungen zu diskutieren und Perspektiven für die zukünftige Energiepolitik zu entwickeln.

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