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Zirkusmuseum für Köln?OB Reker benennt Neumarkt um – Premiere am Donnerstag

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Ein Roncalli-Zirkusmuseum in Köln scheint möglich.

Köln – Der Traum vom Zirkusmuseum könnte für Bernhard Paul, Gründungsdirektor vom Circus Roncalli, doch noch wahr werden. Seit zehn Jahren will er dies im Roncalli-Winterquartier in Mülheim umsetzen. Noch vor wenigen Tagen hatte er sich in einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ beschwert: „Die fertigen Pläne liegen in den Schubladen, die Finanzierung steht, die Qualität der Sammlung ist einmalig und überragend. Aber die Stadt Köln kommt nicht aus dem Quark.“ Und grinsend fügte er an: „Eines ist sicher: Wenn ich die Genehmigung von Frau Reker erst nach meinem Tod kriege, dann spreche ich kein Wort mehr mit ihr.“

Seitdem scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Auf Anfrage dieser Zeitung sagt die von Paul ob ihrer Tatenlosigkeit kritisierte Oberbürgermeisterin Henriette Reker: „Die Idee des Zirkusmuseums ist nicht nur eine Bereicherung für das rechtsrheinische Köln, sondern auch für die gesamte Stadt. Es haben Gespräche zwischen Mitarbeitern der Verwaltung und der Geschäftsführung von Roncalli stattgefunden. Ich bin zuversichtlich, dass wir zu einem guten Ergebnis für alle Beteiligten kommen werden.“

Bernhard Paul hatte gegenüber dieser Zeitung erläutert: „Für ein Museum bräuchte ich mehr Grund. Hinter unserem Grundstück ist eine brachliegende Wiese, die in den Plänen einbezogen ist.“

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Kölner Stadt seit mehreren Jahren mit Roncalli-Vertretern im Gespräch

Dazu äußert sich die Stadt auf Anfrage wie folgt: „Die Verwaltung ist bereits seit einigen Jahren in Gesprächen mit Vertretern und Vertreterinnen des Circus Roncalli, um eine bauliche Entwicklung am Stammsitz des Circus Roncalli am gleichnamigen Circus-Roncalli-Weg zu ermöglichen. Ziel der Überlegungen von Roncalli ist es, die unterschiedlichen Standorte im Kölner Stadtgebiet am Stammsitz zusammenzuführen. Um die Standorte zusammenführen zu können, benötigt Herr Paul passgenaues Planungsrecht, einen Bebauungsplan, der dies zulässt. Das heißt, es wird Planungsrecht in Form eines Bebauungsplans benötigt.“

Der Stadtentwicklungsausschuss habe in seiner Sitzung im Juli 2017 den Beschluss zur Einleitung eines Vorhabenbezogenen Bebauungsplanverfahrens für dieses Projekt gefasst, Vorhabenträgerin sei Roncalli, so teilt die Stadt mit. Und weiter: „Die besondere Herausforderung bei diesem Projekt ist die Lage des zu entwickelnden Grundstückes.“ Es liege im Hinterland und sei verkehrlich weniger günstig angebunden an die Berliner Straße oder den Circus-Roncalli-Weg.

Verschiedene Szenarien zur Erschließung des Geländes – und zwar für die Lkw des Circus – würden untersucht. „Die verkehrlich sinnvollste Anbindung, so auch bislang in dem Entwurf des zukünftigen Vorhabenbezogenen Bebauungsplanes angelegt, führt über ein Grundstück, welches sich weder in städtischem Eigentum noch im Eigentum der Bernhard Paul Traumfabrik GmbH befindet. An der zentralen Fragestellung der Anbindung dieses Areals hängt das Bebauungsplanverfahren derzeit fest.“ Wem das Grundstück gehört, teilte die Stadt nicht mit. Insider vermuten, der Besitzer sei die Deutsche Bahn.

Bauantrag liegt der Stadt Köln nicht vor

Bezogen auf die Museumspläne ergänzt die Stadt: „Um Herrn Paul in einer ersten Bauphase auf dem heutigen Gelände seinem großen Wunsch nach einem Museum nachzukommen, hat die Verwaltung von dem von Herrn Paul beauftragten Architekten eine Machbarkeitsstudie begleitet. Danach könnte unabhängig von dem oben angeführten Bebauungsplan dieses Museum entstehen. Dafür muss jedoch ein Bauantrag eingereicht werden, der der Stadt aktuell noch nicht vorliegt.“

Dem Bauaufsichtsamt liegt also kein Bauantrag vor. Darauf angesprochen, sagt Roncalli-Chef Bernhard Paul, dass es wenig sinnvoll sei, einen Bauantrag zu stellen, der auch ein Grundstück beträfe, das einem nicht gehören würde. Für Mai sind erneut Abstimmungsgespräche zwischen  Roncalli und der Stadtverwaltung geplant, von denen man sich „wesentliche Impulse für die Fortentwicklung des Vorhabens“ erhofft.

Anlässlich des Gastspiels des Circus Roncalli auf dem Neumarkt – Premiere ist an diesem Donnerstag, 7. April – trafen sich am Mittwoch Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Bernhard Paul zur symbolischen Umbenennung des Neumarkt in „Roncallimarkt“. Dabei outete sich Reker als langjähriger Roncalli-Fan: „Mich hat immer fasziniert, in diese Zauberwelt abtauchen zu können. Diese Leidenschaft, die die Menschen trotz aller Sorgen und Nöte mitnimmt auf eine Reise zum Regenbogen.“ Roncalli sei gesellschaftspolitisch wirksam.

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Angesprochen auf die Möglichkeit eines Zirkusmuseums gab sie sich vorsichtig optimistisch: „Wenn ich zaubern könnte, stünde ich bei Herrn Paul in der Manege“, sagte sie lachend, versprach aber, das Projekt unterstützen zu wollen. „Am 20.Mai werde ich 75 Jahre alt, das wäre doch ein schöner Termin“, sagte Bernhard Paul, den die OB daraufhin spontan für diesen Tag ins Rathaus einlud. Der Zirkusdirektor beschwor das gemeinsame Faible für die Beatles und erzählte von den Kostümen der Fab Four in seiner Sammlung. Reker wiederum erinnerte sich mit leuchtenden Augen an die Blumen, die sie bei jedem New York-Besuch vor dem Dakotahouse niedergelegt habe – in Memoriam John Lennon.  „Imagine“, sagte Bernhard Paul, „gemeinsam werden wir Berge versetzen.“

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