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Wer kam, wer gingWas sich 2025 auf den Kölner Einkaufsstraßen getan hat

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06.11.2025 Köln. Eröffnung einer Douglas Filiale auf der Schildergasse. Foto: Alexander Schwaiger

Im September eröffnete Douglas einen Flagshipstore auf der Schildergasse.

Wir haben zusammengestellt, wie sich Hohe Straße, Schildergasse und Ehrenstraße entwickelt haben.

Auf der Hohe Straße sind in diesem Jahr tatsächlich Helden eingezogen. Einer der wenigen Neuzugänge auf der von Leerständen und Umbauten geprägten Einkaufsstraße ist der Laden „Toys und Helden“, das Vintage-Spielzeug von Märklin bis Star Wars anbietet. „Wir verkaufen hier Kindheitserinnerungen“, sagt Gründer Marc Kniffka. Und die hochfrequentierte Hohe Straße sei dafür der ideale Standort. Die derzeitige schwierige Situation mit vielen Baustellen und Billig-Zwischennutzungen habe er natürlich wahrgenommen. Aber die Lage sei nicht zu schlagen. Denn jeder, der vom Dom oder Hauptbahnhof kommt, muss hier vorbei.

Marc Kniffka (l.) gründete den Laden „Toys und Helden“ auf der Hohe Straße, Sabrina Aden (Gründerin) und Andreas Köhn unterstützen ihn.

Marc Kniffka (l.) gründete den Laden „Toys und Helden“ auf der Hohe Straße, Sabrina Aden (Gründerin) und Andreas Köhn unterstützen ihn.

Ansonsten halten sich die guten Nachrichten in Grenzen. Neu hinzugekommen sind eine Niederlassung von „Hi Life“-Modeschmuck, der bisher nur im Centro Oberhausen vertreten war, und ein weiterer Kiosk. Die größte positive Nachricht, wenn auch nicht aus dem Einzelhandelsbereich: Der Übergangsstandort der Zentralbibliothek öffnete im Oktober nach langem Umbau und mehreren Zwischenphasen vollständig. Die Bibliothek soll zur Stabilisierung der Straße beitragen, neue Nutzerschichten anziehen.

Starbucks zieht auf die Hohe Straße

Für das kommende Frühjahr ist der Einzug einer großen Starbucks-Filiale angekündigt. In dem seit rund zwei Jahren leerstehenden Gebäude an der Ecke Hohe Straße/Brückenstraße wird die Kaffee-Kette auf zwei Etagen 260 Quadratmeter belegen. Auch Außengastronomie in der Brückenstraße ist geplant.

Alles zum Thema Ehrenstraße

Ansonsten scheint Stillstand zu herrschen – jedenfalls von außen betrachtet. Das Problem: Viele der Häuser sind in keinem guten Zustand, haben die falschen Zuschnitte und sind deshalb unattraktiv. Doch im Hintergrund passiere bereits jede Menge, sagt Thomas Nandzik, bei den Immobilienberatern von Savills für den Einzelhandel in der Kölner City zuständig. Er beobachtet die Entwicklung seit Jahrzehnten. „In den nächsten Jahren wird sich auf der Hohe Straße viel verbessern“, sagt er.

Er zählt auf der Hohe Straße 13 Leerstände oder Vakanzen (der Mieter ist noch drin, möchte aber ausziehen), wobei allerdings für zehn davon schon Um- und Neubauplanungen bestehen. „Viele Immobilien werden angefasst. Es wird umgebaut – jedoch meistens erst, wenn es schon einen Mieter gibt.“ Interessenten für den Standort gebe es nach wie vor, doch wegen des derzeitigen Erscheinungsbildes der Straße scheuten viele davor zurück, den ersten Schritt zu machen. „Ein großer Player müsste den Anfang machen, das wäre ein Ausrufezeichen.“

So soll das riesige Mediamarkt-Gebäude nach dem Umbau aussehen. Begonnen wird allerdings erst 2027.

So soll das riesige Mediamarkt-Gebäude nach dem Umbau aussehen. Begonnen wird allerdings erst 2027.

Einige Projekte werden die Hohe Straße auf Jahre in eine Baustelle verwandeln: Das Mediamarkt-Gebäude, der größte Komplex auf der schmalen Straße, wird nach dem Auslaufen des Mietvertrags mit dem Mediamarkt ab 2027 komplett umgebaut. Das ehemalige Mantelhaus Goertz wird ebenfalls umgestaltet, schräg gegenüber an der Ecke Große Budengasse werden mehrere kleine Gebäude, unter anderem das ehemalige Schuhhaus Raphael, abgebrochen und das Grundstück neu bebaut. Beides soll bis 2027 fertiggestellt sein. Hier ist also Geduld gefragt.

Miete auf der Hohe Straße ist gesunken

Der Zustand der Hohe Straße wirkt sich auch auf die Miete aus – der Quadratmeterpreis liegt nach den letzten Daten der Immobilienmakler Greif & Contzen hier bei 140 Euro, auf der Schildergasse aber bei 225 Euro. Dort ist die Lage stabil. Im September gab es lange Schlangen, Luftballons und Musik zur Eröffnung eines Douglas-Flagshipstores im umgebauten Gebäude an der Ecke An St. Agatha. „Wir haben einen einstelligen Millionenbetrag in die neue Filiale investiert. Der Standort ist ideal. Die Schildergasse zählt für uns zu den absoluten Top-Standorten in Deutschland“, sagt Veit Weiland, Geschäftsführer für Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Die japanische Modemarke Uniqlo wechselte von der Hohe Straße auf die Schildergasse.

Die japanische Modemarke Uniqlo wechselte von der Hohe Straße auf die Schildergasse.

Die japanische Modemarkt Uniqlo zog im September mit Trommelklängen von der Ecke Hohe Straße/Gürzenichstraße an die Schildergasse gegenüber Galeria Kaufhof um. Weil dieser Standort „prominenter“ sei, so die Geschäftsführung.

Schuhhändler Deichmann ist in einen Neubau auf die Ecke Herzogstraße umgezogen. Das große ehemalige Ladenlokal wird derzeit zwischengenutzt und soll ab dem Beginn des kommenden Jahres umgebaut und 2027 fertig werden. Ein Mieter für die Einzelhandelsfläche sei bereits gefunden, wie Claudia Pannhausen vom Kölner Architekturbüro Pannhausen und Lindener sagt. Öffentlich kommuniziert werden dürfe er aber noch nicht. „Dass die Fläche schon vor der Fertigstellung vermietet ist, zeigt, wie attraktiv moderne Gebäude auf der Schildergasse sind.“

Weiterhin eine der stabilsten Lagen in der Innenstadt ist die Ehrenstraße. Hier kamen in diesem Jahr unter anderem ein Laden der Sportartikelmarke New Balance dazu. Und da die Straße auch immer für Experimente gut ist, eröffnete in der Vorweihnachtszeit ein „Harry Potter“-Pop-up-Store.

Leichte Erholung ist auf der Mittelstraße zu beobachten, die einst als die feinere Adresse in Köln galt, aber immer mehr feine Adressen verlor. Hier siedelte sich der Online-Händler Westwing an. „Die Mittelstraße bietet das ideale Umfeld, um unsere Premium-Positionierung zu unterstreichen“, sagt Andreas Hoerning, Geschäftsführer des Spezialisten für Inneneinrichtung. „Die physische Präsenz soll die Markenwahrnehmung in Westdeutschland stärken“ – und dafür ist Köln immer noch einer der bevorzugten Orte.